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Obwalden

Unterwaldner Schreiner blicken mit gemischten Gefühlen in die Zukunft

Nach der gemeisterten Pandemie und dem in Kraft getretenen Gesamtarbeitsvertrag trüben Lieferengpässe aus dem Osten die Stimmung in der Branche.
Marcel Frank, Präsident der Unterwaldner Schreiner, bedankt sich bei Franz Röthlin (rechts) für den langjährigen Einsatz als Prüfungsobmann. (Bild: Edi Ettlin (Alpnach, 8. April 2022))

Edi Ettlin

Nachdem die beiden letzten Generalversammlungen auf schriftlichem Weg durchgeführt worden waren, konnte Verbandspräsident Marcel Frank die Unterwaldner Schreiner am letzten Freitag wieder persönlich begrüssen. Die Sektion des Verbands Schweizerischer Schreinermeister und Möbelfabrikanten (VSSM) traf sich im Landgasthof Schlüssel in Alpnach Dorf. Als Gast dabei war der Obwaldner Baudirektor Josef Hess. Damit normalisiert sich, was die 75 Verbandsmitglieder während der Pandemie besonders vermisst haben: der persönliche Austausch.

In seiner schriftlichen Einladung zur Versammlung hatte Frank noch verhalten positiv in die Zukunft geblickt. Nach zwei Jahren Pandemie und einem Jahr im vertragslosen Zustand mit den Sozialpartnern sah er gleich zwei Herausforderungen der letzten Zeit auf gutem Weg. Der Gesamtarbeitsvertrag ist seit Januar in Kraft und der Bundesrat wird ihn wohl nächstens allgemein verbindlich erklären. Der Optimismus gegenüber der angespannten Situation auf dem Materialmarkt ist angesichts des Krieges in der Ukraine aber bereits wieder einer getrübten Stimmung gewichen.

Probleme mit der Lieferkette

Auch Heinrich Hochuli, der als Vertreter des Zentralvorstands nach Alpnach gekommen war, bestätigte, dass das Problem mit den Lieferketten wohl nicht so schnell verschwinden werde. Bestimmte Hölzer wie Eiche, aber auch Halbfabrikate wie Sperrholz kämen sehr oft aus dem Osten. «Die Lage ist nicht weit im Voraus absehbar», sagte der Inhaber einer Schreinerei im Aargau. Damit sind lange Lieferfristen und steigende Materialpreise noch nicht überstanden.

Sektionspräsident und Türenproduzent Marcel Frank bestätigt, dass kurzfristige Preiserhöhungen besonders bei Grossaufträgen ein Problem seien: «Da gelten oft Fixpreise bis Bauende.» Dort, wo Preiserhöhungen an die Kunden weiterverrechnet würden, sei jedoch viel Verständnis vorhanden.

Erfreuliche Entwicklungen in Bereich Ausbildung

Seit 25 Jahren unterrichtet Ueli Schälin am Obwaldner Berufs- und Weiterbildungszentrum Schreinerklassen und ist im VSSM für das Ressort Ausbildung und Lehrlingsbetreuung zuständig. «Anfang der Pandemie hatten wir das Glück, dass unsere Schule sehr schnell auf Onlineunterricht umstellen konnte», berichtet er. Dadurch sei es zu keinem Unterbruch des Unterrichts gekommen. Er räumt aber ein, dass der Fernunterricht für schwächere Schüler eher nachteilig gewesen sei. Umso mehr freut er sich, dass letztes Jahr nach einer ausgefallenen Abschlussprüfung die Klasse mit 16 jungen Berufsleuten einen Notenschnitt von 5,24 erreicht hat. Sieben der Absolventen wurden für Noten über 5,4 gar mit einem Hobel ausgezeichnet.

Wie Schälin sagt, ist die Nachwuchssituation mit Klassengrössen von rund 18 Personen in jedem der vier Lehrjahre nach einem Rückgang nun stabil oder sogar leicht ansteigend. Als schönen Trend bezeichnet er, dass der Schreinerberuf vermehrt als Zweitausbildung attraktiv werde. Nachdem schon länger zu beobachten war, dass junge Schreiner in andere Berufe abwanderten, habe es in den Klassen nun umgekehrt immer wieder Quereinsteiger aus anderen Berufen.

Veränderungen und Anpassungen als Zeichen der Zeit

Franz Röthlin vollzog nach 18 Jahren als Obmann für die Lehrabschlussprüfungen ebenfalls einen Berufswechsel. Der Kernser ist seit einer Weile als Wildhüter unterwegs und gibt seine Aufgabe als Prüfungsobmann nun ab. Sektionspräsident Marcel Frank bedankte sich bei Röthlin für seine hervorragende Arbeit mit einem Abschiedsgeschenk.

Bei den Traktanden der Versammlung bestätigten die 59 Teilnehmenden Frank für ein weiteres Amtsjahr als Präsident. Der ausgeglichene Jahresabschluss von Kassier Hugo von Atzigen wurde genehmigt und die Statuten sowie das Geschäftsreglement angepasst.

Überhaupt hat das Wort Anpassung für Marcel Frank im Geschäftsleben der jüngeren Vergangenheit eine überlebenswichtige Bedeutung erhalten: «Gerade weil unsere Branche als nicht systemrelevant gilt, müssen wir unsere Daseinsberechtigung selbst in die Hand nehmen. Miteinander gemeinsame ‹Spielregeln› festlegen ist daher richtig und wichtig.»

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