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Uri

Für «Donnschtig-Jass» nimmt er sogar frei

Er selber jasst selten, und schon gar nicht den «Differenzler», sondern den Schieber. Trotzdem ist er schon fast zweimal um die Welt gefahren, um die «Differenzler»-Jasser live mitzuverfolgen. Werner Walker erklärt weshalb.
Werner Walker aus Altdorf besucht seit bald 30 Jahren jede «Donnschtig-Jass»-Sendung in der ganzen Schweiz. (Bild: Bruno Arnold, Altdorf, 8. August 2018)

Bruno Arnold

Der Mann trägt jedes Mal sein leuchtend gelbes T-Shirt mit dem Uri- stier auf der Brust. Auch der gelbe «Schupf» auf dem Kopf – mit dem aufgestickten Urner Wappentier – darf nie fehlen. Regelmässige «Donnschtig-Jass»-Zuschauer kennen ihn längst: Werner Walker aus Altdorf gehört zum wöchentlichen SRF-Event wie das Amen in die Kirche. Seit gut 30 Jahren lässt er keine der sommerlichen Livesendungen aus. Rund 200 Mal dürfte er mittlerweile dabei gewesen sein – immer inklusive Proben, Durchlauf und Livesendung. Pro Jahr kommen im Schnitt jeweils rund 2500 Autokilometer zusammen. Mittlerweile hat der 61-jährige Altdorfer schon fast zweimal die Erde umrundet, um die Sendungen live zu verfolgen.

Immer nach dem gleichen Muster

Im Juli und im August ist der «Donnschtig-Jass» Woche für Woche in einer anderen Schweizer Ortschaft zu Gast. Doch nicht nur Moderator Roman Kilchsperger und seine Crew reisen für die Sendungen um die halbe Schweiz. Auch Werner Walker. Das geschieht immer nach dem gleichen Muster: Morgenkaffee und Gipfeli im «Egghus» zusammen mit seiner Frau, dann rein ins Auto, ab zum Sendeort und nach der Sendung wieder ins Auto und zurück nach Altdorf – oder nach Thun. Dort arbeitet er als Spezialhandwerker bei der Ruag Ammotec. Während der Woche wohnt er im Berner Oberland. «Ich habe noch nie am Sendeort übernachtet», erklärt Walker. «Oft gibt es nur noch wenige Stunden Schlaf, bis der Wecker schrillt und ich schon wieder ‹i d’Büdä› muss.»

Allein an den Sendeort, aber reservierte Plätze

«Meine Frau kommt nicht mit. Der Donnerstag ist mein Kollegentag», erklärt Walker. Er plant seine Ferien so, dass drei bis vier Sendungen in diese Zeit fallen. Hinzu kommen drei bis vier Donnerstage, an denen er extra frei nimmt. Am Sendeort sitzt Walker dann stets mit den gleichen Leuten am Tisch. «Das Fernsehen reserviert uns diese Plätze seit Jahren», sagt Walker stolz. Sogar Moderator Roman Kilchsperger staunt: «Das Verrückte ist, dass Werni und seine Kameraden immer schon ab Mittag auf dem Platz sind. Bei jedem Wetter. Ganz ehrlich: Ich würde mir das nicht antun.»

Auch wenn es stürmt oder in Strömen regnet: Walker und Co. lassen sich die gute Laune nie verderben. Und: Regenschirme sind tabu, auch für Leute, die sich an den Tisch der eingefleischten «Donnschtig-Jass»-Fans rund um Walker setzen wollen. «Wir akzeptieren nur wetterfeste Leute ohne Schirme. Es gibt schliesslich Pelerinen. Aus Plastik und durchsichtig, damit man das gelbe T-Shirt und den gelben ‹Schupf› auch immer erkennt», sagt er – und schmunzelt. «Ich will schliesslich in der ganzen Schweiz für Uri Werbung machen.»

Walker reist aber nicht des «Differenzlers» wegen in jede Ecke der Schweiz. Die Faszination «Donnschtig-Jass» hat andere Gründe. «Die Atmosphäre ist immer super. Man lernt interessante Leute kennen, vom jungen Fräulein bis hin zum 90-jährigen Grosstädi», sagt er. Ein weiterer Grund: «Uri kenne ich in- und auswendig. Dank der Fahrten zu den Fernsehsendungen lerne ich die Schweiz besser kennen. Am liebsten fahre ich ins Wallis oder in Bündnerland.»

