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Luzern

SVP ist zurück im Horwer Gemeinderat: Die blumige Freude der Gewinnerin – und der Frust des Abgewählten

Die Rechtsanwältin Astrid David Müller holt für ihre Partei den 2019 verloren gegangenen Gemeinderatssitz zurück. Jörg Stalder (L20) scheidet aus der Exekutive aus – nach nicht einmal einem Jahr.
(Bild: Roger Grütter (Horw, 11. Februar 2020))
(Bild: Philipp Schmidli (Horw, 28. Juni 2020))

Roman Hodel

Roman Hodel

Das ist bitter für Jörg Stalder (L20): Die Horwerinnen und Horwer wählen ihren Immobilien- und Sicherheitsvorsteher...

... nach nicht einmal einem Jahr im Amt wieder ab: 2059 Stimmen gingen für ihn ein – 82 weniger als für Astrid David Müller.

Die SVP-Kandidatin erzielte 2141 Stimmen und holt damit den letztes Jahr an die L20 verlorenen Gemeinderatssitz zurück. Hier analysiert sie mit ihrem Wahlkampfleiter Roland Bühlmann an der Wahlfeier am Sonntag gerade das Resultat und nimmt Blumen entgegen:

Die Stimmbeteiligung lag bei 43,7 Prozent.

«Die Enttäuschung ist sehr gross», sagt Jörg Stalder und ergänzt mit Blick auf das knappe Resultat: «Fast die Hälfte der Horwer Bevölkerung wird ebenso enttäuscht sein.» Er hoffe, dass die Entwicklung in Richtung Nachhaltigkeit dennoch vorwärtskomme, so Stalder:

«Die Obsiegenden haben dafür nun ja ihre angestrebte Dominanz wieder, die sie als Konkordanz bezeichnen.»

Denn darin sieht der 54-Jährige den Hauptgrund für seine knappe Abwahl: im Zusammenschluss der Mitte und Bürgerlichen, alle gegen ihn. CVP und FDP unterstützten im zweiten Wahlgang die SVP-Kandidatin – anders als im ersten Wahlgang Ende März. Damals hatte Stalder die Wiederwahl um nur 21 Stimmen verpasst.

Tatsache ist aber auch, dass der Ton im Wahlkampf zuletzt gehässig war. Insbesondere in den Leserbriefspalten wurde teils scharf geschossen gegen Jörg Stalder. Dieser exponierte sich aber auch – etwa als er in unserer Zeitung sagte, die CVP-Gemeinderäte politisieren am rechten Rand und würden die SVP-Fraktion ausreichend informieren. Die CVP-Gemeinderäte empfanden dies als «Affront» (wir berichteten). Stalder sagt: «Ich habe ihre Irritation mitbekommen. Ich kenne aber die Politik der beiden schon aus meiner Zeit im Einwohnerrat.» Der Gemeinderat sei inhaltlich sicher eine Kollegialbehörde, «der Schulterschluss der Parteien meiner Gemeinderatskollegen mit der SVP war für mich aber ein Affront.»

Stalder ist noch bis Ende August Gemeinderat, danach wird er wieder operativ in seinem Architekturbüro tätig sein. Nach wie vor bleibt er zudem Präsident der grün-sozialen L2O.

Von Jörg Stalder hat Astrid David Müller eine der ersten Gratulationen erhalten. Die beiden kennen sich privat. «Das hat mich gefreut», sagt die frisch gewählte Gemeinderätin und attestiert ihm – ganz die grosszügige Gewinnerin – «ein gutes Resultat, zumal die L20 ja allein gekämpft hat.» Sie habe ohnehin mit einem knappen Ausgang gerechnet. Umso schöner seien nun die vielen «berührenden» Reaktionen persönlich, per Telefon und vor allem per Whatsapp. Den Ausschlag gegeben hätten wohl mehrere Faktoren: «Ich betreibe eine moderate SVP-Politik, bin im Dorf bekannt, und sorge für eine zweite Frau im Gemeinderat.» Überdies hätten einige Horwer die SVP in der Exekutive vermisst: «Wenn eine Partei dort dauerhaft fehlt, führt dies zu hinderlicher Oppositionspolitik.» Dass es um die Stimmung in der Exekutive zuletzt nicht gerade zum Besten stand, bereitet ihr keine Sorgen:

«Das ist eine Sache, die mit Parteipolitik und den aktuellen Gemeinderäten zu tun hat, aber nicht mit meiner Person.»

Und was den Ton im Wahlkampf betrifft, insbesondere die Stimmungsmache von SVP-Mitgliedern gegen Jörg Stalder, so sagt David Müller: «Das war nicht von mir initiiert, aber natürlich wusste ich davon.»

Im Hinblick auf ihren Amtsantritt am 1. September hat die Inhaberin einer Anwaltskanzlei bereits vorgesorgt: «Ich habe eine Angestellte und kann meine Mandate steuern, denn meine Haupttätigkeit wird der Gemeinderat sein, das habe ich immer betont.» Im Immobilien- und Sicherheitsdepartement, das sie voraussichtlich übernehmen wird, will die 54-Jährige schon bald erste Pflöcke einschlagen – etwa bei der Entwicklung des Seefeld: «Wie im Wahlkampf versprochen, werde ich mich für den Erhalt des Campingplatzes einsetzen.»

Somit wird die parteipolitische Zusammensetzung des Horwer Gemeinderats per 1. September wieder gleich aussehen wie bis vor einem Jahr mit zweimal CVP, einmal FDP, einmal L20 und einmal SVP. Im ersten Wahlgang Ende März waren Ruedi Burkard (FDP), Hans-Ruedi Jung und Thomas Zemp (beide CVP) sowie Claudia Röösli (L20) bestätigt worden.

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