Philipp Unterschütz
Nur gerade drei Wochen hielten die neuen, umstrittenen Trennsteine im Kreisel Kreuzstrasse dem Druck stand. Sie zerbröselten nicht nur unter den Reifen von Autos und LKW, die sie überfuhren, sondern kamen auch bei Bevölkerung und Politik unter die Räder. Die landrätliche Kommission Bau, Planung, Landwirtschaft und Umwelt (BUL) wollte sich die Vorgänge von der Regierung erklären lassen und Landrat Bruno Christen, Fraktionschef der Mitte, reichte eine Anfrage bei der Regierung zum Rückbau ein. Nun zieht das Bundesamt für Strassen (Astra) die Reissleine und lässt die umstrittenen Trennsteine wieder abräumen.
Darum lässt das Astra die Trennsteine abräumen
Am Samstagvormittag werden erneut die Bauarbeiter ans Werk gehen, teilt das Astra mit. Begründung für die Kehrtwende: «Die fortlaufende Beobachtung der Situation zeigt, dass die zur Verdeutlichung der neuen Verkehrsführung angebrachten Trennelemente nicht die beabsichtigte Wirkung erzielen. Die Trennelemente werden von den Verkehrsteilnehmenden nur bedingt wahrgenommen und führen bei grösseren Fahrzeugen zu Manövrierschwierigkeiten.»
Auch beim Bundesamt hat man also womöglich das im Internet kursierende Video mit dem Spezialtransporter studiert, der den Kreisel nur unter grössten Schwierigkeiten passieren kann und dafür eine Ewigkeit braucht. Auf Anfrage dementiert Astra-Sprecher Samuel Hool aber, dass bei der Gestaltung der Sperrflächen Berechnungsfehler gemacht worden seien.
Gibts jetzt Polizeikontrollen am Kreisel?
Der Kreisel wird jedoch am Samstag nicht in den Vorzustand zurückversetzt. «Die angepasste Verkehrsführung mitsamt der Beschilderung und den Markierungen auf der Strasse bleibt bis auf Weiteres bestehen», schreibt das Astra in der Mitteilung weiter. Die Erfahrungswerte seien noch zu gering, um ein Fazit ziehen zu können. Das Astra will die Situation weiter beobachten und im Bedarfsfall weitere Anpassungen prüfen. «Die Kosten der Umsetzung und des Materials betragen rund 58'000 Franken, der Rückbau dürfte sich auf rund 3000 Franken belaufen», so Samuel Hool.
Bisher wurden die Trennsteine im Wesentlichen damit begründet, dass sonst eben zu viele Verkehrsteilnehmer die Markierungen ignorieren würden und einfach über die Sperrflächen fahren würden. Muss nun die Nidwaldner Polizei den Kreisel überwachen und Bussen verteilen? «Es ist aktuell nicht vorgesehen, die Trennsteine durch Polizeikontrollen zu ersetzen. Im Bedarfsfall können weitere Massnahmen geprüft werden», sagt Samuel Hool auf die Frage. Der Nidwaldner Baudirektor Josef Niederberger hält dagegen fest, dass die Kantonspolizei den Auftrag habe, «in nächster Zeit das Verhalten der Verkehrsteilnehmer im Kreisel zu beobachten».
Kanton wurde nicht um seine Meinung gefragt
Auffällig ist in der Medienmitteilung jedoch, dass der Entscheid offenbar vom Astra im Alleingang gefällt wurde. Bisher war stets die Rede davon, dass sämtliche Massnahmen in Absprache mit dem Kanton Nidwalden erfolgen würden. Dieser explizite Zusatz fehlt nun. Samuel Hool sagt, man sei als Partner immer miteinander in Kontakt. «Der Kreisel liegt aber in unserem Perimeter und damit in unserer Verantwortung. Es ist ein Entscheid vom Astra.» Josef Niederberger bestätigt, dass er am Vortag über die Massnahme informiert worden sei, gefragt worden sei der Kanton aber nicht. Man werde das so akzeptieren. «Grundsätzlich waren wir den Massnahmen gegenüber positiv eingestellt. Sie haben auch einiges gebracht, so ist beispielsweise der Durchfluss durch den Kreisel wie beabsichtigt schneller geworden.»
Etwas anders sieht das Christian Pargger, der am Kreisel einen Garagenbetrieb führt und der sich von Anfang an gegen die Massnahmen wehrte. «Der erste Schritt in die richtige Richtung ist getan», meint er. «Ich fordere den kompletten Rückbau des Kreisels. Die Sicherheitslinie, die Verengungen und Reduktion von zwei Ausfahrten aus dem Kreisel verschlechtern die Kapazität und die Sicherheit.» Pargger stört sich auch daran, dass vom Astra falsche Unfallzahlen als Begründung für die Massnahmen angeführt worden seien. «Hier wurden mit falschen Daten Steuergelder vernichtet und ein grösseres Risiko für Unfälle geschaffen.»