Robert Knobel
Der Tourismus gibt weiter zu reden. Vergangene Woche hat das Stadtparlament die Weichen für die Ausarbeitung einer neuen Tourismus-Strategie gestellt (wir berichteten). Im Zentrum stehen die Fragen: Welche Art von Tourismus will Luzern eigentlich? Wie viel Massentourismus verträgt die Stadt? Der Stadtrat plant, mit einer Umfrage der Bevölkerung den Puls zu fühlen.
Genau dies hat auch die IG Weltoffenes Luzern getan. Die Allianz von Wirtschaftsverbänden, Firmen und Privatpersonen lancierte im Sommer die Aktion «Feedbike»: In einer Box auf einem am Schwanenplatz abgestellten Velo konnten Einheimische ihre Ideen und Gedanken zum Thema Tourismus deponieren. Gleichzeitig führte die IG auch eine Online-Befragung durch.
«Sie halten sich nicht an unsere Regeln»
Jetzt liegen die Resultate vor: Sie bestätigen grundsätzlich die angespannte Stimmung, die man in der öffentlichen Debatte wahrnimmt. «Zu viele Touristen» – so lautete eine der häufigsten Rückmeldungen. Viele Umfrageteilnehmer machen ihren Unmut sogar an einer konkreten Bevölkerungsgruppe fest: Man fühlt sich von den Asiaten bedrängt, weil sie «sich nicht an unsere Regeln halten», «auf den Boden spucken» und weil man sich wegen ihnen «nicht mehr zu Hause fühlt». Zwar gibt es auch positive Rückmeldungen – etwa, dass der Tourismus die Stadt Luzern bunter und weltoffener macht. Doch die negativen Stimmen überwiegen.
André Bachmann, Co-Präsident der IG Weltoffenes Luzern, betont zwar, dass die Umfrage nicht repräsentativ sei. Doch eine solche würde wohl nicht viel andere Resultate zeigen. «Wir wissen durch die Umfrageergebnisse grundsätzlich, wo der Schuh drückt», so Bachmann. Er versteht die Resultate auch als Input für den Strategieprozess, den die Stadt zum Thema Tourismus gestartet hat. «Es ist nicht nötig, Jahre zu warten, bis sich erste Schlussfolgerungen daraus ableiten lassen», findet Bachmann. Einfache Massnahmen könne man auch jetzt schon ergreifen – zum Beispiel Nachjustierungen am Anhalteregime für Cars am Schwanen-/Löwenplatz.
Chinesische Hinweise oder Piktogramme sollen Touristen «erziehen»
Vor allem aber müsse man versuchen, den «Kultur-Konflikt» zu entschärfen. «Wir müssten den Touristen besser kommunizieren, dass die Stadt Luzern nicht bloss eine touristische Kulisse ist, sondern gleichzeitig unser Lebensraum.» So könnte man beispielsweise in den wichtigsten Sprachen oder mit Piktogrammen auf einige besonders störende Verhaltensweisen hinweisen. Etwa, dass man die Produkte am Wochenmarkt nicht einfach anfassen soll. Bachmann: «Die Touristen kommen ja gerade deshalb, weil sie hier einen intakten Lebensraum vorfinden. Sie selber müssen daher ebenfalls dazu beitragen, zu diesem Sorge zu tragen.»
Bachmann wirft eine weitere wichtige Frage in den Raum: Wer ist eigentlich in Luzern für den Tourismus verantwortlich? Die Luzern Tourismus AG ist eine Marketingorganisation für die Destination Luzern. Eine eigentliche Koordination der Touristenströme innerhalb der Stadt gibt es nicht. «Der Tourismus geschieht einfach», so Bachmann. Deshalb obliege es letztlich der Stadt und der Bevölkerung, mit gezielten Massnahmen den Tourismus in die gewünschte Richtung zu lenken.
Hinweis: Dialogabend der IG Weltoffenes Luzern mit Vorstellung der Umfrageresultate: Mittwoch, 30. Oktober, 18.45 Uhr, Hotel Schweizerhof. www.weltoffenesluzern.ch