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Uri

«Die Nähe Gottes ist wichtiger denn je» – Pfarrer bereiten sich auf schwierige Adventszeit vor

Mit dem 1. Advent beginnt die vorweihnachtliche Zeit. Da gehen auch jene in die Kirche, die das unter dem Jahr seltener machen. Doch in Coronazeiten gestaltet sich dies schwierig.
Volle Säle mit vielen Gläubigen sind in der diesjährigen Adventszeit nicht möglich. Im Bild: Gottesdienstfeier der Chilä im griänä Hüüs. (Archivbild: PD)
Pfarrer German Betschart (Bild: Markus Zwyssig (Schattdorf, 27. November 2020))
Thomas Mauerhofer, Pfarrer der Freikirche Chilä im griänä Hüüs freut sich auf die Adventszeit. (Bild: PD)
Findet dieses Jahr nicht statt: Die Feier Bethlehem in Altdorf in der Altdorfer Freikirche. (Bild: PD)

Nino Gisler

Nino Gisler

Nino Gisler

Nino Gisler

Maskenpflicht, beschränkte Personenzahl bei Gottesdiensten, abgesagte Adventsmärkte: Es ist schwierig, in besinnliche Weihnachtsstimmung zu kommen. Der Adventsauftakt am Sonntag scheint ein wenig getrübt. Trotz der heuer etwas speziellen Umstände rund um Corona freut sich German Betschart, Pfarrer von Schattdorf, aber auf die Adventszeit.

Thomas Mauerhofer, Pfarrer der evangelischen Freikirche Chilä im griänä Hüüs in Altdorf, schliesst sich dem an. «Ich bin dankbar, dass wir uns überhaupt treffen dürfen.» Gerade in diesem Jahr sei die Hoffnung, welche Jesus bringt, besonders wichtig. Dennoch: Innerhalb wie auch ausserhalb der Kirche gibt es viel weniger Begegnungsmöglichkeiten. Das beschäftigt die Pfarrer.

Die strengen Coronamassnahmen und die damit einhergehende Beschränkung der Personenkapazität hat Folgen. Bislang blieb der grosse Ansturm in der Kirche Maria Himmelfahrt in Schattdorf aus, so Betschart. Mit der aktuellen 30-Personen-Regel könne man relativ gut umgehen. Trotzdem: «Wir hatten auch Gottesdienste, wo der eine oder andere wieder nach Hause gehen musste, weil die Kirche belegt war.» Kurt Rohrer, Kirchenratspräsident der evangelisch-reformierten Landeskirche Uri, hält dazu fest: «Wir mussten feststellen, dass viele ältere Personen zu Hause bleiben. Vor allem bei den Seniorennachmittagen verzeichnen wir einen Rückgang der Besucher.» Das werde sich über die Weihnachtstage womöglich nicht gross ändern.

Auch Mauerhofer rechnet in der Adventszeit mit keinem erheblichen Ansturm von Besuchern: «Bei uns sind die Besucherzahlen an Weihnachten nicht viel höher als an anderen Sonntagen.» Generell seien die Freikirchen wohl weniger stark von Corona betroffen als die Volkskirchen, vermutet Mauerhofer und startet sogleich einen Erklärungsversuch: «Bei uns geschieht sehr vieles in kleineren Gruppen, die sich unter der Woche treffen. Und das ist ja weiterhin möglich.» Er ergänzt:

«Die Kirche lebt im Kleinen.»

Trotzdem gebe es Einschränkungen, denen auch er nachtrauert: «Uns schmerzt besonders, dass wir nicht singen dürfen.» Weiterhin werde aber eine Musikgruppe den Gottesdienst begleiten.

Viele Anlässe mussten abgesagt werden

Bereits mussten einige Programmpunkte verschoben oder abgesagt werden. Betschart: «Wir haben die Schulgottesdienste wie auch das Projekt ‹1 Million Sterne› abgesagt.» Doch es werde nach neuen Möglichkeiten gesucht, damit diese Anlässe nicht ersatzlos gestrichen werden müssen, verspricht der Schattdorfer Pfarrer. Auch die Agenda der Altdorfer Freikirche wird immer kleiner. «Den Anlass Bethlehem in Altdorf, der jeweils parallel zum Christchindlimarkt stattfindet, führen wir in diesem Jahr nicht durch.»

