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Uri

Dirigent will mit Urner Orchester die Grenzen ausloten

Über 50 Bläser und Perkussionisten haben seit Montag in Näfels unterschiedliche Melodien und Rhythmen eingeübt. Jetzt wollen sie in Altdorf ein musikalisches Feuerwerk zünden.
Dirigent Sandro Blank bei einem Konzert mit dem Jugendblasorchester Luzern.
(Bild: Arthur Häberli, Luzern, 3. Juni 2017)
Während einer Woche bereiten sich die Musikanten auf das Abschlusskonzert in Altdorf vor. (Bild: Bruno Arnold, Näfels, 10. Oktober 2018)

Bruno Arnold

Bruno Arnold

In der Lintharena in Näfels haben üblicherweise Schwimmen, Klettern, Schiessen oder Volleyball erste Priorität. Doch aktuell dominiert dort Blasmusik. Wo man sich im Glarner Sport- und Freizeitzentrum auch bewegt, immer wieder hört man Melodien aus «The Lion King» von Elton John, aus der «Sixth Suite For Band» von Alfred Reed oder aus dem «Marimba Concerto» von Satoshi Yagisawa. Und auch «Bond … James Bond» macht in diesen Tagen in Näfels seine Aufwartung, zumindest musikalisch – im Arrangement von Stephen Bulla. Unter der Anleitung von Profimusikern wird im Urner kantonalen Blasorchesterlager in den einzelnen Registern schliesslich auch an «A Joyful Fanfare» von Franco Cesarini und am Konzertmarsch «Everest» von Jacob de Haan gearbeitet. Das erklärte Ziel der gut 50 Teilnehmer: Sie wollen am Samstag im Theater Uri ein musikalisches Feuerwerk zünden und dem Publikum mit den erwähnten Werken ein gehörfälliges Abschlusskonzert bieten.

Die Bläser und Perkussionisten stammen hauptsächlich aus dem Kanton Uri. Sie sind zwischen 16 und 71 Jahre alt. Mit dabei sind sowohl Profimusiker genau so wie Laien. Auch die Palette der ehemaligen oder aktuellen beruflichen Tätigkeiten der Teilnehmer ist vielfältig. Mit dabei sind etwa ein ehemaliger Chefarzt, ein alt Bundesrichter, ein pensionierter Schulinspektor, ein langjähriger Generalsekretär, ein erfahrener Geomatiker oder auch eine angehende Pflegefachfrau – um nur einige wenige zu nennen. Sie alle verbindet aber in diesen Tagen eine Gemeinsamkeit: die Freude an der Blasmusik.

Niveau bei Wahl der Literatur berücksichtigt

Als Gastdirigent amtiert – wie bereits 2016 – der 32-jährige Ausserschwyzer Sandro Blank. Dass er in Näfels nicht mit einem Höchstklassorchester arbeitet, sondern grösstenteils mit Leuten aus 2.-, 3.- und 4.-Klasse-Vereinen, stellt für den Profimusiker kein Problem dar. «Ich habe inzwischen in mehreren Urner Blasorchesterlagern Erfahrungen sammeln können und bin mir bewusst, dass die Schere riesengross ist, was das musikalische Niveau angeht. Das haben wir aber bei der Wahl der Literatur berücksichtigt», betont Blank. «Die Teilnehmer sollen gefordert, aber nicht überfordert werden.» Er könne relativ gut abschätzen, was innerhalb einer Woche möglich sei und was nicht, was man herausholen könne und wo man auflaufe. «Ich versuche, die Grenzen auszuloten, aber auch nicht rücksichtslos zu insistieren, wenn es einfach nicht mehr geht.» Er wolle möglichst alle ins Boot holen, sagt Blank. Für ihn heisst das: «Möglichst alle Musikanten sollen möglichst alle Stellen spielen.» Und er betont: «Wenn es mir gelingt, dass jeder in der Lagerwoche sein maximales Potenzial ausschöpft und vielleicht sogar über sich hinauswächst, dann habe ich mein Ziel erreicht.»

«Die Teilnehmer sollen gefordert, aber nicht überfordert werden.»

Sandro Blank, Dirigent


Heterogenität als Plus betrachtet

Blank sieht in der heterogenen Zusammensetzung des Korps, das er während der Lagerwoche leitet, aber auch ein grosses Plus: «Die Teilnehmer opfern zum Teil sogar eine ganze Ferienwoche. Das heisst: Sie wollen möglichst viel lernen, legen eine fast professionelle Einstellung an den Tag, arbeiten diszipliniert und zielgerichtet, aber auch mit einem gesunden Ehrgeiz.» Blank bedauert eigentlich nur, dass sich eher wenig Jüngere für eine Teilnahme am Lagern begeistern konnten. «Das täte diesem Projekt speziell gut», glaubt der Profi.

Lehrreich und eine ganz spezielle Erfahrung

Dass die Registerleiter am Konzert mitspielen, sieht Blank als grossen Vorteil: «Einerseits tragen sie das Korps, anderseits können sich die Laien an den Profis orientieren, wenn sie rhythmische oder technische Probleme haben. Und sie können sich darauf verlassen, dass auch die schwierigsten und transparentesten Stellen perfekt kommen», so der Dirigent. «Das beruhigt gerade die weniger routinierten Musikanten im Ad-hoc-Orchester.» Mit Profis zu musizieren, sei nicht nur sehr lehrreich, sondern auch eine nicht alltägliche Erfahrung für viele der Lagerteilnehmer. Blank ist überzeugt: «Wer am Lager teilnimmt, macht mit Sicherheit Fortschritte. Dies wiederum wirkt sich positiv auf die Vereine aus, in denen die Musikanten während des Jahres mitspielen.»

Engagement verdient Grossaufmarsch

Blank ist überzeugt, dass das Publikum am Samstag «ein gehörfälliges Programm» vorgesetzt bekomme, das auch junge Zuhörer anspreche. «Das Engagement der Lagerteilnehmer beeindruckt mich wirklich sehr. Sie verdienen einen grossen Publikumsaufmarsch.»

Das Abschlusskonzert des Urner kantonalen Blasorchesterlagers findet am Samstag, 13. Oktober, 20 Uhr, im Theater Uri statt. Der Eintritt ist frei (Türkollekte).

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