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Luzern

Surseer Kreisel-Künstler enthüllt neustes Werk

Vor zwei Jahren hat der Surseer Elias Zürcher angefangen, einen Kreisel zu schmücken. Daraus entstanden ist eine Interaktion mit der Bevölkerung.
Der Künstler Elias Zürcher belebt den Burkhardt-Kreisel in Sursee mit seinen Gänsen. Hier seine aktuellste Kreation. (Bild: Dominik Wunderli, 11. August 2019)
Bild: PD
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Auch die Gans im Surseer Kreisel legt mal die Füsse hoch. Hier installiert der Schöpfer Elias Zürcher die Skulptur. Bild: PD

Martina Odermatt

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Manchmal, da wird ein Jux zum Erfolg. So passiert bei Elias Zürcher. Nie hätte der 26-jährige Surseer gedacht, dass er mit seiner Schnapsidee so viele tolle Reaktionen erhalten würde. Elias Zürcher – auch wenn vielen der Name wahrscheinlich nichts sagt – seine Kunstwerke dürften all jenen ein Begriff sein, die regelmässig den Kreisel Münster-Vorstadt bei der Burkhardt-Garage umfahren. Der Kreisel ist seit 2016 ein Provisorium. Rote und Weisse Klötze formen da den Kreis für die Verkehrsführung – definitiv keine Augenweide.

Das dachte sich auch Elias Zürcher. Häufig fuhr er mit dem Velo am Kreisel vorbei. «Da müsste man was machen», war er überzeugt. Und zimmerte kurzerhand eine Skulptur, um den Verkehrsknoten aufzuhübschen.

«Ich wusste, es musste etwas mit Sursee zu tun haben», sagt er.

Das Sujet war schnell gefunden: Eine Gans solls sein. Der gelernte Schreiner dachte lange über den perfekten Zeitpunkt nach, um die Figur in den Kreisel zu stellen. Gansabhauet? Nein, zu kurzfristig. Fasnacht? Nein, da ist die ganze Stadt im rüüdigen Fieber, dann merkt ja gar niemand, dass da nun eine Gans steht. Ein Maibubenstreich sollte es schliesslich werden. Als am 1. Mai also eine Gans und der Schriftzug «Gans herzlich willkommen» im Kreisel thronten, staunten die Leute nicht schlecht. Sofort wurde nach dem Schöpfer des Kunstwerks gefahndet. Mitte Mai stellte er sich der «Surseer Woche» vor. Das Geheimnis war gelüftet.

Ehre zur Gansabhauet

Seit der ersten Skulptur sind zwei Jahre vergangen. Im Winter wünschte die Gans mit Laterne im Schnabel frohe Weihnachten.

Zur Gansabhauet durfte Zürcher eine Seite des Gästebuchs gestalten und posierte deshalb im Originalkostüm mit der Gans.

Wenig später war die Gans vom Kreisel verschwunden. Einzig der Hinweis «Ich bin abgehauen» und der ursprüngliche Schriftzug blieben übrig. Das Tier wollte wohl nicht so enden wie seine zwei gefiederten (bereits toten) Freunde, die jeweils am Traditionsanlass mit einem stumpfen Säbel geköpft werden.

Im April 2018 dann brütete Zürcher passend zu Ostern eine besondere Idee aus - im wahrsten Sinne des Wortes. Den Kreisel schmückte neben der Gans nun auch ein riesiges Ei. Einen Monat später schlüpften sechs kleine Gänse - nicht zufällig, denn die Brutzeit einer Gans liegt bei gut 28 Tagen. «Ich habe mich intensiv mit Gänsen auseinandergesetzt», sagt Zürcher und lacht.

«Fuchs du hast die Gans gestohlen, gib sie wieder her»

Im Laufe der Zeit ist eine Interaktion mit der Bevölkerung entstanden. Eines der sechs Jungen etwa wurde von einem Schlitzohr entführt und auf dem Sprungturm in der Surseer Badi positioniert. Durch einen Windstoss landete die kleine Gans dann im Wasser, wie Zürcher von einem Seepolizisten erfuhr. «Ich war sehr überrascht, als die Polizei mich angerufen hat. Ich dachte, ich sei in Schwierigkeiten.»

