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Luzern

Unterirdische Veloparkings sind auch anderswo teuer – nicht nur in Luzern

Über 10000 Franken soll der Bau eines einzelnen Veloparkplatzes in der geplanten Anlage unter der Luzerner Bahnhofstrasse kosten. Ein Vergleich mit unterirdischen Velostationen zeigt: Die kalkulierten Kosten sind hoch, aber realistisch.
Teuer, aber platzsparend: die unterirdische Velostation Europaplatz beim Hauptbahnhof Zürich. (Bild: Dominik Wunderli (Zürich, 21. November 2018))
Oberirdische Veloparkplätze soll es an der Luzerner Bahnhofstrasse keine mehr geben.
(Archivbild: Eveline Beerkircher)

Beatrice Vogel

Beatrice Vogel

6,8 Millionen Franken – soviel soll die Umgestaltung der Luzerner Bahnhofstrasse in eine autofreie Flaniermeile kosten. Den Auftrag dafür erteilte das Stimmvolk 2013. Allerdings möchte der Stadtrat dort einiges mehr investieren – er plant eine unterirdische Velostation für 11,4 Millionen Franken (wir berichteten). Dass die Lage dafür ideal wäre, stellt wohl niemand in Abrede. Dass es eine Lösung für die Veloflut am Bahnhof Luzern braucht, ebenso wenig. Doch sind die Kosten verhältnismässig? Schliesslich würde jeder der 1100 Veloabstellplätze über 10000 Franken kosten.

Vergleicht man die geplante Velostation in Luzern mit anderen unterirdischen Anlagen in der Schweiz, zeigt sich ein gemischtes Bild. So gibt es Veloparkings, die ein vergleichbares Preisschild aufweisen. Andere hingegen waren einiges günstiger: In der Anlage Schanzenpost in Bern kostete ein Parkplatz nur 2000 Franken, in der Velostation Nord am Bahnhof Basel 2752 Franken.

Günstiger wird es nur mit bestehender Infrastruktur

Allerdings sind diese günstigen Velostationen nur bedingt mit der in Luzern geplanten vergleichbar. Denn: «Die Velostation Schanzenpost war deshalb so günstig, weil sie unter der Schanzenbrücke liegt. Der grosse Raum unter der Brücke war bereits vorhanden», heisst es beim Tiefbauamt Bern. Zudem wurde die Anlage im Zuge des Neubaus Postparc erstellt, wodurch Kosten gespart wurden. Und: «Neue unterirdische Velostationen bewegen sich in der Grössenordnung von 9000 bis 15000 Franken pro Platz.» Ähnlich verhält es sich bei der Velostation Nord in Basel. Dafür sei eine bereits existierende unterirdische Anlage umgenutzt worden, gibt die SBB-Medienstelle auf Anfrage bekannt. «Dies ist wesentlich weniger kostenintensiv als ein Neubau.»

Dies bestätigt ein Vergleich mit unterirdischen Velostationen, die von Grund auf neu erstellt werden. Sie kosten zwischen 8400 und 10000 Franken pro Abstellplatz (siehe Tabelle). Der Bau eines unterirdischen Parkhauses für Autos kostet übrigens etwa 50000 Franken pro Parkplatz – was den Kosten für eine Velostation entspricht, denn auf einen Autoparkplatz kommen fünf Veloparkplätze.

Die Velostation Europaplatz in Zürich – die auf eine Motion der Grünen von 2006 zurückgeht – kostete beispielsweise 13,5 Millionen Franken für 1600 Parkplätze. Ein unterirdisches Einzelbauwerk wie dieses sei zwar teuer, «jedoch braucht es weniger Platz im öffentlichen Raum», sagt die Leiterin Kommunikation beim Stadtzürcher Tiefbauamt, Evelyne Richiger. Dem Baukredit hat der Zürcher Gemeinderat mit grosser Mehrheit zugestimmt. «Organisatorisch und logistisch war der Bau eine Herausforderung. Der Platz war knapp wegen Pendlerströmen sowie der Bautätigkeiten des Hochbaus der Europaallee», so Richiger. Heute sei die Velostation zufriedenstellend ausgelastet.

Besonders gut vergleichbar mit der geplanten Veloanlage in Luzern ist jene am Bahnhof Stadelhofen in Zürich. Dort ist eine Velostation mit 1000 Abstellplätzen für rund 12 Millionen Franken in Planung. Die Kosten dafür seien relativ hoch wegen des schwierigen Baugrunds und den nahen Bahngleisen, heisst es auf der Webseite der Stadt Zürich.

Schwieriger Untergrund und transatlantische Kabel

Auch in Luzern ist der Baugrund ausschlaggebend für die relativ hohen Kosten, wie Martin Urwyler, Projektleiter Mobilität bei der Stadt Luzern, erläutert: «Es gibt Grundwasser, eine anspruchsvolle Geologie, und man muss sehr nah an bestehenden Gebäuden bauen.» Eine grosse Herausforderungen seien auch die Leitungen im Boden, für die während der Bauarbeiten teils teure Provisorien erstellt werden müssen. «Dort verlaufen beispielsweise transatlantische Kabel, die man nicht einfach verlegen kann», so Martin Urwyler.

Übrigens hat die Stadt auch vollautomatische Anlagen geprüft, bei denen die Velos per Lift in die Tiefgarage transportiert werden, wie sie von der FDP in einer Interpellation angesprochen werden (wir berichteten). Urwyler: «Diese Variante haben wir verworfen, weil es dafür mehrere oberirdische Aufgabeterminals bräuchte, die man auf der Bahnhofstrasse explizit nicht will.» Zudem brauche so eine Anlage 13 bis 30 Sekunden um ein Velo zu parkieren – gerade zu Stosszeiten könne das zu Wartezeiten führen. Auch sei das Vandalismusrisiko hoch.

Stellt sich noch die Frage, ob die Stadtluzerner tatsächlich gegen 20 Millionen Franken für die Umgestaltung der Bahnhofstrasse inklusive Velostation ausgeben wollen. «Grundsätzlich sind das zwei verschiedene Projekte», sagt Urwyler dazu. Es sei aber nicht sinnvoll und zudem teurer, die Strasse umzugestalten und erst danach eine Velostation zu bauen. Deshalb: «Wenn man eine Velostation unter der Bahnhofstrasse will, dann ist jetzt der richtige Zeitpunkt dafür.»

Bevor diese Realität wird, kommen am Bahnhof Luzern noch rund 400 neue Veloparkplätze dazu: Im alten Posttunnel werden diese im Frühling 2019 erstellt. Das wird allerdings nur ein Provisorium mit Schieberampe sein. Über die weitere Nutzung des Posttunnels werden noch keine Details kommuniziert.

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