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Uri

Der neuste Streich von Samih Sawiris ist ein Resort in Montenegro

Nach Andermatt hat der Investor in Montenegro ein Resort gebaut. Parallelen sind deutlich festzustellen.

Samih Sawiris denkt in grossen Dimensionen. Nicht nur in El Gouna und in Andermatt, sondern nun auch in Montenegro. Dort wurde im August 2018 die erste Etappe des Resorts Luštica Bay fertiggestellt. Dieses soll in den nächsten fünfzehn bis zwanzig Jahren zu einer der schönsten Buchten von Montenegro werden.

Es ist nicht das erste Mal, dass sich Samih Sawiris aus der Luft einen Überblick über ein mögliches Entwicklungsprojekt verschafft hat. 2005 wurde der ägyptische Milliardär vom Regierungsrat des Kantons Uri eingeladen, in Andermatt zu investieren. Bei einem Helikopterflug war Sawiris begeistert von der unberührten Natur zwischen Furka und Oberalp. «Ich werde immer nur an Orten tätig, wo noch wenig steht und die über viel Entwicklungspotenzial verfügen», sagte Samih Sawiris. Der Rest ist Geschichte: Bereits im Dezember desselben Jahres präsentierte er zum ersten Mal der Andermatter Bevölkerung seine ambitionierte Vision eines Luxusresorts. Für viele galt er als eine Art Märchenprinz. «Milliardär spielt Christkind in Andermatt», so der passende Titel in der damaligen «Neuen Urner Zeitung».

Schnellwachsendes Ziel in Europa

Vier Jahre später: Der risikofreudige Geschäftsmann flog über Montenegro. Unter ihm breitete sich die Küste der östlichen Adria aus. Sawiris wusste, dass der Balkanstaat mit seinen rund 650000 Einwohnern zu den schnellwachsenden Reiseziele Europas zählt. Ebenso war ihm bewusst – wie in El Gouna und in Andermatt – dass in Luštica Bay das Potenzial für eine grosse touristische Anlage liegt, die Investoren anlocken wird.

Er sollte recht behalten. Vor elf Jahren begann Sawiris mit der Planung des Resorts Luštica Bay, an der montenegrinischen Adriaküste. Das Gebiet von 6,7 Millionen Quadratmetern war bis zum Spatenstich unbewohnt. Die Bucht wurde vor allem von der Marine und der Küstenwacht genutzt.

Mediterraner Baustil versus Chaletatmosphäre

Samih Sawiris ist aktuell der wohlbekannteste Unternehmer, der auf Montenegro setzt. Nicht von ungefähr wird er dort als Bauherr von «Neu Andermatt» bezeichnet. Im August vergangenen Jahres wurde das Luštica Bay Resort eröffnet. Es befindet sich in der «Marina Village», direkt an der Hafenpromenade. Die Anlage besteht derzeit aus mehreren Villen, Townhouses, Eigentumswohnungen, Einkaufsläden, einem Privatstrand und einem Yachthafen. Hauptattraktion ist – wie könnte es anders sein – das 5-Sterne-Hotel «The Chedi». Es ist nach dem «Chedi» in Andermatt, das 2018 in einem Ranking zum besten Ferienhotel der Schweiz gekürt wurde, erst das zweite Luxushotel der asiatischen Hotelkette GHM in Europa.

Während das Chedi-Hotel in Andermatt mit dem Baustil seiner Anlagen Chaletatmosphäre verströmt, setzen die Architekten in Montenegro auf den Baustil der mediterranen Region. Als Baumaterial dominiert Stein. Bei den Farben überwiegen helle Töne. Auch beim Innendesign wählten die Architekten helle Farben. In der Lobby tauchen immer wieder Gäste mit ihren Rollkoffern auf. Die luxuriöse Hotelanlage ist für Kurzurlauber sehr begehrt. «An diesem Wochenende sind alle unsere 111 Zimmer und Suiten ausgebucht», freut sich Marketingmanager des Hauses, Marko Vukicevic.

