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Luzern

U20-Kolumne: eine haarige Sache

Natalie Wiget (16), Schülerin der Kantonsschule Sursee, schreibt in der aktuellen U20-Kolumne über haarige Probleme.
Kanti-Schülerin Natalie Wiget

Martina Odermatt

Ich bin ein Lockenkopf! Dies kann ich dank meinen brasilianischen Wurzeln stolz sagen. Mein ganzes Leben lang wurden mir allerdings die Haare immer geflochten und später auch geglättet. Und dies alles nur, weil in Brasilien voluminöses, krauses Haar als ungepflegt, trieb- und sündhaft gilt.

Die meisten Brasilianer glätten deswegen ihre Haare trotz des riesigen Aufwands. Sie wollen möglichst wenig afrikanisch aussehen, sondern dem europäischen Schönheitsideal entsprechen. Besonders aufgefallen ist mir dies in der Kleinstadt im Bundesstaat Rio de Janeiro, aus der ich stamme. Ich musste mir immer wieder Kommentare wie «Kämm dein Haar!» oder «Dein Haar ist lächerlich!» anhören. Auch meine Mutter nannte mein Haar «cabelo ruim» – was auf Deutsch «schlechtes» Haar bedeutet. Nur langsam fangen die Brasilianer an, stolz auf ihre Wurzeln zu sein. Auf Plattformen wie Youtube und Instagram findet man immer mehr Tipps und Tricks zur Pflege und zum Styling von Locken.

Hier in der Schweiz ist das anders. Hier gelten meine Haare als besonders exotisch und ich werde dafür bewundert. Um meine Haare allerdings offen tragen zu können, muss ich viel Aufwand betreiben. Deshalb versorge ich sie meistens in einem Dutt. Wenn ich sie dann einmal offen habe, kommt immer die gleiche Reaktion. Alle reichen direkt in die Richtung meiner Haare, ohne zu fragen. Mittlerweile bin ich ziemlich gut darin, den Händen auszuweichen. Trotzdem wäre es lieb, vorerst zu fragen, obwohl ich auf die Frage mit einer ziemlich hohen Wahrscheinlichkeit mit «Nein» antworten werde. Schliesslich bin ich kein Pudel.

Hinweis: In der Kolumne «U20» äussern sich Schüler der Kanti Sursee zu frei gewählten Themen. Ihre Meinung muss nicht mit derjenigen der Redaktion übereinstimmen.

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