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Luzern

Und es funktioniert

Was tun, wenn man in Corona-Zeiten Ferien hat? Chefreporter Alexander von Däniken betätigte sich im Zusammenbau eines Computers. Der Erlösung gingen zahlreiche Flüche voraus.

Alexander von Däniken

Städtetrip oder Badeferien? Wandern in Graubünden oder wellnessen im Tessin? Hah, schön wärs! Das Schmieden der Ferienpläne sieht in Corona-Zeiten etwas anders aus. Kürzlich hatte ich drei Wochen Ferien, davon zwei quasi zwangsweise, als Kurzarbeitszeit. Im Vorfeld drehten sich die Gedanken wegen der Umstände zuerst gar nicht, dann kreativ, um am ersten Ferientag ins Bodenständige abzugleiten.

«Schreib doch ein Buch!», schlug mir meine Frau vor. Doch einen Kuss habe ich «nur» von ihr bekommen, nicht von der Muse. Dann beschränkte ich mich halt aufs Lesen. Es fiel mir dabei ein, dass ich schon länger keine Gebrauchsanleitung mehr gelesen hatte. Und dass mein Computer etwas schneller und leiser laufen könnte. Er ist Marke Eigenbau, einzelne Komponenten, etwa das Gehäuse, sind 20 Jahre alt.

Zwei Tage lang brütete ich darüber, welche Hauptplatine oder welchen Prozessor ich online bestellen soll. Stellte eine Merkliste zusammen, schickte sie einem fachmännischen Freund. Der bestätigte meine Auswahl betreffend Gehäuse, riet mir aber sonst zu anderen Komponenten. Diese passen besser zueinander, sagte er. Ich vertraute ihm (und tue es immer noch).

Ich musste ein paar Tage später auch mir selbst vertrauen. Schliesslich konnte mir der fachmännische Freund beim Zusammenbau nicht helfen. So verkroch ich mich an einem Samstag in meinem Zimmer und legte mir vorsorglich schon ein paar Flüche zurecht, die ich dann auch brauchte. Immerhin hatte ich als Teenager das letzte Mal Arbeitsspeicher eingesetzt oder Wärmeleitpaste auf einen Prozessor geschmiert.

Die derbsten Flüche bescherten mir die kleinsten Anschlüsse. Ich habe zwei linke Hände. Vom Fenster drang nur noch wenig Licht ins Zimmer, als endlich der grosse Moment kam: Das Einschalten das neuen Computers. Vor 20 Jahren war dieser Moment gescheitert, weil ich vergessen hatte, eine Schutzfolie abzuziehen. Nun gelang es auf Anhieb. Ich war erfüllt von Stolz. Strand und Berge können noch etwas warten.

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