Matthias Furger
Die Szenerie ist bizarr an diesem Samstagabend in der Mehrzweckhalle Sisikon. Alles scheint bereit für einen grossen Theaterabend. Doch nur etwa dreissig in der ganzen Halle verstreute Zuschauer besetzen den Publikumsraum, der eigentlich ein Vielfaches fassen würde.
Wie vor jeder Vorführung tritt Regisseur Thomas Furger vor den noch geschlossenen Vorhang, um die Anwesenden zu begrüssen. Die Höflichkeitsform braucht er allerdings diesmal nicht, denn das ganze Publikum besteht aus Angehörigen von seinem Bühnenteam und ihm sowie Vereinsmitgliedern und den Helfern von der Musikgesellschaft Sisikon.
Das Corona-Virus zwang das Theater Sisikon, sein Stück «Sag niemals nie» nach drei statt neun Aufführungen zum letzten Mal und unter Ausschluss der Öffentlichkeit zu zeigen.
Gemischte Gefühle
Furger nimmt bei seiner Begrüssung sogleich Bezug auf das Virus, welches derzeit praktisch alleine alle Medien beherrscht. Im Theater sei man momentan am rechten Ort, denn: «Lachen ist gesund und stärkt das Immunsystem.» So seltsam die Situation ist, so merkwürdig fühlt sich auch die Aufführung selber an.
Die Schauspieler sind zwar gewohnt sattelfest und voller Spielfreude. Und doch spürt man, dass heute alles anders ist. Die Atmosphäre des Abends bildet einen Mix aus Enttäuschung über den frühzeitigen Abbruch, Frohsein über wenigstens ein paar mögliche Aufführungen und Erleichterung, weil man nun endlich Gewissheit über die Zukunft des Theaters 2020 hat – im Gegenteil zum Stück halt leider ohne Happy End.
Dennoch ist die Stimmung heiter. Bei einer der Schauspielerinnen macht sich plötzlich eine Textunsicherheit bemerkbar. Darauf sind ihre Söhne aus dem Publikum zu vernehmen: «Reiss dich mal ein bisschen zusammen!» – Gelächter auf der Bühne und im Saal.
Abschluss trotzdem gefeiert
Nach der Aufführung bleibt der Vorhang offen. Man setzt sich zusammen. Die einen im Publikumsraum, die anderen gleich an den beiden runden Tischen auf der Bühne, welche Teil der Kulisse sind. Wenn auch der Abschluss der Theatersaison verfrüht und abrupt kommt, wollen ihn sich die Mitwirkenden nicht verderben lassen. Denn die Rückmeldungen waren äusserst positiv und das Stück insgesamt ein voller Erfolg.
Durchgeführt wird das Theater von der Musikgesellschaft Sisikon, deren Präsident, Stefan Bucheli, selber mitspielte. Auf die Frage, ob denn das Stück am heutigen Abend zum letzten Mal in Sisikon zu sehen gewesen sei, antwortet er simpel: «Sag niemals nie!»