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Hergiswil

Unglückspilot setzte noch zwei Funksprüche ab

Die Untersuchungsbehörde Sust verfügt über Aufnahmen von Funksprüchen kurz vor dem Flugzeugabsturz. Einer könnte bei der Suche nach der Unfallursache helfen.
Ein Helikopter fliegt Wasser zur Unfallstelle am Lopper. (Bild Roger Grütter, Hergiswil, 4. August 2018)

Philipp Unterschütz

Um den Ursachen des tragischen Flugzeugabsturzes bei Hergiswil vom 4. August auf die Spur zu kommen, bei dem eine vierköpfige Familie ums Leben kam, kann die Sicherheitsuntersuchungsstelle Sust auf die Auswertung von Motorengeräuschen hoffen. «Wir versuchen herauszufinden, ob der Motor richtig lief oder ob er einen Leistungsabfall hatte», erklärt Untersuchungsleiter Florian Reitz. Die Sust verfügt mittlerweile über die Aufnahmen von zwei Funksprüchen, die der Pilot abgesetzt hatte. Beim ersten sei das Flugzeug noch am Boden gewesen und zur Startposition gerollt, dieser Funkspruch sei deshalb wenig aussagekräftig. «Den zweiten Funkspruch gab der Pilot über Alpnach ab. Es war eine normale Positionsmeldung, dass er jetzt Richtung Lopper fliege und sich dann in Emmen anmelden werde», sagt Florian Reitz. Es sei kein Notruf abgegeben worden.

Die Hintergrundgeräusche dieses zweiten Funkspruchs, den der Pilot vor dem Überfliegen der Krete am Lopper an den Flugplatz Alpnach abgesetzt hat, werden nun einer so genannten Spektralanalyse unterzogen, um herauszufinden, ob sich allenfalls ein technischer Defekt des Motors bemerkbar machte. «Wir machen das in enger Zusammenarbeit mit der französischen Untersuchungsbehörde Bureau d’enquêtes et d’analyses pour la sécurité de l’aviation civile BEA in Paris, die ein grosses Knowhow bei Spektralanalysen hat», erklärt Florian Reitz. Da die Behörde sehr ausgelastet sei, werde es aber wohl noch einige Zeit dauern, bis man Resultate erwarten könne.

Kam es zu einer Berührung mit Bäumen?

Die Untersuchungen zum Unfallhergang laufen weiter. Zu den Ursachen könne man noch nichts sagen. Auch die Frage nach einer möglichen Kollision oder Berührung mit Bäumen auf der Krete am Lopper sei nach wie vor Gegenstand von näheren Abklärungen, so Florian Reitz weiter. «Ein Passant hat uns rapportiert, dass er am Tag nach dem Unfall auf der Krete beim Renggpass Schäden an Bäumen festgestellt hat.» Das wurde vor Ort ausgemessen und mit Hilfe von Luftaufnahmen werde abgeklärt, ob diese Schäden in einem Zusammenhang mit dem Unglück stehen und vielleicht durch eine Berührung mit dem Flugzeug entstanden sein könnten.

Aufgrund der Daten des Kollisionswarnsystems Flarm kennt die Sust nun auch die Flugroute vom Start bis zum Renggpass ziemlich genau. Die Aufzeichnungen hören laut Florian Reitz aber nach dem Überflug der Krete auf, weil beim Aufschlag die Stromversorgung ausgefallen sei und dieser letzte Teil der Aufzeichnungen deshalb nicht mehr gespeichert werden konnte.

Mit Sicherheit sagen lässt sich schon heute, dass das Flugzeug des Typs Socata TB-10 am Samstag, 4. August, um 10.36 Uhr senkrecht zu Boden gestürzt ist. Der Aufschlag sei mit hoher Energie erfolgt, so Florian Reitz. Das Flugzeug, das der Motorfluggruppe Pilatus gehörte, brannte danach komplett aus. Die vier Insassen, die sich in der fünfplätzigen Maschine befanden, hatte keine Überlebenschancen. Das Trümmerfeld erstreckte sich auf einer Fläche von 160 Quadratmetern.

Bereits vier Tage nach dem Absturz drehten sich die Untersuchungen um einen möglichen Leistungsabfall des Motors. In Fliegerkreisen wurde aber ausgeschlossen, dass die hohen Temperaturen, die am Tag des Unglücks herrschten und die Motorenleistung beeinträchtigen können, zum tragischen Unfall geführt haben.

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