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Luzern

Teilzeitstellen sind gefragt – doch Lohngleichheit bleibt ein heikles Thema

Mindestens 33 Prozent Frauen sollen bis 2020 bei der Stadt Luzern in Führungspositionen in den verschiedenen Direktionen tätig sein. Teilzeitarbeit, Jobsharing, Lohngleichheit und Kinderbetreuungsangebote sieht das 2015 gestartete Gleichstellungsprogramm ebenfalls vor. Was davon ist bereits Realität?
Lohn-Gleichstellung zwischen Mann und Frau bleibt ein heikles Thema. (Symbolbild: Getty)

Sandra Peter

In der Luzerner Stadtverwaltung wird mit einem Aktionsplan die Gleichstellung von Mann und Frau angestrebt. Das entsprechende Programm startete 2015 und läuft bis 2020. Einen Mindestanteil von 33 Prozent beider Geschlechter strebt die Stadt Luzern damit unter anderem über alle Führungsebenen hinweg in ihren Direktionen an.

Vor vier Jahren lag der Frauenanteil bei den damals 185 städtischen Führungskräften bei 34 Prozent. Grosse Unterschiede waren jedoch innerhalb der einzelnen Direktionen zu beobachten (wir berichteten). Beim Programm geht es generell darum, eine bessere Durchmischung zu erreichen – in der unteren Führungsstufe der Bildungsdirektion waren 2015 beispielsweise Männer untervertreten. Wo steht die Stadtverwaltung heute? Gabriela Amman, Leiterin Beratung bei der Dienstabteilung Personal:

«Die Zahl der Frauen in Führungspositionen konnte erhöht werden. Die Stadt Luzern hat zwei Stadträtinnen und auch zwei Stabschefinnen.»

Gemäss dem Geschäftsbericht 2018 der Stadt Luzern sind mittlerweile über alle Direktionen hinweg gesehen 41,7 Prozent des Kaders Frauen. Ein direkter Vergleich mit der Ausgangslage 2015 ist aber schwierig zu ziehen, vor allem was die nackten Zahlen in einzelnen Direktionen anbelangt.

Denn mit der Reorganisation Anfang 2018 wurden die 28 Dienstabteilungen teilweise neuen Direktionen zugeteilt. Eine aktuelle Aufstellung, die pro Direktion und Führungsebene die Männer und Frauen in Kaderpositionen abbilde und derjenigen bei Aktionsstart 2015 entspreche, sei noch nicht verfügbar, erklärt Gabriela Ammann.

Erst im Rahmen des Geschäftsberichtes 2019 könnten dazu genauere Angaben gemacht werden. Trotz der Neuaufteilung und ohne Berücksichtigung der Funktionen sind in der Bildungsdirektion aber beispielsweise noch immer besonders viele Frauen und in der Umwelt- und Mobilitätsdirektion besonders viele Männer anzutreffen.

Bei der Einstellung von neuem Personal stösst die Stadtverwaltung an gewisse Grenzen. «Obwohl das Bewusstsein für eine ausgeglichene Zusammensetzung da ist, konnten zu einigen Vorstellungsgesprächen nur Männer oder nur Frauen eingeladen werden», so Ammann. Die anderen Bewerber hätten nicht über die geforderten Qualifikationen verfügt.

Familienfreundliche Teilzeitstellen und Betreuungsgutscheine

Angepasst hat die Stadt Luzern seit 2015 die Anstellungsbedingungen betreffend Teilzeitarbeit und Elternurlaub. Eine Stelle wird immer mit dem Hinweis auf die Möglichkeit von Teilzeitarbeit ausgeschrieben. Falls Teilzeitarbeit ausgeschlossen werden soll, muss dies die zuständige Direktionsleitung bewilligen. Von den 187 Führungskräften arbeiten mittlerweile 61 Frauen und 37 Männer, also mehr als die Hälfte des Kaders in Teilzeit. Insgesamt beträgt der Anteil an Teilzeitstellen bei der Stadt 62 Prozent.

Die Stadt gewährt einen bezahlten Vaterschaftsurlaub von vier Wochen. Ab der Geburt ihres Kindes oder nach der Adoption eines Kindes haben Mitarbeitende der Stadt Luzern zudem einen Anspruch auf eine Reduktion ihres Pensums. Allerdings um höchstens 20 Prozent und das Pensum darf dabei nicht unter 60 Prozent fallen. Berufstätige Eltern, die ihre Vorschulkinder in eine Kindertagesstätte bringen, erhalten Unterstützung in Form von Betreuungsgutscheinen.

Lohngleichheit noch nicht vollumfänglich umgesetzt

Weniger rosig sieht es bei den Löhnen aus. Die letzte Analyse vom Frühjahr 2019 zeigt auf, dass zwischen den Geschlechtern eine Differenz von 3,2 Prozent besteht, wobei dies einer Verbesserung von 1,1 Prozent gegenüber dem Stand von 2018 gleichkommt. Dieses Ergebnis werde nun analysiert und es würden weitergehende Massnahmen geprüft, so die Dienstabteilung Personal. Auch eine Interpellation und ein Postulat zu diesem Thema sind noch hängig.

Das Gleichstellungsprogramm ist ein interner Aktionsplan, der nicht öffentlich einsehbar ist. Die Umsetzung der Massnahmen werde jährlich überprüft und dem Stadtrat zur Kenntnis gebracht. Seit dem Jahr 2015 ist er gemäss der Dienstabteilung Personal nicht angepasst worden. Darüber werde nach der Gesamtauswertung 2020 entschieden.

Frauenanteil in Führungsfunktionen beim Kanton Luzern leicht gestiegen

Beim Kanton Luzern sieht die Situation etwas anders aus: Er beschäftigt total 5887 Personen, knapp die Hälfte davon (49,2 Prozent) sind Frauen. Auf der mittleren Kaderstufe ist der Anteil an weiblichen Führungskräften seit 2015 von 23 auf heute 25 gestiegen. Bei allen Kaderstufen stehe der Grundsatz «bei gleicher Qualifikation die Bewerberin dem Bewerber vorzuziehen und auf eine gute Altersdurchmischung zu achten» im Zentrum, erläutert Personalchef Roland Haas.

Über alle Kaderstufen hinweg beträgt beim Kanton der Frauenanteil in Führungspositionen aktuell 35 Prozent, 2015 lag er bei rund einem Drittel. «Die beschlossene Massnahme der letzten Jahre, den Frauenanteil im Kader zu erhöhen, zeigt Wirkung», bilanziert Haas.

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