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Stadt Luzern

Trotz Ja zur «Reuss-Oase»: Stadt streicht schon das zweite Projekt zur Aufwertung des Reussufers

Der Neubau der Fluhmühlepasserelle ist vom Tisch. Dem Stadtrat sind die Kosten dafür zu hoch. Die Initianten der «Reuss-Oase» reagieren verärgert.

Wer aus dem Fluhmühlequartier ans Reussufer gelangen will, hat es nicht ganz einfach: Es gilt sowohl die Hauptstrasse als auch die Bahnlinie zu überqueren. Was die Bahnlinie betrifft, gibt es seit 1929 wenigstens eine Fussgängerpasserelle. Sie führt von der Hauptstrasse über die Gleise zum Gebiet Reussinsel/Xylophonweg hinunter.

Die Fluhmühle-Passage bei der Reussinsel.
Bild: Bild: Manuela Jans-Koch (Luzern, 21. Oktober 2022)

Doch diese Passerelle ist ziemlich heruntergekommen und weder rollstuhl- noch kinderwagen- oder velotauglich. Die SBB, denen die Passerelle gehört, haben 2014 einige Renovationsarbeiten ausgeführt und planen, den Steg bis mindestens 2045 so zu belassen. Der Stadt Luzern genügte dies aber nicht. Deshalb plante sie ihrerseits einen Neubau. Dieser sollte auch für Velos befahrbar sein und zudem einen Lift erhalten. Die neue Passerelle sollte 2024 fertig sein.

Kosten: Über 6 Millionen Franken

Doch nun zeigt sich, dass der Aufwand für einen Neubau beträchtlich wäre: Die neusten Kostenschätzungen belaufen sich auf 6,2 Millionen Franken. Ins Gewicht fallen insbesondere Kosten für den notwendigen Landerwerb und die Einhaltung von neuen Normen. Hinzu kommt, dass die Stadt entgegen ursprünglichen Hoffnungen den allergrössten Teil selber berappen müsste. Der Kanton lehnt eine Kostenbeteiligung ab, und der in Aussicht gestellte Beitrag von Bund und SBB (1,5 Millionen Franken) ist ebenfalls tiefer als erhofft.

Deshalb hat der Stadtrat entschieden, das Projekt fallenzulassen. Die Investitionskosten seien zu hoch, so die Begründung.

Schafft das Überbleibsel der Spange Nord Abhilfe?

Somit wird sich an der Querungssituation zwischen Reuss und Fluhmühle auf absehbare Zeit nichts ändern. Abhilfe schaffen könnte erst die Reussportbrücke, wie der Stadtrat schreibt – obwohl er das kantonale Bauprojekt bekannterweise ablehnt . Es handelt sich dabei um das Nachfolgeprojekt der gescheiterten Spange Nord. Die Brücke soll im Gebiet Fluhmühle die beiden Reussufer verbinden. Sie dient in erster Linie dem Autoverkehr, soll aber auch Raum für Velos und Fussgänger bieten.

Die geplante Reussportbrücke zwischen Fluhmühle (rechts) und Reussport.
Bild: Visualisierung: Swiss Interactive AG

Ob es von der Brücke auch einen Abgang zur Reussinsel geben wird, ist offen. Überhaupt ist noch völlig unklar, ob und wann die Reussportbrücke tatsächlich gebaut wird. Der Kanton will erst später entscheiden, ob das Projekt weiterverfolgt wird.

Auch die Reusstreppe ist gestrichen

Die neue Fluhmühlepasserelle hätte einen Beitrag geleistet zur Aufwertung des Reussufers. Das wäre ganz im Sinne der Initiative «Reuss-Oase» gewesen, welche im vergangenen Mai von den Stimmberechtigten angenommen wurde. Die Initiative der Juso verlangte Massnahmen zur Attraktivierung des Ufers beidseits der Reuss zwischen dem Stadtzentrum und der Stadtgrenze im Norden. Der Stadtrat betonte damals, die Stadt tue bereits heute viel für die Aufwertung des Reussufers. Dabei wurden unter anderem zwei Projekte explizit erwähnt: die Fluhmühlepassage und die Aufwertung des Geissmattparks mit einer Treppe zur Reuss. Doch die Geissmatttreppe wurde schon wenige Tage nach der Abstimmung im Mai vom Stadtrat versenkt . Begründung: Ein Zugang zum Wasser sei an dieser Stelle zu gefährlich.

Die Ideenskizze für die Gestaltung des Geissmattparks.
Bild: Visualisierung: PD

Ein halbes Jahr nach der Abstimmung wird mit der Fluhmühlepassage nun auch das zweite Aufwertungsprojekt gestrichen. «Ich finde das frech gegenüber den Quartierbewohnenden, die schon seit Jahren einen Ausbau der Passerelle fordern», sagt Léon Schulthess, Co-Präsident der Juso Luzern. Er wirft dem Stadtrat Planlosigkeit vor. «Es kann nicht sein, dass er ständig Projekte startet, nur um sie später wieder abzubrechen.» Als weiteres Beispiel nennt Schulthess die abgebrochene Planung des Velotunnels unter dem Bahnhof.

Borgula: Geissmattpark wird aufgewertet

Stadtrat Adrian Borgula (Grüne) sagt, dass der Entscheid zum Abbruch der Planungen nicht leichtgefallen sei. Bezüglich «Reuss-Oase» fügt er an: «Die Annahme der Initiative bedeutet ja nicht, dass wir unverhältnismässige Massnahmen umsetzen sollen. Vielmehr fordert sie vom Stadtrat generell mehr Aufwertung am Reussufer.» Dieser Forderung komme die Stadt nach – so werde etwa trotz Verzicht auf die Reusstreppe der Geissmattpark aufgewertet.

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