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Obwalden

Talmuseum gibt Einblick in das Leben des «Kalendermannes»

Der Engelberger Benediktiner Pater Emmanuel Wagner war ein Künstler mit vielen Fähigkeiten. Berühmtheit erlangte er jedoch als «Kalendermann». In jedem von ihm redigierten «Nidwaldner Kalender» sind bildnerische Zukunftsvisionen aus seiner Feder zu sehen.
Pater Emmanuel Wagner prägte den Nidwaldner Kalender in besonderer Weise. (Bild: PD)
Das Talmuseum Engelberg präsentiert eine Auswahl an Porträtfotos, aufgenommen von Pater Emmanuel Wagner.  (Bild: PD)

Die Frage, was ein Engelberger Benediktinermönch im ausgehenden 19. Jahrhundert zu seinen vorwiegend mit Tusche auf Papier gebrachten Visionen verleitete, vermag die Ausstellung über Pater Emmanuel Wagner im Talmuseum Engelberg nicht restlos zu klären. Vielleicht ist es aber gerade diese Frage, die seinen Werken eine derartige Faszination verleihen, schreibt das Kloster Engelberg in einer Mitteilung zur am Samstag, 10. September, startenden Ausstellung über Pater Emmanuel Wagner. Ein Grossteil seiner zu Papier gebrachten Visionen seien wohl der Fantasiewelt des Mönchs entsprungen. «Heute muss man jedoch zur Kenntnis nehmen, dass viele seiner Visionen und Fantasien Tatsache geworden sind», schreiben die Klosterverantwortlichen weiter. So bezeichnete er die «Fotografiersucht» – so heisst eine 1901 veröffentlichte Zeichnung – als moderne Krankheit und hat damit das vorweggenommen, was mit den Handys heute zum Alltag gehört. Auf allen seinen jeweils im «Nidwaldner Kalender» veröffentlichten Zukunftsbildern komme zudem immer wieder in einem versteckten Winkel sein Humor zum Vorschein.

Nidwaldner Kalender wurde zu einem Klassiker

Neben den Visionen von Pater Emmanuel Wagner werden in der Ausstellung im Talmuseum Engelberg auch Porträts von bekannten Zeitgenossen, aber auch Illustrationen für die von ihm geschriebenen Kalendergeschichten zu sehen sein. Pater Emmanuel Wagner redigierte von 1890 bis zu seinem Tod im Jahre 1907 den «Nidwaldner Kalender» und drückte dem Hauskalender seinen persönlichen und unverwechselbaren Stempel auf. In dieser Zeit seien selten Beiträge enthalten, die nicht aus seiner Feder stammten, heisst es in der Mitteilung weiter. Seine nie versiegende Erfindungsgabe, seine hervorragende Kenntnis der nidwaldnerischen Geschichte und Denkungsart, die Kunst, alltägliches originell zu gestalten, und die Liebe zu seinem Heimatkanton führten dazu, dass der Kalender immer mehr zum Klassiker wurde. Und niemandem fiel es ein, den Redakteur dafür zu tadeln, dass er ganz selbstverständlich Engelberg in die Nidwaldner Berichterstattung miteinbezog. Viele der Zeichnungen würden das Leben in Nidwalden und im Engelbergertal widerspiegeln und seien aufgrund der detailgetreuen Abbildung von Kleidung und Gegenständen auch interessant für die wissenschaftliche Volkskunde.

Er war der erste Klosterfotograf

Dass Pater Emmanuel Wagner auch den Umgang mit dem damals neuen Medium Fotografie verstand, zeigt eine im Talmuseum Engelberg präsentierte Auswahl von Porträtaufnahmen. Diese Aufnahmen blieben bis zur Ausstellung vor einem Jahr in der Sust in Stansstad unentdeckt. Und auch bei dieser Kunstform überrascht der Engelberger Benediktinerpater. «Die Bildwirkung ist verblüffend, und das Geheimnis liegt wohl bei den Fotografierten selber, die mal etwas starr, mal freundlich-naiv, mal in leichter Geschäftspose auf den Bildern erscheinen», heisst es vonseiten des Klosters Engelberg. Im Gegensatz zum Maler konnte der Fotograf das Bild weder verändern noch leicht idealisieren oder einer Szenerie unterordnen. «Er wollte mit seinen Aufnahmen keine Kunstfotos, sondern Zeitdokumente schaffen.» Interessant sei dabei sein stets bewusster Bildaufbau, der seine Fotokunst so einzigartig mache. Die jetzt im Talmuseum Engelberg gezeigten Fotos würden einen Vorgeschmack auf die neue, am 10. Dezember 2022 beginnende Ausstellung geben, welche ausschliesslich den Fotografien von Pater Emmanuel Wagner gewidmet sein wird. (pd/inf)

Hinweis: Die Vernissage im Talmuseum Engelberg ist am Samstag, 10. September 2022 um 17 Uhr. Die Ausstellung ist vom 11. September bis 16. Oktober 2022, jeweils von Mittwoch bis Sonntag von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Weitere Infos unter www.talmuseum.ch

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