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Den Rhythmus suchen bei minus 13 Grad

Für Tobias Arnold ist das Langlaufen der perfekte Ausgleich zum politischen Alltag. Im «schnellen Abstecher» auf die Loipe sei Ferienstimmung inklusive.
Tobias Arnold, Politologe (Bild: PD)

Tobias Arnold, Politologe

Mely Schillig hat mich letzten Samstag mit ihrem Beitrag zu «Ürner Asichtä» inspiriert. Auch ich will mich der in diesen Zeiten nicht ganz einfachen Aufgabe stellen, einen Kolumnen-Beitrag zu schreiben, der nicht von Corona handelt. Und ich stelle mir gleich eine zusätzliche Aufgabe: Dieses Mal soll es auch nicht um Politik gehen. Schliesslich besteht das Leben eines Politologen nicht darin, sich von morgens bis abends über Parteien, Wähleranteile oder Gesetzgebungsprozesse den Kopf zu zerbrechen. Nein, gerade in diesen kalten Wochen gibt es da etwas, das mich jeweils in eine andere, gänzlich unpolitische Welt entführt: das Langlaufen!

Haben Sie es schon mal ausprobiert? Da schnallt man sich zwei dünne Skilatten an die in bequeme Langlaufschuhe eingehüllten Füsse. Man nimmt die scheinbar übergrossen Stecken in die Hände, die von dünnen, windabweisenden Handschuhen gewärmt werden. Kurz einmal die kalte Luft durch die Lungen atmen und los geht’s! Stockschlag, Skating-Schritt nach rechts, Stockschlag, Skating-Schritt nach links und so weiter. Langweilig? Nein, eher meditativ, in einem gewissen Sinn beruhigend trotz gleichzeitig hohem Puls und einfach ein Gefühl der Freude; der Freude an der Bewegung und an der wunderschönen Natur.

Gerade in diesen Tagen und Wochen entzückt uns der Winter ja immer wieder von Neuem. Und was gibt es da Schöneres, als das Geniessen der weiss eingezuckerten Landschaft mit sportlicher Betätigung zu verbinden? Und dabei spielt es (fast) keine Rolle, wie kalt es ist. Als ich mich neulich beim Langlaufzentrum in Unterschächen aus dem warmen Auto in die minus 13 Grad kalte Luft wagte, dachte ich im ersten Moment: Was mache ich hier überhaupt? Wieso tu ich mir das an? Drei bis vier Stockschläge und die Gedanken sind bereits verflogen. Nach ein paar Übungsschritten auf flachem Terrain geht es richtig los: Aufstiege und Abfahrten wechseln sich ab mit flachen Teilstücken, die zum Möchtegern-Langlaufen à la Cologna einladen. Und wenn die Tagesform stimmt, erklimmt man sogar den mörderischen «Ribi-Stutz», bevor man sich auf die letzte Abfahrt macht und schliesslich das Winterparadies mit einem befriedigenden Gefühl talauswärts verlässt.

Ich bin dankbar, dass ich, wohnend in Altdorf und arbeitend in Luzern, die Möglichkeit eines «schnellen Abstechers» auf die Loipe habe, Ferienstimmung inklusive. Dabei vergesse ich fast, dass dies keine Selbstverständlichkeit ist: Ein Langlaufzentrum wie in Unterschächen kann nur existieren durch die Mithilfe zahlreicher Freiwilliger und durch finanzielle Zuschüsse, unter anderem auch durch den Kanton und den Bund. Und beim Schreiben dieser Zeilen merke ich sogleich: Mist, mein Ziel habe ich schon wieder verfehlt. Ich schweife schon wieder in die Politik ab. Na ja, irgendwie ist halt alles politisch, selbst wenn ich damit beschäftigt bin, den perfekten Rhythmus beim Skaten auf der Loipe zu finden.

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