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Oktobersession

Turbulenzen beim FCL: Luzerner Regierung will «aktiv zu Lösung beitragen»

Das Wohl des FC Luzern ist der Regierung sehr wichtig. Sie signalisiert weitere Gesprächsbereitschaft mit den Klubverantwortlichen, will aber nicht als Mediatorin auftreten.

Die Fans des FC Luzern wollen keinen Mehrheitsaktionär, der die Geschicke des Vereins allein bestimmt.
Bild: Bild: Martin Meienberger/Freshfocus (22. Oktober 2022)

Der FC Luzern sei «für den Kanton Luzern und die gesamte Zentralschweiz von herausragender Bedeutung», und der Klub verfüge über eine «grosse soziale Integrationskraft». Diese Worte wählt die Luzerner Regierung in ihrer Antwort auf eine für dringlich erklärte parlamentarische Anfrage von Thomas Meier. Der FDP-Kantonsrat aus Schenkon und Sponsor des FCL wurde aktiv, weil er wissen wollte, ob die Regierung als Mediatorin zwischen Mehrheitsaktionär Bernhard Alpstaeg und der Vereinsführung zur Verfügung steht.

Wie die Regierung in ihrer Antwort festhält, steht sie «bereits mit verschiedenen Personen beim FCL im Gespräch». Dazu sei sie auch weiterhin bereit, denn sie wolle «aktiv zu Lösungen beitragen und an einer raschen Stabilisierung der aktuellen Situation mitwirken». Die grosse Bedeutung des FCL erfordere eine rasche Einigung. Ihre Dienste als Mediatorin biete die Regierung aber nicht an, sagte Gesundheits- und Sozialdirektor Guido Graf am Dienstag im Kantonsrat. Auch der Ausgang der ausserordentlichen Generalversammlung der FCL Holding AG am 3. November liege nicht im Einflussbereich der Exekutive.

SP-Kantonsrätin: «Debatte ist falsch und reine Effekthascherei»

Diese Haltung kam im Kantonsratssaal unterschiedlich gut an. Vorstösser Thomas Meier bezeichnete die bereits aufgenommenen Gespräche der Regierung als erfreulich, er wünsche ihr viel Verhandlungsgeschick. Zur Kritik, das Thema gehöre nicht in den Kantonsrat, sagte der Geschäftsführer des Versandhauses Lehner: «Für mich war dieser Vorstoss der einzige Weg, um die Situation zu lösen.»

Das empfinden SP-Sprecherin Melanie Setz und Grüne-Votant Jonas Heeb anders. «Die Debatte ist falsch, es handelt sich um reine Effekthascherei», sagte Setz. Die Kantonsrätin aus Emmenbrücke stimmte am Montag für die Dringlichkeit des Vorstosses, ebenso Jonas Heeb. Der Horwer erklärte, er sei «nicht sicher, ob die Regierung viel bewirken kann».

Mitte: Kantonsrat hat andere Probleme zu lösen

Verständnis für den Vorstoss zeigte Mitte-Sprecher Ferdinand Zehnder. Der Stadtluzerner, der im Gegensatz zur Mehrheit seiner Fraktion für die dringliche Behandlung stimmte, begründete in seinem Votum die ablehnende Haltung der Mitte. Dass es zu Konstellationen wie beim FCL habe kommen können, sei auf die fehlenden Regeln der Swiss Football League (SFL) zur Organisationsform der Klubs zurückzuführen, weshalb der Pass der SFL zuzuspielen sei. Ausserdem habe der Kantonsrat andere Probleme zu lösen. Sein Fraktionskollege Daniel Piazza wiederum begrüsste das Engagement der Regierung und riet dem Mehrheitsaktionär: «Bernhard Alpstaeg soll sich gut überlegen, ob er die ganze Führung des FCL auswechseln will.»

Jasmin Ursprung bezeichnete es zwar als sinnvoll, dass die Regierung Gespräche mit den FCL-Verantwortlichen führt. Das Konstrukt des FCL unterstehe jedoch dem Obligationenrecht. Das letzte Wort hätten demnach die Aktionäre und nicht die Politik, so die SVP-Politikerin aus Udligenswil, die ebenfalls für die Dringlichkeit des Vorstosses einstand. GLP-Fraktionschefin Claudia Huser argumentierte ähnlich. Der FCL solle seine Probleme selber lösen und die Regierung keine aktive Rolle einnehmen, so die Stadtluzernerin.

Das fand als letzter Redner der 20-minütigen Debatte auch Hasan Candan, der anders als Huser gegen die Dringlichkeit war. Der SP-Kantonsrat aus der Stadt Luzern und FCL-Spieler bei den Senioren riet der Regierung ebenfalls von einem Engagement ab. Schliesslich habe Alpstaegs Firma Swisspor sich erst kürzlich für die Schaffung von mehr als 1000 Arbeitsplätzen in Mehlsecken entschieden; die Regierung sei also mit dem Unternehmen des Mehrheitsaktionärs verbunden.

Sicherheit an FCL-Spielen «durch Turbulenzen nicht gefährdet»

Wie die Regierung den 120 Volksvertreterinnen und -vertretern in ihrer Antwort mitteilt, unterstützt der Kanton den Verein ausschliesslich mit Swisslos-Geldern für die Nachwuchsarbeit. Im letzten Jahr flossen aus diesem Topf rund 30’000 Franken an den FCL. Zusätzlich erhielt die Stiftung Fussballakademie Zentralschweiz aus dem Covid-Unterstützungsfonds für Sportvereine und Sportverbände 150’000 Franken. Nutzniesser dieser Gelder seien «ausschliesslich Kinder und Jugendliche».

Die Weiterführung der Fanarbeit, an der neben dem Kanton auch die Stadt Luzern beteiligt ist, erachtet die Regierung «durch die aktuellen Turbulenzen nicht gefährdet». Das gelte auch für die Sicherheit im Umfeld der Spiele des FCL: «Wir gehen davon aus, dass die verantwortlichen Organisationen und Gremien die Situation professionell und vorausschauend beurteilen, sich entsprechend vorbereiten und handeln.»

Dass sich der Luzerner Kantonsrat am Dienstag überhaupt mit den von Mehrheitsaktionär Bernhard Alpstaeg verursachten Turbulenzen beim FC Luzern befassen konnte, hing am Montag an einem seidenen Faden. Das Parlament hiess die Dringlichkeit des Vorstosses von Thomas Meier nämlich nur äusserst knapp gut – das nötige Quorum wurde mit 72 Stimmen exakt erreicht. Gegen die dringliche Behandlung votierten die Mehrheit der Mitte sowie einzelne Mitglieder von SP, Grünen und SVP. FDP und GLP plädierten geschlossen für die sofortige Behandlung der Anfrage.

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