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Uri

«Unser Team wird in Zug Freude bereiten»

Die Delegierten des Innerschweizer Schwingerverbands (ISV) trafen sich am Samstag in Erstfeld. Unter anderem wird es um die Aufnahme des Tessiner Kantonalverbands in den ISV gehen. Präsident Peter Achermann freut sich auf sein «Heimspiel».
2015 fand das «Innerschweizerische» letztmals in Uri statt. Damals jubelte Andi Imhof nach dem Schlussgangsieg gegen Martin Grab. (Bild: Philipp Schmidli (Seedorf, 5. Juli 2015))

Interview Bruno Arnold

Am Samstag findet in Erstfeld die DV des Innerschweizer Schwingerverbands statt. «Ich freue mich, als erst zweiter Urner an der Spitze des ISV zu stehen und zum zweiten Mal nach 2015 eine ISV-DV in meinem Wohnkanton leiten zu dürfen», sagt der 50-jährige Sisiger. Im Interview erklärt er unter anderem, was Gran Canaria oder Teneriffa mit dem ISV zu tun haben, was am «Innerschweizerischen» in Flüelen zu erwarten ist, was schwingerisch gesehen nicht auf seiner Wellenlänge liegt und wo man im Dopingfall Martin Grab steht.

Peter Achermann: Sie sind Familienvater, beruflich viel im Ausland unterwegs, Ressortleiter Finanzen beim ESV, Präsident des ISV und OK-Mitglied am Innerschweizer Schwing- und Älplerfest (ISAF) 2019 in Flüelen. Wie bringen Sie das alles unter einen Hut?Das ist eigentlich ganz einfach: Entweder lebt man für den Schwingsport oder eben nicht. Ich bin digital gut aufgestellt und habe die notwendigen Daten jederzeit zur Verfügung. Somit ist alles nur noch eine Frage der Organisation. So ist beispielsweise der Jahresbericht 2017 während der Weihnachtsferien auf Gran Canaria entstanden, derjenige über das Verbandsjahr 2018 in Teneriffa (lacht).Nach 2015 findet das ISAF wieder in Uri statt. Bei den Veranstaltern scheint die Devise «immer grösser» zu lauten. Wie stehen Sie zu dieser Entwicklung?Der ISV-Vorstand treibt sicher nicht in diese Richtung. Unser überarbeitetes Pflichtenheft für die Veranstalter geht von mindestens 6000 Plätzen aus. In Ruswil (2018) waren es 12500. Flüelen übernimmt am 7. Juli 2019 mit 8750 Arena-Plätzen die Grösse von Cham (2014) und Einsiedeln (2016). Gerade die Anforderungen für das Ressort Bau werden in der Tat immer grösser, unter anderem auch aufgrund der Ansprüche unterschiedlicher Gruppen. So wird beispielsweise das Fernsehen SRF aufgrund des Vertrags mit dem ESV den ersten Gang live übertragen, am Nachmittag eine Zusammenfassung liefern und auch den Schlussgang live ausstrahlen. Dazwischen kann man auf dem Livestream die Spitzenpaarungen verfolgen. Temporäre Arenen sind das eine, vorhandene Infrastrukturen das andere. Was halten Sie von der Idee eines dauerhaft zur Verfügung stehenden ISAF-Geländes in Uri? Eine Arbeitsgruppe hat vor Jahren die Idee eines regionalen Sportzentrums im Urner Talboden diskutiert. Ich habe dort die Anliegen der Schwinger vertreten. Unsere damalige Strategie hat sich bis heute nicht geändert: Die «Kantonalen» sollen im Dorf stattfinden, in dem der Club beheimatet ist. Für grössere Anlässe, beispielsweise ein «Innerschweizerisches», müsste ein grösseres Areal respektive ein mit den wichtigsten Infrastrukturen ausgestattetes regionales Sportzentrum zur Verfügung stehen, das unterschiedliche Nutzungen zulässt. Mit dem Amt für Raumplanung haben wir damals sogar nach möglichen Standorten gesucht. Leider wurde das Projekt aber auf politischer Ebene