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Kolumne

«Ürner Asichtä»: «Gosmerberg» oder «Rosengarten»?

Kolumnist Ruedi Bomatter schreibt über die Pläne für die Altersheime von Altdorf und Bürglen.

Die letzten zehn Jahre wohnte ich in Altdorf in unmittelbarer Nähe des Alters- und Pflegeheimes Rosenberg. Zu Beginn meiner Nachbarschaft waren sie noch vereinzelt anzutreffen, die rüstigen Rentnerinnen und Rentner aus dem «Rosenberg», welche sich in einem der nahe gelegenen Restaurants ein Bier oder einen Kaffee gönnten und sich am Austausch mit den anderen Gästen freuten.

Doch diese sind äusserst selten geworden. Wer heute noch einigermassen rüstig ist, der bleibt in den eigenen vier Wänden wohnen. Dank eines breiten Angebotes an Hilfe- und Pflegedienstleistungen wird dies je länger je mehr der Fall sein. Wer zukünftig ins Alters- oder Pflegeheim geht, ist in der Regel höchst betagt, stark pflege- oder betreuungsbedürftig oder leidet an einer Demenzkrankheit.

Die Tendenz, dass man länger zu Hause oder in einer Alterswohnung bleibt, hat eigentlich erst so richtig begonnen. Und die Nachfrage nach Langzeitpflegeplätzen wird – auch aus demografischen Gründen – in Zukunft stark ansteigen. Das stellt die selber ins Alter gekommenen Heime Rosenberg in Altdorf und Gosmergartä in Bürglen vor grosse Herausforderungen. Und dabei geht es nicht bloss um Instandstellungs- und Unterhaltsarbeiten. Soll ein möglichst reibungsloser Betrieb auch in Zukunft sichergestellt werden, muss die gesamte Infrastruktur den künftigen Anforderungen angepasst werden.

Altdorf und Bürglen haben sich zusammengefunden und wollen das Problem gemeinsam anpacken. Statt aufwendigen Sanierungen soll ein Neubau in der Brickermatte in Bürglen die Lösung sein. Das ist plausibel. Bei der Planung und beim Bau kann damit viel Geld eingespart werden, beim Betrieb lassen sich viele Synergien nutzen, und die Betreiber verfügen anstelle von zwei «Flickwerken» über eine moderne und zweckmässige Infrastruktur.

Eine Gruppe besorgter Bürgler befürchtet nun, dass ein Wegzug des Gosmergartä aus dem Dorfkern ein erneuter Rückschlag für das Dorfleben bedeute. Die Rede ist von Arbeitsplätzen, Gastronomie, Gewerbe, Banken, Landwirtschaft, Verwaltung, Schulen, seelsorgerischen Organisationen, Vereinen und Kultur. Mit einer Umfrage in der Gemeinde soll deshalb die Standortdiskussion neu lanciert werden.

Doch die Argumente sind für mich nicht richtig nachvollziehbar. Für wirklich pflegebedürftige Menschen dürfte der Standort eine nebensächliche Rolle spielen. Viel wichtiger sind eine funktionelle Infrastruktur sowie gut ausgebildete und motivierte Fachkräfte. Pflege- und betreuungsbedürftige Menschen werden selbstständig auch kaum mehr viel zum gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Leben des Zentrums beitragen können, weil sie dazu einfach nicht mehr in der Lage sind.

Ein Wegzug eines Pflegebetriebes aus dem Dorfzentrum bietet wohl bedeutend grössere Chance für die Dorfentwicklung. Dies gilt sowohl für Altdorf wie auch für Bürglen. Die Frage ist einzig, wie die frei werdenden Flächen künftig genutzt werden. Ich denke da beispielsweise an bezahlbaren Wohnraum für junge Familien und altersgerechte Wohnungen für selbstbestimmte Senioren. Ein bunter Mix aus Alt und Jung bietet einen weit nachhaltigeren Beitrag zu einem funktionierenden Zusammenleben im Zentrum.

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