Romano Cuonz
«Wir sind vier unabhängige Obwaldnerinnen und Obwaldner, die glauben, dass sich eine möglichst breite Bevölkerung intensiv mit den gleich fünf in unserem Kanton geplanten 5G-Antennen befassen sollte», sagte Organisatorin Anita Schälin zu Beginn eines öffentlichen Informationsabends am Dienstag in der Sarner Metzgern. Dieses Ziel hat die Gruppe voll und ganz erreicht: Der Saal füllte sich binnen kurzem mit 165 interessierten, teils auch recht kämpferisch eingestellten Frauen und Männern. Vorerst hatte für eine gute Stunde der 50-jährige Zürcher Martin Zahnd das Wort. Zahnd arbeitet im IT-Grossrechnerbereich und ist zurzeit der schweizweit wohl bekannteste Warner vor Gefahren, die von Elektrosmog ausgehen.
Im Namen des Vereins «Schutz vor Strahlung» engagierte er sich in Sarnen einmal mehr sehr vehement für den Schutz von Mensch, Tier und Pflanze. «Die hochfrequente Strahlung, die von Sendeanlagen und Handys ausgeht, ist höchst gefährlich, informiert euch und schützt euch dort, wo es möglich ist», alarmierte er das Publikum. Vor allem die 5G-Antennen, die noch gezielter strahlen würden als all ihre Vorgänger, seien heimtückisch. «Niemand weiss, wie stark er von ihnen getroffen wird», wähnte Zahnd. Er aber habe die verheerenden Folgen der unsichtbaren Strahlen am eigenen Leib erfahren: Kopfweh, Tinnitus, Depressionen und ein aufkommendes Burnout. Je mehr er herumschaue, desto häufiger treffe er auf Leute, die Probleme mit Elektrosmog hätten.
Misstrauen gegenüber Experten
Weit verbreitet seien bei Handynutzern auch Schlafstörungen. Sichtbar wären Krebsleiden. Marco Dusi, Leiter der Obwaldner Dienststelle Umweltschutz, bestätigte auf Fragen unter anderem aus dem Publikum: «Der Kanton Obwalden hat den Bau von 5G-Antennen in Ramersberg, Sarnen, Flüeli-Ranft, Bonistock und Engelberg im Bagatellverfahren bewilligt.» Nur gegen die Antenne in Stalden sei beim Kanton eine von der Gemeinde Sarnen bereits abgewiesene Beschwerde noch hängig. Umweltschutzrechtliche Anforderungen punkto thermischer Wirkungen auf den Körper seien, gemäss Studien des Bundesamts für Umwelt (Bafu), geprüft und gewährleistet. Andere schädliche Auswirkungen könnten nicht sicher festgestellt werden. Dusi räumte aber ein: «Bewilligt heisst noch nicht gebaut und schon gar nicht in Betrieb gesetzt.» Indessen: Möglichkeiten zu Einsprachen gibt es für die Bevölkerung nicht mehr.
Von den Untersuchungen des Bafu hält Martin Zahnd wenig. Seiner Ansicht nach sind entscheidende Exponenten dieser Fachstelle zu eigenmächtig. Auch bestünden vorläufig keine zuverlässigen Messmethoden. «Ein Schweizer Rechtsgutachten hält denn auch klar fest, dass die Kantone allein auf den Bafu-Grundlagen 5G-Antennen gar nicht bewilligen dürften.» Einige Kantone würden Moratorien gegen den Bau erwägen. In Zug beispielsweise werden vorläufig nur Antennen zugelassen, die den Grenzwert nicht voll ausschöpfen. Diese Voraussetzung erfüllen geplante 5G-Antennen jedoch kaum je.
Kurz zu Wort kam an der Versammlung, als Befürworter, auch Christian Grasser (Geschäftsführer des Schweizer Verbandes für Telekommunikation). «Studien zu bewerten ist Aufgabe der Bundesbehörde Bafu», sagte er. Diese hätte Grenzwerte festzulegen und festzustellen, ob sie eingehalten würden. «Allerdings könnte unsere Branche auf viele Behauptungen, die Martin Zahnd ins Feld führt, sachliche Antworten geben», meinte Grasser. Nur müsse man dazu den Kontakt zur Bevölkerung vermehrt suchen. Als ihm Zahnd darauf ziemlich frontal und unzimperlich entgegentrat, kamen im Saal Emotionen auf. Einige Zuhörer forderten mehr Fairness bei dieser hitzigen Diskussion.
Politischer Vorstoss ist geplant
Das sichtlich verunsicherte Publikum hatte viele Fragen. Vor allem wollte man wissen, wie man der Gefahr, die von den fünf geplanten 5G-Antennen ausgehe, begegnen könnte. Eine Antwort hatte der Giswiler SP-Kantonsrat und Biobauer Ambros Albert bereit. Sein Versprechen: «Der Abend hat in mir den Entschluss reifen lassen, im Kantonsrat eine Motion für ein Moratorium auch in Obwalden zu starten.» Solange nicht erwiesen sei, dass es wirklich keine Schäden gäbe, dürften die geplanten Antennen nicht gebaut werden.