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Uri

Auto AG Uri testet einen 520'000 Franken teuren Prototyp

Die Auto AG Uri gehört zu jenen Unternehmen, die den neuen Elektrobus Citywide als Erste testen durften.
Der neue Elektrobus von Scania zog beim Telldenkmal neugierige Blicke auf sich. (Bild: Urs Hanhart (Altdorf, 1. Juli 2020))

Urs Hanhart

Die Auto AG Uri veranstaltete am Mittwoch auf ihrem Streckennetz eine spezielle Roadshow. Befahren wurde die Linie 5, die ab Dezember 2021 in das ab dann den Talboden völlig neu erschliessende Konzept aufgenommen wird. Die Strecke führte von Schattdorf nach Attinghausen, danach zum Bahnhof Altdorf, dann zum Telldenkmal und von dort nach Bürglen. Vom höchsten Punkt Brügg ging es wieder via Telldenkmal, wo ein längerer Halt eingelegt wurde, zurück zum Ausgangspunkt.

Diese für geladene Gäste reservierte Tour wurde deshalb ausgewählt, weil sie einige recht giftige Anstiege beinhaltet. Zum Einsatz kam ein Fahrzeug, das noch nicht zur Flotte der Auto AG gehört. Es handelte sich um einen völlig neu konzipierten vollelektrischen Niederflurbus der Firma Scania. Der 12 Meter lange Citywide BEV (Battery Electric Vehicle) ist mit einem leistungsstarken 300-kw-Elektromotor ausgestattet und konnte seine aussergewöhnliche Power in den Anstiegen unter Beweis stellen.

Für anspruchsvolle Topografien geeignet

Vor dem Start zur Testfahrt nutzte Scania-Schweiz-Vertreter Claudio Albrecht die Gelegenheit, um kräftig die Werbetrommel zu rühren. Er betonte: «Der Citywide BEV ist genau jener Bus, den ihr hier braucht, ist er doch speziell für anspruchsvolle Topografien gebaut worden.» Dieses Fahrzeug wurde im Herbst 2019 in Brüssel erstmals als Weltpremiere vorgestellt. Danach sass es wegen der Coronapandemie lange in Schweden, wo es auch angemeldet ist, fest. «Wir sind nun die Ersten, die diesen Prototyp des Citywide in Mitteleuropa für Testfahrten zur Verfügung stellen können», sagte Albrecht. Dank der Ölspritzkühlung des Motors gebe es weder in hügeligem Terrain noch unter warmen Klimabedingungen eine Begrenzung des Drehmoments. Sogar bei einer Steigung von 16 Prozent könne der Bus beschleunigen.

Deutlich teurer als ein Dieselfahrzeug

Vier Batterien befinden sich auf dem Dach und weitere vier im Heck, um den Fahrzeugschwerpunkt nach unten zu verlagern und ein besseres «Handling» zu gewährleisten. Der Citywide ist für eine schnelle Zwischenladung mithilfe eines invertierten Pantografen konzipiert. Die Reichweite beträgt 115 bis 220 Kilometer. Nach Angaben von Albrecht kostet der im Urner Talboden getestete Bus rund 520000 Franken. Damit ist er deutlich teurer als ein Fahrzeug mit konventionellem Dieselantrieb. Sehr kostspielig sind vor allem die Batterien. Gemäss Albrecht eignet sich der Citywide perfekt für Einsätze mit hoher Fahrgastkapazität und hoher Betriebszeit. Sein tiefer Energieverbrauch sorge für niedrige Gesamtbetriebskosten.

Reto Marzer, Vorsitzender der Geschäftsleitung bei der Auto AG Uri, zeigte sich nach der Probefahrt beeindruckt vom neuen Elektrobus. Sein Fazit: «Er ist sehr komfortabel und ruhig. Zudem verfügt er über eine eindrückliche Beschleunigung, ist jedoch abgeriegelt, damit er nicht aus Haltestelle hinausschiesst. Die grossen Fenster machen ihn sehr hell. Es ist schon fast ein ‹Sightseeingbus›.» Bestellt hat die Auto AG noch keines dieser Fahrzeuge. «Wir sind daran abzuklären, welche Antriebsart auf welcher Strecke am meisten Sinn macht. Deshalb sind wir auch am Testen von Elektrobussen», erklärte Marzer.

Wertschöpfungsstudie soll Klarheit bringen

Eine Anschaffung würde grosse Investitionen nicht nur ins Fahrzeug, sondern auch in die Infrastruktur und ins Personal mit sich bringen. Entschieden, in welche Richtung man gehe, werde erst, wenn eine nächste Generation von Fahrzeugen fällig sei. Eine wichtige Rolle bei diesem Entscheidungsprozess spielt eine Wertschöpfungsstudie, die demnächst in Zusammenarbeit mit dem Kanton und möglicherweise noch mit weiteren Partnern, beispielsweise dem EWA, gemacht werden soll.

«Ich glaube, dass es in unserer Fahrzeugflotte eine Mischform geben wird. Der Diesel wird nicht ganz verschwinden. Aber es gibt sicherlich gewisse Linien, bei denen es Sinn macht, auf einen Antrieb mit Wasserstoff oder Strom zu setzen», erläuterte der CEO der Auto AG. «Wir freuen uns sehr, dass wir zu den ersten Unternehmen in der Schweiz gehören, die diesen neuen Citywide testen durften.»

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