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Luzern

Tödlicher Trend: Luzerner Polizei stellt immer mehr künstlich behandeltes Marihuana fest

Bei Cannabisprodukten hat sich die legale CBD-Variante etabliert. Laut der Luzerner Polizei wird das Gras aber immer mehr mit synthetischen Zusatzstoffen besprüht. Das kann tödliche Folgen haben. Bereits mehrere Fälle sind bekannt.
Indoor-Hanfpflanzen mit geringem THC-Gehalt. Diese werden für das legale CBD-Hanf verwendet.
(Dominik Wunderli (29. Mai 2018))
Die Konsumenten von behandeltem CBD-Hanf gehen grosse gesundheitliche Risiken ein.  (Symbolbild: Getty)

Alexander von Däniken

Alexander von Däniken

Noch ist Kiffen in der Schweiz nicht legal. Eine Ausnahme sind Produkte mit einem hohen Gehalt an Cannabidiol (CBD). Nun bleibt Rauchen ungesund, auch wenn das verwendete Gras erlaubt ist. Das gilt umso mehr, als die Luzerner Polizei häufiger CBD-Produkte registriert, die künstlich behandelt worden sind. Im aktuellen Geschäftsbericht heisst es: «Dank enger Zusammenarbeit mit dem Forensischen Institut Zürich konnte festgestellt werden, dass auch im Kanton Luzern CBD-Produkte im Umlauf sind, die mit synthetischen Cannabinoiden besprüht wurden. Das ist ein sehr gefährlicher Trend.»

Dem legalen Marihuana wird also künstlich wieder eine berauschende Wirkung zugefügt. Was den Trend so gefährlich macht, ist laut Christian Bertschi, Mediensprecher der Luzerner Polizei, das Sprühverfahren: «Probleme können beispielsweise entstehen, wenn die Wirkstoffverteilung auf der Trägersubstanz, in diesem Fall das CBD-Gras, ungleichmässig ist. Es besteht die Gefahr der Überdosierung.»

Auf Schwarzmarkt als «Legal high» verkauft

Felix Wahrenberger, Teamleiter Prävention bei der Luzerner Fachstelle Akzent, bestätigt auf Anfrage, dass vor allem grosse Mengen an CBD-Gras im Umlauf sind. Mit synthetischen Cannabinoiden versetzt, werde das Gras als THC-Produkt oder «Legal high» verkauft. «Dazu erhielt Akzent in den letzten Jahren von verschiedenen Seiten Meldungen», so Wahrenberger. Auf dem Schwarzmarkt würden Produkte verkauft, die für die Konsumenten bezüglich Wirkung nicht einschätzbar seien.

«Sie führten europaweit bereits zu mehreren Todesfällen.»

Das Perfide: Synthetische Cannabinoide seien unsichtbar und geruchlos. Sie wirken bereits in geringer Dosis giftig. «In der Notfallbehandlung stehen keine Gegenmittel zur Verfügung.» Selbst die Dealer wüssten nicht, wie stark ihr Produkt ist. Das Gras werde in der Schweiz und im nahen Ausland besprüht «oder einfach in einem Betonmischer vermengt». Deshalb sei die Wirkung sehr unterschiedlich und nicht einschätzbar. Oft kaufen Konsumenten das Produkt auch im Glauben, es handle sich um «normales» Gras.

Zur Sicherheit: Nach den ersten Zügen warten

Die Fachstelle Akzent rät dringend vom Kauf solcher Produkte ab. Wer dies dennoch macht, soll die «Safer Use Regeln» beachten. Erstens: Beim Konsumieren zuerst nur zwei bis drei Züge inhalieren, dann den Joint für mindestens 15 Minuten zur Seite legen. Stellt sich eine ungewöhnliche Wirkung ein, nicht weiter konsumieren. Zweitens: Nicht mit Medikamenten oder anderen Substanzen gleichzeitig konsumieren. Insbesondere dämpfende Substanzen wie Alkohol oder Opioide können das Risiko von gefährlichen Nebenwirkungen zusätzlich erhöhen. Drittens: Möglichst nur konsumieren, wenn jemand anwesend ist, der nüchtern bleibt, um im Notfall Hilfe anfordern zu können.

Das Schadenspotenzial ist gross: Die Luzerner Polizei hat laut Christian Bertschi letztes Jahr dem Forensischen Institut Zürich rund zwei Dutzend CBD-Proben zur Analyse zugestellt. Davon war ein Drittel mit synthetischen Cannabinoiden versetzt. Vom illegalen Marihuana hat die Polizei letztes Jahr über 32 Kilogramm sichergestellt, zehn Kilo mehr als 2015.

Mischkonsum bei Jugendlichen nahm während Pandemie zu

Schon seit längerem beobachten die Luzerner Polizei und die Experten mit Sorge, dass sich vor allem Jugendliche dem Mischkonsum hingeben; also gleichzeitig Tabletten, Alkohol, Gras oder andere Betäubungsmittel konsumieren. Nun zeigen laut Felix Wahrenberger Meldungen aus der Jugendarbeit und von verschiedenen Fachstellen, dass sich das Problem wegen der Pandemie verschärft hat: «Betroffen sind insbesondere Jugendliche, die stark unter den psychischen Folgen geringer sozialer Kontakte leiden. Sie versuchen dann mit neuen Substanzen und Kombinationen zu experimentieren.»

Akzent sei darum laufend mit der Jugendarbeit und Schulen in Kontakt, um über das Thema zu informieren. Auch Polizeisprecher Christian Bertschi sagt: «Zurzeit stellen wir insbesondere im Bereich des Mischkonsums Auffälligkeiten fest, weswegen wir in diesem Bereich auch die Präventionsarbeit zusammen mit Suchtfachstellen ausgebaut haben.» Ein Grossteil der Jugendlichen pflegt laut Wahrenberger aber einen gesundheits- und risikobewussten Umgang mit Substanzen.

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