Sorgen Zweitwohnungen für Langeweile?

Von der Hotelterrasse aus blickt man auf den Yachthafen und auf die Uferpromenade. Sie wirkt an diesem Spätsommernachmittag fast menschenleer, trotz edlen Boutiquen, einer Bäckerei und einem kleinen Supermarkt. Die schmucken Häuser, welche die Strasse im Resort säumen – viele mit heruntergelassenen Rollläden – wirken im ersten Moment wie grosse Filmkulissen. Liegt es wohl daran, dass diese Villen (alle mit Meerblick) hauptsächlich als Zweit-, oder Drittwohnsitz gekauft wurden?

Auch in Andermatt kennt man das Problem der «kalten Betten». Diesem Umstand soll entgegengewirkt werden, indem die Mehrheit der Besitzer vertraglich verpflichtet wird, ihre Wohnung oder Villa während ihrer Abwesenheit zu vermieten, wie Sawiris in einem Interview ausführte. Wenn sie dies nicht täten, würden für die unbewohnte Zeit «sehr hohe Wartungs- und Unterhaltskosten» in Rechnung gestellt. Diese Verpflichtung steht in Luštica Bay ausser Frage.

Investoren aus 30 Nationen beteiligen sich

Der Kauf von Immobilien an der montenegrinischen Adriaküste mit rund 270 Sonnentagen pro Jahr ist für Investoren attraktiv. Die illustre Käuferschaft stammt aus über dreissig Nationen. An erster Stelle figurieren Investoren aus Ägypten und aus dem Mittleren Osten, gefolgt von Käufern aus Deutschland, der Schweiz, aus Ländern der ehemaligen Sowjetunion wie Aserbaidschan und der Ukraine, aus Russland und Serbien. Teilweise verbringen sie einige Tage in ihrem neuen «Zuhause» oder lassen es durch eine Agentur vermieten.

Dass sich ein Investment in Luštica Bay lohnt, rechnet die Marketingleiterin des Resorts, Slavica Milic, gleich selber vor. 2013 habe man pro Quadratmeter 2600 Euro bezahlt. Sechs Jahre später seien es bereits über 6000 Euro. Nichtsdestotrotz: Auch in Andermatt hat sich die Nachfrage nach Immobilien entwickelt. Im vergangenen Jahr wurden die Preise um bis zu zehn Prozent angehoben.

Nicht nur eine Feriendestination

Im Showroom des Verkaufsbüros von Luštica Bay erläutert Slavica Milic – sie spricht nebst Englisch auch fliessend Russisch – anhand eines Modells die Projektvorhaben. Viele kleine Bauklötzchen breiten sich vor uns aus. Ihr Zeigefinger kreist über einen projektierten 18-Loch-Golfplatz, der auf einem Hügel in der Nähe der «Marina Village» angelegt werden soll. «Momentan ist das Bewässerungssystem eine grosse Herausforderung», sagt sie. Lieber berichtet sie, dass Luštica Bay nicht nur Feriendestination, sondern mit dem Stadtkern «Centrale» eine voll funktionierende Stadt mit permanenter Bevölkerung werden solle. Dazu gehören Wohnungen, Restaurants, Einkaufsmöglichkeiten, eine internationale Schule, Gesundheitseinrichtungen sowie kulturelle Angebote.

Der Bau hat kürzlich begonnen. Vorgesehen ist, dass die «Kleinstadt» bis 2025 fertiggestellt sein soll. In den nächsten fünfzehn Jahren sind sechs zusätzliche Luxushotels, ein zweiter Yachthafen und über 2000 weitere Immobilieneinheiten geplant. «Luštica Bay ist aber viel mehr als ein Projekt», betont Slavica Milic, «denn es zeigt, über welch grosses Potenzial unser Land mit seinen zerklüfteten Gebirgen, mittelalterlichen Dörfern und schmalen Strandabschnitten entlang der Adriaküste verfügt».

*Der Autor Philipp Dreyer ist freischaffender Journalist.

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