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Zug

Unterwegs im Bildungsdorf zum Thema Frauenbildung

Der kulturhistorische Rundgang zeigt Interessantes im Zusammenhang mit den Ordensschwestern auf.
Marianne Aepli bei einer der neun Stationen auf dem Bildungsweg. (Bild: Stefan Kaiser (Menzingen, 13. März 2022))

Monika Wegmann

Wer kannte sie nicht? Die Menzinger Schwestern sind noch heute ein Begriff, weil sie früher in vielen Orten der Schweiz Kinder unterrichteten. «Als Trägerinnen des katholischen Glaubens wurden sie von den Gemeinden sehr geschätzt, da sie über eine gute Ausbildung verfügten – und praktisch für Gotteslohn wirkten», sagt Marianne Aepli am letzten Samstag bei der ersten öffentlichen Führung auf dem 2020 eröffneten Bildungsweg Menzingen. Dieser führt an neun Stationen vorbei, wo Infotafeln die pionierhafte Entwicklung der Frauenbildung mit Texten und Bildern aufzeigen.

Die Teilnehmer verfolgen interessiert die Ausführungen über die Mädchen- und Lehrerinnenbildung sowie den Wandel der Rollenbilder, die oftmals Schmunzeln auslösen. Marianne Aepli, Primarlehrerin und Dozentin, die im Auftrag der Gemeinde den Anlass leitet, sagt, dass der Grundstein für die Geschichte der Frauenbildung im Dorf vom Kapuzinerpater Theodosius Florentini (1808–1865) gelegt wurde, der 1844 mit Schwester Bernarda Heimgartner (1822–1863) die Kongregation der Lehrschwestern gründete. Dank der Hilfsgesellschaft konnte die kleine Schwesterngemeinschaft im Dorf eine Schule für Mädchen eröffnen und die Ausbildung der Schwestern fördern: Es wurde eine Erfolgsgeschichte.

Gemeinschaft wuchs damals enorm

Das markante Institutsgebäude der 1844 gegründeten Schwesterngemeinschaft vom Heiligen Kreuz prägt noch heute das Ortsbild von Menzingen. Dort beginnt der Rundweg, der die Bildungsgeschichte erfahrbar macht. Anhand alter Fotos vom Schlafsaal des Pensionats, der Kirche und der Festhalle zeigt Aepli auf, wie die Schwestern im Mutterhaus früher lebten. «Weil die Gemeinschaft rasch wuchs, 1898 war sie auf über 500 angewachsen, wurde die Anlage sukzessive erweitert. Die Villa Tharsilla kam 1909/10 als Unterkunft für die neuen Kandidatinnen dazu.»

Laut Aepli gab es im Erdgeschoss eine Wäscherei, Büglerei, Schuhmacherwerkstatt und eine Druckerei. «Heute beherbergt sie den Provinzialrat für die Gemeinschaft, die sich zudem weltweit in den Missionen engagiert. Da die Menzinger Schwestern nicht wie auf dem Gubel in einem geschlossenen Kloster sind, können sie in der Welt wirken.» Neben dem Pflegeheim der Schwestern steht das imposante Haus Maria vom Berg, es diente ab 1932 als Ausbildungsstätte und Wohnheim. Hier besuchten junge Frauen die Sekundar- oder Handelsschule oder hauswirtschaftliche Kurse und Sprachkurse. Neben den höheren Töchtern seien zudem junge Frauen vom Dorf hier gewesen. Aepli: «Auch Menzingen hat davon profitiert».

Das ehemalige Lehrerinnen-Seminar Bernarda mit dem charakteristischen Baukörper dient heute als Kantonsschule. Wie Aepli ausführt, sei mit der Einführung der Schulpflicht 1849 im Kanton der Bedarf an Lehrschwestern gestiegen. «Zu den Schwestern des Instituts kamen später auch weltliche Lehrkräfte dazu. Hier wurden 6700 Frauen und ein Mann mit dem Lehrdiplom ausgezeichnet.»

Vom Hof Neuhus geht der Weg vorbei am Vereinshaus zum Marianum, wo sich bis 1986 ein von den Schwestern geführtes Waisenhaus befand, das abgebrochen wurde. Laut Aepli geriet die Institution unter starke Kritik, was zur Auflösung führte. «Heute dient das 1939/40 erbaute Schulhaus den Mädchen und Buben der Primarstufe.»

Gebäude sollen umgenutzt werden

Auf die Frage eines Teilnehmers, wie sich die Schwestern alle Bauten leisten konnten, erklärt sie: «Die finanziellen Mittel kamen früher dank den Schulgeldern der Kandidatinnen, den Lohneinnahmen, der Mitgift oder den Erbteilen der Schwestern zusammen.» Sie gibt zu bedenken, dass der Nachwuchsmangel, das Älterwerden und der Kostenanstieg auch bei den Menzinger Schwestern heute zu Veränderungen führt. «Es liegen bereits konkrete Pläne für andere Nutzungen einzelner Häuser vor, die zusammen mit der Denkmalpflege diskutiert werden.» Dies bestätigt Gemeinderätin Barbara Beck-Iselin, die zuletzt auf die Broschüre zum Bildungsweg hinweist: «Sie ist bei der Gemeinde und bei Zug Tourismus erhältlich.»

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