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Uri

Das neue Landweibel-Ehepaar hat ein spezielles erstes Jahr erlebt

Blumensträusse, Geschenke und viel Staub: Das neue Landweibel-Ehepaar Esther und Erwin Gisler-Schacher hat sein erstes Dienstjahr hinter sich.
Esther und Erwin Gisler-Schacher sind seit einem Jahr das neue Urner Landweibel-Ehepaar. (Bild: Urs Hanhart (Altdorf, 5. Januar 2021))
Landweibel Erwin Gisler mit seiner Frau Esther im Bannersaal. (Bild: Urs Hanhart (Altdorf, 5. Januar 2021)
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Christian Tschümperlin

Christian Tschümperlin

Das Coronajahr hat viel Staub aufgewirbelt. Im Bannersaal des Rathauses Uri ist aber kein Stäubchen übriggeblieben. Das neue Landweibel-Ehepaar Esther und Erwin Gisler-Schacher hält den repräsentativen Raum stets einsatzbereit. Zum Gespräch mit der Urner Zeitung schenken sie Gläser mit Wasser ein.

Am 1. Januar 2020 wurden Esther und Erwin Gisler in ihr Amt eingeführt. Einen Eid mussten sie nicht leisten und es gab auch keine pompöse Zeremonie. «Man hat uns den Ordner und die Unterlagen übergeben», sagt Erwin Gisler ganz bescheiden. Damals konnten die beiden noch nicht ahnen, was anstehen würde. Gemeint ist der fast fünfmonatige Umbau im Rathaus. «Die Hauswartwohnung unter dem Dach, in dem unsere Vorgänger Karl und Daniela Kempf noch die ersten vier Jahre ihrer fast vierundzwanzigjährigen Amtszeit gewohnt hatten, wurde zum Büro», berichtet Esther Gisler. Beim Zügeln und Putzen hat das Landweibel-Ehepaar selber tatkräftig mitgeholfen. Dabei sei einiges an Staub zum Vorschein gekommen – und weggewischt worden. «Der Umbau hat es sehr spannend gemacht.»

Kein Jahr wie jedes andere

Als Landweibelin und Landweibel hat das Ehepaar viele Aufgaben: Es unterstützt den Regierungsrat organisatorisch, hält das Rathaus im Schuss, bedient die Kommissionen und begleitet den Regierungsrat und den Landrat vor allem in repräsentativer Funktion. So steht es zumindest im Stelleninserat.

«Wegen Corona wurden viele Anlässe abgesagt», sagt Erwin Gisler. Ein paar Highlights waren aber doch dabei. «Bei den Regierungsratswahlen haben wir das Drumherum organisiert», sagt er. Dazu gehörten Blumensträusse und Geschenke. «Beim Fototermin mussten wir dafür Sorge tragen, dass die Regierungsratsmitglieder in der richtigen Reihenfolge da standen, also die frisch gewählten aussen und Landammann Urban Camenzind in der Mitte», berichtet Esther Gisler.

An jenem Tag hat den beiden der ehemalige Landweibel Karl Kempf unter die Arme gegriffen. «Wir waren echt froh», sagt Erwin Gisler. Das ehemalige Landweibel-Ehepaar sollte den zwei Neuen denn auch das ganze Jahr über zur Seite stehen. «Es wurden nicht alle Abläufe schriftlich festgehalten, vieles wird mündlich weitergegeben.» Den «Kari» kennen die Gislers übrigens schon lange. Wegen der Umstände des aussergewöhnlichen Coronajahres konnten sie aber nicht den «normalen» Ablauf eines Jahres kennen lernen.

Verbesserung für Familienleben

Esther Gisler hat ursprünglich hauswirtschaftliche Betriebsleiterin gelernt. Das spielt ihr auch in ihrem neuen Amt in die Hände. Und sie sagt: «Mittlerweile haben wir zwei schulpflichtige Kinder. Ich bin zu 50 Prozent als Landweibelin tätig und Erwin zu 100 Prozent. Das Amt hat für unser Familienleben eine Verbesserung gebracht.»

Erwin Gisler ist in Flüelen geboren, aufgewachsen und verankert. Er hat Schlosser gelernt, in Seedorf. Später war er als Dampfschiff-Maschinist auf dem Vierwaldstättersee tätig. Er sagt:

«Schon damals, als ich auf dem Vierwaldstättersee herumfuhr, wusste ich, dass ich eines Tages einen ganz besonderen Job machen möchte.»

Alte Banner aus Schlachten

Und da stehen die beiden nun, im Bannersaal. Sitzungen und Empfänge finden hier statt. Wie der Name verrät, hängen an den Wänden grosse Banner. Sie sehen alt aus. Und das sind sie auch, wie Erwin Gisler bestätigt: «Es sind die Original-Banner, die unter anderem an den Schlachten von Sempach, Morgarten, Murten und Grandson getragen wurden.»

Während der Besatzung durch französische Truppen und der damit verbundenen Entwaffnung der Urkantone im Jahr 1799 wurden die Urner Banner nach Bern verbracht. Sie entgingen dadurch dem Brand von Altdorf im selben Jahr, wie in «Die Hoheitszeichen des Kantons Uri» von Marion Sauter nachzulesen ist. Auf Bitten des Landammanns Jost Müller erhielt Uri seine Schlachtenbanner 1802 und 1803 zurück. Das Brauchtum ist ein «grosses Ding» für das neue Landweibel-Ehepaar. «Uns ist es wichtig, dass wir die Traditionen weiterleben», sagt Esther Gisler.

Und was macht das neue Landweibel-Ehepaar anders als Karl und Daniela Kempf? «Das ist eine schwierige Frage», gibt Erwin Gisler zu bedenken. Auf das Coronajahr habe sich niemand vorbereiten können. «Wir kamen in eine Situation, die nicht planbar war und mussten unseren Weg suchen und gehen», sagt Esther Gisler. Letztlich sei aber alles gut gekommen. Die beiden erhielten viele positive Rückmeldungen. Und vor allem etwas Schönes streicht Esther Gisler hervor: «Wir waren nie alleine.»

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