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Uri

«Büezer» essen wieder in der warmen Beiz

Restaurants können neu als Betriebskantine öffnen. Davon profitieren aber nur Handwerker. Sie dürfen am Mittag wieder ins Lokal. Im Kanton Uri machen bisher sieben Gastrobetriebe mit.
Das Hotel Zum weissen Rössli in Göschenen nimmt am Projekt Beizen für Büezer teil. (Bild: PD)
Renato Arnold ist seit zehn Jahren Inhaber des Hotels Zum weissen Rössli in Göschenen. (Bild: PD)
Die Inhaber des Hotels Urirotstock hätten sich eine stärkere Öffnung der Gastronomie erhofft. (Bild: PD)

Christian Tschümperlin

Christian Tschümperlin

Christian Tschümperlin

Zumindest für Handwerker hat das Warten ein Ende. Im Kanton Uri werden derzeit Restaurants zu Kantinen umfunktioniert. Ziel ist es, dass sich Berufsleute über den Mittag verpflegen können. Das nennt sich «Beizen für Büezer». Zwischen 11 und 14 Uhr dürfen die Gastrobetriebe Arbeiter im Ausseneinsatz bedienen. Also Handwerker, Bau- und Strassenarbeiter, Monteure und Personen aus dem Landwirtschaftssektor. Es gelten zusätzliche Schutzmassnahmen: Die Anmeldung erfolgt schriftlich durch die Firma, und die Kontaktdaten müssen hinterlegt werden.

Einer, der mitmacht, ist Renato Arnold, seit zehn Jahren Inhaber des Hotels Zum weissen Rössli in Göschenen. Am kommenden Montag, 8. März, will er mit dem Speiseplan für Arbeiter loslegen. Von der Petition Beizen für Büezer zuhanden des Bundesamtes für Gesundheit hatte er aus den Medien erfahren und sie gleich selber unterschrieben. «Die Bewilligung des Kantons kam nur eine Stunde nach unserem Antrag bereits zurück», sagt er.

Arbeiter brauchen wieder Wärme und ein währschaftes Menu

Arnold ist überzeugt, dass das Konzept in Göschenen auf grosses Echo stossen wird: «Wir haben eine Tafel vor dem Hotel angebracht mit einem Hinweis, und die Arbeiter haben sie bereits interessiert studiert», sagt er.

Im «Rössli» werden ab Montag jeweils zwei Tagesmenus angeboten: eines mit und eines ohne Fleisch. Zusätzlich kann auch das klassische Poulet im Chörbli gewählt werden, für das das «Rössli» bekannt ist. Den Geschmack der Arbeiter kennt er bestens: «Schnitzel, Pommes et cetera.»

Sorgen wegen der Planungssicherheit macht sich Arnold keine. Einerseits müssen sich die Arbeiter voranmelden. Und selbst wenn es nicht so wäre, ist man im «Rössli» stets flexibel: «Bisher wussten wir ja auch nie, ob an einem Mittag fünf oder zwanzig Arbeiter kommen.»

An dem Projekt beteiligt sich das Hotel vor allem, weil Arnold Mitleid mit den Arbeitern hatte: «Ich sah, wie diese draussen auf einer Bank ein kaltes Mittagsmenu verdrücken mussten. Wir wollen ihnen etwas Wärme und ein währschaftes Essen offerieren.»

Peter Vespa vom Hotel Höfli in Altdorf bietet den Arbeitern ab sofort ein Mittagsmenu an. Er sagt:

«Beizen für Büezer ist ein Silberstreifen am Horizont.»

Auch Vespa will für seine Gäste da sein und rechnet damit, dass das Angebot in zirka einer Woche so richtig anziehen wird. Die Mittagsmenus des Hotels Höfli wechseln täglich und können auf der Website oder auf der Facebook-Seite eingesehen werden.

«Ein Tropfen auf den heissen Stein»

Ruedi Bissig und Marlis Kempf vom Hotel Urirotstock in Isenthal finden, dass das Konzept auch ein paar «Knacknüsse» hat. Auf die Frage, was sie sich von Beizen für Büezer erhoffen, sagt Bissig: «Dass wir ein paar Menus verkaufen können. Uns ist es wichtig, dass die Arbeiter etwas Gutes zu sich nehmen dürfen.» Im März finden im Isental jeweils Felsräumarbeiten statt. Trotz dieser Aussicht betont Bissig: «Das Konzept ist ein Tropfen auf den heissen Stein. Damit kommen wir nicht auf einen grünen Zweig.» Der Prozess mit den schriftlichen Voranmeldungen sei wenig sinnvoll. «Das ist sehr bürokratisch und zermürbend für ein so kleines Bergdorf wie das unsrige, wo es ohnehin nicht so viele Gäste gibt.»

Beim Projekt Beizen für Büezer handelt es sich um eine Petition der Obwaldner SVP-Nationalrätin Monika Rüegger. Die Idee hinter der Petition wurde vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) genehmigt. Im Kanton Uri ist der Sonderstab Covid-19 für die Umsetzung zuständig. Bislang wurden sieben Gesuche eingereicht und bewilligt. «Wir merken, dass das Interesse der Urner Gastronomen gross ist und denken nicht, dass die aktuelle Liste abschliessend ist», sagt Adrian Zurfluh von der Standeskanzlei. Alle Bewilligungen wurden innerhalb nur eines Tages erteilt. «Wir waren ja bereits im Dialog mit den Gastronomen. Diese verfügten bereits über ein Schutzkonzept, und sie konnten alle Angaben sauber deklarieren. Unter dieser Voraussetzung können die Gesuche rasch genehmigt werden.»

Volkswirtschaftsdirektor Urban Camenzind findet Beizen für Büezer «eine gute Sache». Er sagt dazu: «Wir konnten die Gesuche schnell bearbeiten und sind parat.» Dass die Ausseneinsatzarbeiter wieder eine warme Mahlzeit in einem Restaurant zu sich nehmen dürfen, sieht er positiv:

«Ich hoffe aber, dass dies auch den Restaurants etwas bringt. Sie können zeigen, dass sie wieder öffnen wollen und dass wir gemeinsam in die Zukunft gehen.»

Camenzind freut sich auch persönlich darauf, wenn er wieder unter die Leute kann: «Ich fände es schön, wieder einmal auswärts essen zu können.»

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