Abstriche mussten auch bei den Evangelisch-Reformierten gemacht werden. Kurt Rohrer: «Drei Veranstaltungen mussten abgesagt werden, darunter das Krippenspiel in Andermatt, die Kinderweihnacht in Altdorf sowie das Singen des Ad-hoc-Chors während der Adventszeit im Spannort.» Die anderen Veranstaltungen werden auch dieses Jahr durchgeführt, so der Kirchenratspräsident.

Auch Mauerhofer will vieles aufrechterhalten: «Die meisten Gottesdienste finden wie geplant statt – einfach im kleineren Rahmen, dafür gleich mehrmals.» Seit Anfang November werden an den meisten Sonntagen zwei Gottesdienste angeboten, zusätzlich werde der Gottesdienst im Internet live übertragen. «Im Livestream sind vielleicht 10 bis 20 Personen mit dabei – einige schauen sich die Predigten auch noch später auf Youtube an.» Dass die Weihnachtspäckli-Aktion stattfinden konnte und wieder gegen 200 Päckli gesammelt wurden, freue ihn besonders.

Weihnachtszeit steht für die Nähe Gottes

Höhepunkt der Adventszeit bildet der Heiligabend-Gottesdienst. Wie dieser über die Bühne gehen wird, weiss Pfarrer Betschart noch nicht: «Es hängt davon ab, wie die Vorschriften ab Mitte Dezember in unserem Kanton aussehen werden.» Was er aber mit Sicherheit weiss, ist, dass heuer keine Krippenspiele stattfinden werden.

Bei der Altdorfer Freikirche werde man den Weihnachtsgottesdienst in einer anderen Form durchgeführt: «Es gibt am 20. Dezember einen Postenlauf im Reussdelta für Familien, an dem man die Weihnachtsgeschichte erleben kann.» Es werde ein schöner Anlass, ganz anders als gewohnt, freut sich Mauerhofer. An Heiligabend gebe es keinen Gottesdienst, dafür am Weihnachtsmorgen um 10 Uhr. «Und man muss sich anmelden – das ist schon sehr gewöhnungsbedürftig.» Bei der evangelisch-reformierten Kirche stehen am 24. und 25. Dezember mehrere Festgottesdienste an, die über den ganzen Kanton verteilt stattfinden.

«Man ist füreinander da»

Die Adventszeit und insbesondere Weihnachten stehen für Solidarität und menschliche Nähe. Betschart findet, dass gerade Corona die Menschen aufmerksamer dafür macht, ob der Nachbar oder die Familie Hilfe benötigt.

«Man ist füreinander da und unterstützt sich. Somit ist man einander nahe, auch wenn es vielleicht auf eine andere Art und Weise ist. Und das ist doch auch Weihnachten.»

Thomas Mauerhofer ist zwiegespalten: «Zum einen müssen wir die Kontakte reduzieren, wir werden vorsichtiger und zurückhaltender.» Viele würden sich durch unterschiedliche Haltungen zur Situation und den einhergehenden Massnahmen nicht mehr verstehen. «Und doch erlebe ich auch, wie Menschen einander beistehen und füreinander da sind. Mehr als sonst.» Doch das Wichtigste für ihn: «Weihnachtszeit steht vor allem für die Nähe Gottes.»

Betschart hegt sich für die kommende Weihnachtszeit einen Wunsch: «Ich wünsche mir, dass wir alle in dieser speziellen Situation kreativ sind, sodass die Adventszeit ein besonderes Erlebnis wird.» Vielleicht habe man in diesem Jahr eine besondere Chance, Zeit und Ruhe für sich selber zu finden. Mauerhofer wünscht sich, dass er vielen Menschen in seinem Umfeld etwas von der Hoffnung und Freude weitergeben kann, die Jesus ihm gibt. «Und weisse Weihnachten», ergänzt er.

Hinweis: Auch ein Pfarrer der evangelisch-reformierten Kirche Uri wurde für diesen Artikel befragt. Dieser war jedoch mit der gewählten Form des Artikels nicht einverstanden, weshalb seine Aussagen entfernt wurden.

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