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Uri

In Altdorf gibt's Cordon bleus über die Gasse

Das Restaurant Kreuz hat kurzerhand einen Take-away aufgezogen. Die Bestellungen übertreffen die Erwartungen bei weitem.
Restaurant Kreuz in Altdorf. Wirt und Koch Beat Infanger brutzelt für seinen Take-away 60 bis 80 Gordon bleus pro Tag (Bild: Urs Hanhart (Altdorf, 5. April 2020))
Wirt und Koch Beat Infanger des Restaurants Kreuz in Altdorf brutzelt derzeit 60 bis 80 Cordon bleus pro Tag. (Bild: Urs Hanhart (Altdorf, 5. April 2020))

Urs Hanhart

Urs Hanhart

Seit 22 Jahren betreiben Hildegard und Beat Infanger das Restaurant Kreuz in Altdorf, das sich vor allem durch eine grosse Cordon-bleu-Auswahl einen Namen gemacht hat. Nun sieht sich das Wirtepaar mit einer völlig neuen Situation konfrontiert. Das Restaurant musste Mitte März, genau gleich wie alle anderen Gastro-Betriebe in der Schweiz, aufgrund der Coronakrise geschlossen werden. Wie lange die Zwangspause dauert, ist noch völlig ungewiss. «Für uns ist die Schliessung zwar hart und einschneidend. Aber der Bundesrat hat sicherlich die richtige Entscheidung getroffen. Das musste sein», zeigt die Wirtin Verständnis.

Die Töchter gaben den Anstoss

Immerhin herrscht im «Kreuz» doch noch etwas Betrieb. Seit dem 20. März gibt es dort nämlich quasi als kurzfristige Lösung von Mittwoch bis Sonntag einen Take-away. «Die Idee und der Anstoss, ein solches Angebot aufzuziehen, stammte von unseren Töchtern. Sie haben uns auch bei der Umsetzung sehr gut unterstützt», verrät Beat Infanger, und er fügt noch an: «Eigentlich bin ich erstaunt, dass es im Kanton Uri nicht mehr Restaurants gibt, die von dieser Möglichkeit Gebrauch machen. Mit den Einnahmen aus dem Take-away können wir die laufenden Kosten decken.» Gegenüber Pächtern haben die «Kreuz»-Betreiber den Vorteil, dass sie Eigentümer des Restaurants sind, was die Fixkosten reduziert.

«Wir erhalten eine sehr gute Unterstützung, nicht nur von unseren Stammgästen, sondern auch von neuen Kunden. Das Take-away-Angebot wird sehr geschätzt», erklärt der Wirt und Koch Beat Infanger. Und seine Frau ergänzt noch: «Die Reaktionen sind sensationell.»

Nachfrage übertrifft Erwartungen deutlich

Die Take-away-Karte umfasst fünf verschiedene Cordon bleus, zwei Salate und Pommes frites als Beilage. Daneben gibt es auch noch einen Fitnessteller. Zudem sind die Cordon bleus auch als Grossvariante erhältlich. Zum Konzept sagt Infanger: «Die Bestellung erfolgt telefonisch. Wir vereinbaren dann mit dem jeweiligen Kunden einen Abholtermin. Durch die Staffelung können wir die Sicherheitsregeln gut einhalten. Es kommt zu keinen Warteschlangen.» Pro Tag werden im Schnitt 60 bis 80 Cordon bleus gebraten. An den Wochenenden sind es teilweise sogar noch mehr. «Diese grosse Nachfrage hat uns positiv überrascht. Damit hätten wir nicht gerechnet», bekennt der Koch. Trotzdem kommt das «Kreuz» nur auf etwa einen Drittel des normalen Umsatzes.

Das Restaurant Kreuz zählt ein Dutzend Mitarbeiter. Wegen des deutlich reduzierten Betriebs ist für einen Teil des Personals Kurzarbeit angemeldet worden. Um über die Runden zu kommen, haben die Infangers via Rettungsschirm des Bundes über ihre Hausbank einen Kredit beantragt. «Alles geht schnell und unbürokratisch, was sehr gut ist», so der Wirt. Wie lange könnte das «Kreuz» die jetzige Situation noch durchhalten? Diese Frage beantwortete Hildegard Infanger so: «Das ist schwierig abzuschätzen. Bis Ende Mai sicher. Ich bin aber zuversichtlich, dass wir auch eine lange Schliessung überstehen könnten und nicht in Konkurs gehen würden.»

Lieferanten sollen bezahlt werden

Die Wirtin findet es toll, dass sie mit einer sehr kulanten Bierbrauerei zusammenarbeiten darf. «Appenzeller Bier nahm alle Tanks, die wir an Lager hatten, zurück und vergütete uns alles. Das war eine sehr generöse Geste. Diesbezüglich hatten wir Glück.» Die Infangers legen grossen Wert darauf, ihre Lieferantenrechnungen weiterhin zahlen zu können. Ansonsten drohe eine verheerende Kettenreaktion. «Ich hoffe sehr, dass alle unsere Lieferanten diese Krise überstehen», so die Wirtin.

In ihrem Take-away sehen die Infangers eine Übergangs- beziehungsweise Notlösung. «Denkbar ist allenfalls, dass wir dieses Angebot in schwächeren Zeiten weiterführen. Aber es ist eher unwahrscheinlich, wenn wieder der Normalbetrieb in unserem Restaurant einkehrt», erklärt der Wirt.

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