Franz Grüter
Die Wirtschaft brummt, die Arbeitslosenzahlen sind tief. Aktuell sind 106'000 Arbeitslose registriert, was einer Quote von 2,4 Prozent entspricht. Nur: Das ist nicht die ganze Wahrheit. Viele Erwerbslose gehen nicht zum Regionalen Arbeitsvermittlungszentrum (RAV) und verschwinden mit der Aussteuerung aus der Statistik. Gerade die Zahl der Langzeitarbeitslosen hat massiv zugenommen. Monat für Monat werden bis zu 4000 Personen ausgesteuert.
Das Staatssekretariat für Wirtschaft spricht von knapp 20'000 Langzeitarbeitslosen, während die International Labour Organization die Zahl auf 99'000 Menschen korrigiert. Vor allem ältere Arbeitslose sind stark von diesem Phänomen betroffen und machen einen beachtlichen Teil der Dunkelziffer aus. Sie bräuchten Unterstützung und Beratung, um sich wieder in den Arbeitsprozess zu integrieren. Untersuchungen zeigen, dass Personen über 50 bis zu 100 Tage länger brauchen, um eine Stelle zu finden.
Mit der Arbeitslosenquote werden Tatsachen beschönigt. Das stört mich und ist politisch und gesellschaftlich unverantwortlich. Das Schicksal vieler meiner Altersgenossen bewegt mich. Gerade auch im Rahmen meiner Arbeit bei der Schweizerischen Stiftung für Arbeit und Weiterbildung spüre ich, dass sich die Bürger an dieser Verzerrung der Sachlage stören. Viele Betroffene fühlen sich nicht ernst genommen.
Leider haben unsere Behörden kaum Interesse, sich damit ehrlich auseinanderzusetzen. Das habe ich selber mit meinem Vorstoss zur Arbeitslosenstatistik im Parlament erlebt. Man hat die Frist für die Behandlung meiner Motion verstreichen lassen und sie dann einfach abgeschrieben. Ich lasse mich davon nicht irritieren und habe erneut einen Antrag in Bern auf Änderung der Arbeitslosenstatistik eingereicht.
Dieses Problem braucht grössere Beachtung. Unsere älteren Arbeitnehmer sind keine Last, sondern vielmehr eine Bereicherung für unsere KMU und ein Gewinn für unsere Gesellschaft. Sie können viel Erfahrung und Wissen zurückgeben. Dies würde auch einen anderen Blick auf die Zuwanderung erlauben. Denn diese führt zu einer Verdrängung im Schweizer Arbeitsmarkt, die wohl oft überproportional die Generation Ü50 trifft.
Hinweis: Die Luzerner Bundesparlamentarier berichten jeweils während der Session aus ihrem Ratsalltag zu einem von ihnen frei gewählten Thema.