Roman Kilchsperger hat eine Vermutung: «Ich glaube, Werni will den ‹Donnschtig-Jass› gar nicht in Uri haben. Er ist ein Reisender, gelockt von fremden Dörfern und deren Menschen. Dank ihm ist ‹Uri› ja immer dabei.» Walker widerspricht: «Ich würde mir ab und zu eine Urner Gemeinde als Austragungsort wünschen, aber nicht der kurzen Anreise wegen.» Sondern? «Die Urner ‹blöffen› oft, sie seien die besten Jasser. Aber offenbar haben sie ‹keis Couragi›, sich zu melden, weil sie offenbar die Niederlage fürchten. Doch das gehört auch zum Jassen.»

Walkers «Geheimwaffen» gegen die Müdigkeit

Gegen die Müdigkeit beim (Heim-)Fahren hat er ein paar Tricks. Er hört seine Lieblingsmusik ab CD: Ösch’s die Dritten, Beatrice Egli, Calimeros, Trauffer , diverse Ländlerformationen – oder Radio Central. Trick 2: Bevor er wieder nach Hause fährt, kauft er noch eine Wurst, packt sie in eine Spezialfolie ein, damit sie schön warm bleibt, und hält dann auf einem Rastplatz an, um sie zu essen und dazu ein alkoholfreies Bier zu trinken. Er nennt aber noch eine weitere «Geheimwaffe» gegen Müdigkeit. Angewendet hat er sie erst unlängst auf der Heimfahrt vom Engadin – nach (hin und zurück) fast neun Stunden im Auto und nur wenige Kilometer von Altdorf entfernt. «Ich bin ausgestiegen, habe ‹zwee, drii Schnupf üfäzärrt›, dann war ich wieder wach.»

Noch steht nicht fest, ob Roman Kilchsperger als «Donnschtig-Jass»-Moderator aufhört. «Ich würde es bedauern. Roman ist der Beste. Der Witzigste, immer für einen Spass zu haben. Und er redet mit jedem», sagt Walker, der mit Kilchsperger per Du ist. Er hat ihm sogar schon aus der Patsche geholfen: Als der SRF-Mann erst im allerletzten Moment zu den Proben am Sendeort eintraf, chauffierte der Urner dessen Auto in die Hotelgarage. «Ououou, der Roman hatte aber ‹gheerig› Gottvertrauen», meint Walker. «Ich bin vorher noch nie mit einem ‹Automaten› gefahren.»

Auch Monika Fasnacht, die Vorgängerin von Kilchsperger, sei «nicht schlecht» gewesen, halt einfach weniger persönlich. Aber auch Fasnacht hat Walker offenbar vertraut: «Sie hat mir einmal ihren Hund Simba zum Aufpassen gegeben.»

Angefangen hat alles mit Kliby und Caroline

Den «Donnschtig-Jass gibt es seit 1984. Walker hat schon die von Jürg Randegger moderierten Sendungen angeschaut. «So richtig gepackt hat es mich aber erst, als Kliby die Sendung moderierte.» Der Thurgauer Bauchredner tourte damals mit seiner vorwitzigen Esel-Puppe Caroline in einem klassischen Postauto durch die Schweiz. Walker reiste mit seinen beiden noch nicht schulpflichtigen Kindern nach Näfels, um den «Donnschtig-Jass» respektive Kliby und Caroline live zu erleben. «Da hat es mich richtig gepackt.» Seither hat ihn die Sendung nicht mehr losgelassen. Auch heute wird er wieder dabei sein, beim letzten «Donnschtig-Jass» 2018 in Heiden AR. «Dorthin ist es im Vergleich zu La Punt ein Katzensprung», sagt Walker. «In gut zwei Stunden sollte ich dort sein.»

Auch als Promijäger ist er unterwegs

Wo hat Walker die bisher schönste Sendung erlebt? Er muss nicht studieren: «2016 in Küssnacht. Der grosse Platz und das Panorama, einfach einmalig, und dazu Anita Buri.» Walker zeigt ein Bild, auf dem er seinen Arm um die Ex-Miss-Schweiz legt. «Fotos mit den Promis gehören dazu. Genau so wie deren Unterschriften auf meinen T-Shirts natürlich. Es sind sicher mehrere hundert, von Doris Leuthard über Beatrice Egli und Peach Weber bis hin zu Schwingerkönig Kilian Wenger oder Fernsehmoderator Nik Hartmann.

Und was, wenn Gefahr droht, dass die schwarzen Unterschriften das leuchtende Gelb zum Verschwinden bringen? Walker lächelt verschmitzt: «Vielleicht zahlt mir der Kanton ja «‹äs nyyws Liibli›», damit ich weiterhin Werbung für Uri machen kann.»

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