beerdigt. Eine regionale Sportanlage im Urner Unterland wäre das Richtige gewesen. Jetzt macht man da und dort etwas, aber nirgends etwas Richtiges.Nach dem «Innerschweizerischen» in Flüelen das «Eidgenössische» in Zug: nochmals nach der Devise «immer grösser»?Von der Arena her wird Zug nicht viel grösser als Burgdorf im Jahr 2013 oder Estavayer 2016. Anders sieht es beim Rundherum respektive beim Fest ausserhalb der Arena aus: Das kann man fast nicht steuern. In Zug dürfte es noch mehr Leute geben als 2013 und 2016, da Zug verkehrstechnisch, gerade auch vom ÖV her, besser erschlossen ist als Burgdorf oder auch Estavayer. Und wer wird Schwingerkönig?Ein Innerschweizer. Es wird einen neuen König geben, aber gerade an einem Fest über zwei Tage muss immer auch die Konstellation stimmen. Wenn unser Team gut arbeitet, hat es grosse Chancen auf den Königstitel.Doch genau dieses Teamwork wird gerade bei den ISV-Leuten immer wieder vermisst. Scheitert der ISV 2019 erneut am «Kantönligeist»? Wir haben alles unternommen, damit die Innerschweizer Schwinger als Team zusammenwachsen können. Dazu beigetragen haben neben dem neuen Beschickungsrecht für die «Kantonalen» auch gemeinsame Kurse. Ich bin überzeugt: Das ISV-Team wird uns in Zug viele Freude bereiten. Sie haben vor der Saison 2018 das taktische Schwingen kritisiert. Was hat sich geändert?Das Ziel muss ganz klar sein, dass die Zuschauer viel attraktiven, spektakulären und offensiven Schwingsport zu sehen bekommen. Das heisst: Die Schwinger müssen auch ein gewisses Risiko in Kauf nehmen. Das Publikum kommt nicht wegen unattraktiver und auf Taktik ausgerichteter Gänge an ein Fest. Wenn es nur noch «auf Teufel komm raus» darum geht, einen Gegner mit einem Gestellten zurückzubinden, liegt dies nicht auf meiner persönlichen schwingerischen Wellenlänge. Wer nichts wagt, der kann auch nicht gewinnen.Ändert sich etwas, wenn Sieg, Unentschieden und Niederlage nur noch mit jeweils zwei Noten bewertet werden können?Wir haben die Thematik der Notengebung mit den Funktionären und auch mit den ESV-Ehrenmitgliedern diskutiert. Dabei hat sich gezeigt, dass man diese Änderung nicht grundsätzlich ablehnt. Es wird aber erwartet, dass gleichzeitig auch schneller eine Verwarnung ausgesprochen und ein «Viärtäli» abgezogen wird. An der Abgeordnetenversammlung vom 9. und 10. März in Meiringen wird nun über die entsprechende Änderung des technischen Regulativs abgestimmt. Es soll nur noch je zwei Noten geben, für einen Sieg beispielsweise eine 10 bei einem Plattwurf oder eine 9,75, wenn nachgedrückt wird. Wegfallen würde dafür die heute mögliche, aber kaum mehr vergebene Note 9,50. Dafür will man Sanktionen schneller verhängen, etwa bei offensichtlicher Passivität. Diese Änderungen würden jedoch erst auf die Saison 2020 in Kraft treten.Wo steht man im Dopingfall Martin Grab? Wurden ihm die beiden letzten Kränze aberkannt?Ich bin mit Martin Grab immer wieder in Kontakt. Fakt ist: Das Verfahren läuft noch, ein Entscheid ist noch nicht gefallen. Ich persönlich wünsche mir aber, dass endlich ein Schlussstrich unter diese – zugegeben – leidige Sache gezogen wird. Man sollte aber einfach nicht vergessen, dass Martin Grab für den Schwingsport sehr viel geleistet hat respektive heute noch leistet, etwa als Clubpräsident oder auch als Leiter von diversen Schwingkursen in der ganzen Schweiz.
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