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Hergiswil

«Wir lassen sie fliegen, in Dankbarkeit und Liebe»

Hunderte Angehörige, Freunde, Mitarbeiter, Mitschüler und Vereinskollegen erwiesen am Mittwoch der beim Flugzeugunglück in Hergiswil verstorbenen Familie die letzte Ehre. Die Trauerfeier in Ennetbürgen wurde auch auf Leinwand übertragen.
Pfarrer Heinz Brauchart (links) leitete die Trauerfeier zusammen mit Diakon Elmar Rotzer. (Bild: Dominik Wunderli (Ennetbürgen, 22. August 2018))

Franziska Herger

«Herzensgute Menschen sind wie Sterne: Sie leuchten noch lange nach ihrem Erlöschen.» Mit diesem Leitgedanken wurde am Mittwoch in der Pfarrkirche Ennetbürgen der verstorbenen Familie Aeschlimann gedacht. Reto Aeschlimann (47), Chefpilot der Pilatus Flugzeugwerke, seine Frau Michèle (44) und ihre Kinder Noëlle (15) und Fabio (13) starben auf dem Weg in die Ferien, als ihr gemietetes Sportflugzeug am 4. August kurz nach dem Start auf dem Flugplatz Kägiswil beim Renggpass oberhalb von Hergiswil in den Wald abstürzte. Eine Tragödie, welche die ganze Region erschütterte.

Warum es zu dem Absturz kam, ist noch unklar. Über das Loch, das der Tod der Familie in den Herzen der Hinterbliebenen zurückliess, bestand dagegen an der Trauerfeier kein Zweifel. Hunderte Angehörige, Freunde, Bekannte, Mitarbeiter, Mitschüler und Vereinskollegen waren gekommen, um «z’Aeschlis», wie die Familie liebevoll genannt wurde, die letzte Ehre zu erweisen.

Wer in der Kirche keinen Platz mehr fand, verfolgte die Trauerfeier in der ebenfalls zum Bersten vollen Mehrzweckhalle auf Leinwand. Die Familie, ursprünglich aus dem Kanton Bern, war hier fest verankert, engagierte sich in Musik- und Sportvereinen. Nach Nidwalden gekommen waren sie wegen der Fliegerei. Oscar J. Schwenk, Verwaltungsratspräsident der Pilatus Flugzeugwerke, würdigte Reto Aeschlimann als aussergewöhnlichen Menschen, der auch in schwierigen Situationen immer sagte: «Es chunt de scho guet». Seine Fliegerkollegen ehrten den früheren Militärpiloten und seine Familie nach der Trauerfeier mit dem Überflug einer Zweierformation der Pilatus Flugzeugwerke sowie einer Viererformation der Luftwaffe. Hildegard Meier-Schöpfer, Kantonsratspräsidentin des Kantons Luzern, legte für Michèle Aeschlimann, die bis Ende Juli bei den Parlamentsdiensten gearbeitet hatte und nach dem Sommer ein Studium der Heilpädagogik beginnen wollte, ein Rosenherz nieder, «als Zeichen deiner grossen Herzlichkeit, mit der du uns so reich beschenkt hast».

Auf das Warum gibt es keine Antwort

Auch in der zweiten und dritten Klasse des Kollegiums in Stans werden zwei Plätze leer bleiben, wenn nächste Woche die Schule wieder beginnt. Noëlle, die gemäss dem von Diakon Elmar Rotzer verlesenen Lebenslauf Kriminologin werden wollte und ihren Angehörigen als «fleissiges und liebenswertes Mädchen» in Erinnerung bleiben wird, und Fabio, der später an der ETH Maschineningenieur studieren wollte und sich auf Tauchferien mit seinem Vater freute, sind wie ihre Eltern viel zu früh gegangen.

«Wir fragen uns: Warum? Darauf gibt es keine Antwort», sagte Elmar Rotzer, der die von Gesang und Musik umrahmte Trauerfeier gemeinsam mit dem reformierten Pfarrer Heinz Brauchart leitete. Es stimme jedoch tröstlich, dass die Familie jetzt im Himmel vereint sei, meinte er. «Jetzt lassen wir sie fliegen, in grosser Dankbarkeit und Liebe.»

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