Silvio Frei
Silvio Frei
Der Bundesrat hat 2019 die Marschrichtung vorgegeben: Unter dem Schlagwort «Netto-Null» soll die Schweiz bis ins Jahr 2050 in der Summe keine Treibhausgasemissionen mehr ausstossen. Wenn global gesehen alle Länder dieses Ziel des internationalen Klimaprotokolls von Paris umsetzen, kann die Erderwärmung auf maximal 1,5 °C gegenüber der vorindustriellen Zeit begrenzt werden.
Um Massnahmen gegen die Treibhausgasemissionen ergreifen zu können, muss zuerst bekannt sein, von wo diese überhaupt kommen. Das Amt für Umweltschutz hat dies nun für den Kanton Uri ermittelt. Gemäss einer Mitteilung des Amts stützt sich diese Bilanzierung auf den gesamtschweizerischen Emissionskataster und die Emissionsdaten aus dem Gebäudesektor. Als Treibhausgase kommen hierbei Kohlendioxid, Methan, Lachgas und synthetisches Gas in Frage. Die Emissionen stammen hauptsächlich aus den Sektoren Verkehr, Gebäude, Industrie sowie Forst- und Landwirtschaft. Der Tourismus ist in den Bereichen Verkehr, Gebäude und Industrie abgebildet.
Verkehr verursacht den grössten Anteil
Die neusten Berechnungen zeigen, dass im Kanton Uri im Jahr 2020 insgesamt 235 Kilotonnen Treibhausgase ausgestossen wurden. Mit 53 Prozent macht der Verkehr den grössten Teil aus, wie es in der Mitteilung heisst. Aber: Über die Hälfte davon stammt aus dem Transitverkehr und wird somit nicht von den Urnerinnen und Urnern verursacht, fällt aber auf dem Urner Kantonsgebiet an. Infolgedessen liegt der jährliche Pro-Kopf-Ausstoss im Kanton Uri mit 6,4 Tonnen CO2 deutlich höher als der gesamtschweizerische Durchschnitt von 5,4 Tonnen CO2.
Die weiteren Anteile fallen auf die Land- und Forstwirtschaft (17 Prozent), die Gebäude (14 Prozent) und die Industrie (11 Prozent). Die restlichen 5 Prozent verteilen sich auf synthetische Gase oder fallen beim Abfall und der Abwasseraufbereitung an.
Auch die Urner Bevölkerung kann zur Reduktion beitragen
Um das Ziel von «Netto-Null» bis 2050 zu erreichen, müssen grosse Herausforderungen überwunden werden. Dies betrifft ebenso den Kanton Uri, auch wenn über 30 Prozent der Treibhausgase auf das Konto des Transitverkehrs gehen. Können Urnerinnen und Urner hier denn überhaupt etwas ausrichten? Das sei schwierig, meint Alexander Imhof, Vorsteher vom Amt für Umweltschutz:
«Bei der Reduzierung der Emissionen beim Transitverkehr sind dem Kanton Uri die Hände gebunden. Wir können uns aber als Kanton und via Parlamentarier auf der Stufe Bund stark einsetzen.»
Weiter kann die Urner Bevölkerung ihre Emissionen reduzieren, indem vermehrt auf den öffentlichen Verkehr und den Langsamverkehr (Velo oder zu Fuss) umgestiegen wird. Im regionalen Verkehr hat der Kanton denn auch mehr Möglichkeiten. Gemäss Imhof gibt es beispielsweise gerade im Tourismus Potenzial:
«Es können verschiedene Anreizsysteme geschaffen werden, um die Anreise via ÖV zu fördern wie etwa Verbundtickets oder Hotelbuchungen, die zum Gebrauch des ÖV berechtigen.»
Hier müsste man denn natürlich auch vermehrt die Zusammenarbeit mit den grossen Tourismusanbietern suchen. Das Amt für Umweltschutz schreibt zudem weiter, dass auch der vermehrte Konsum von regional produzierten Nahrungsmitteln und bessere Isolation bei Gebäuden die Urner Bilanz verbessern können. Ebenso werden die Industrie und die Landwirtschaft ihren Beitrag leisten müssen. Welche Massnahmen am effizientesten sind, um das ambitionierte Klimaziel zu erreichen, soll das kantonale Klimaschutz-Konzept aufzeigen. Die Arbeiten dazu laufen und entsprechende Ergebnisse sollten Anfang 2023 vorliegen.