Auch die grosse Gans wurde disloziert – Zürcher fand sie aber wenige Meter vom Hauptstandort entfernt beim Brändi. «Das gab mir sogleich die nächste Idee», sagt Zürcher. Kurzerhand stellte er beim Kreisel einen neuen Schriftzug hin. «Fuchs du hast die Gans gestohlen, gib sie wieder her!», lautete die Forderung, mit welcher er diese Gans wieder in seinen Besitz bringen wollte. Zurück gebracht wurde dann aber die kleine Gans, die einen Abstecher in die Badi gemacht hatte.

Übrigens: Die grosse Gans befindet sich aktuell im Kunst und Kultur im Landessender Beromünster (KKLB) des Surseer Künstlers Wetz. Dieser hatte Elias Zürcher schon früh unterstützt. Am 10. November wird er gar an der öffentlichen Sonntagsführung teilnehmen. Die anderen Skultpuren habe er entsorgt, sagt Zürcher und zuckt mit den Schultern.

Und nun? Nun ziert die neuste Skulptur von Zürcher den Surseer Kreisel. Blaues Band, eingefädelt bei den Ösen der roten und weissen Klötze des Provisoriums, soll das Wasser symbolisieren. Oben thront eine Gans, die einen Köpfler macht und ins Wasser springt. Wieder nimmt Zürcher den Faden der aktuellen Geschehnisse auf und spielt auf die verschollene kleine Gans an.

Seine Werke stossen auf Anklang: Zürcher erhält viele positive Rückmeldungen. Von Unbekannter Fanpost mit einem Unterstützungsbatzen drin bis hin zur Stadt Sursee, die ihm für sein Engagement dankt. «Ich finde, dass man öffentliche Räume gestalten sollte.» Die Reaktionen seien für ihn denn auch Motivation, weiter zu machen.

«Ich will den Leute eine Freude bereiten», sagt er.

In Zeiten, wo er weniger Lust verspürte, hätten ihn solche Äusserungen angespornt, weiter zu machen. Nie hätte er gedacht, dass dieses Projekt derart Fahrt aufnimmt. «Ich dachte, die Gans stünde nur etwa eine Woche im Kreisel. Nun sind es bereits verschiedene Skulpturen über zwei Jahre. Das ist Wahnsinn.»

Wie lange er den Surseer Kreisel noch schmückt, ist nicht klar. «So lange wie ich noch Spass daran habe», sagt Zürcher. Immerhin investiert er um die zwei Tage Arbeit für die Kreation einer Skulptur. Geht es nach der Stadt Sursee, kann er noch lange weiter werken. Der Kreisel ist nämlich eigentlich Sache des Kantons, da er sich an einer Kantonsstrasse befindet. Die Stadt Sursee hatte vorgegriffen und das Provisorium errichtet, da die Verkehrssituation dort nervenaufreibend war.

Dem Kanton passt das: Da das Provisorium funktioniert, wurde der Ausbau des Kreisels in den Topf B des Strassenbauprogrammms versetzt – ist in der Priorität also nach hinten gerutscht. Konkret bedeutet das, dass vor dem Jahr 2023 gar nichts passieren wird, wie Bauvorsteher Bruno Bucher auf Anfrage sagt.

Provisorium bleibt noch mindestens bis 2023

Ob Zürcher nach seiner Vorarbeit auch bei der Gestaltung des richtigen Kreisels mitwirken darf? Das ist offen.

«Falls er Interesse hat, muss er sich beim Kanton melden», sagt Bucher.

«Das wär schon cool, wenn ich ihn mitgestalten dürfte. Erwarten tue ich das aber nicht. Der Kanton soll das entscheiden», sagt Zürcher. Auch im Hinblick auf seine berufliche Laufbahn wäre das für den jungen Künstler sicher von Vorteil. Zürcher befindet sich aktuell im dritten Jahr der Ausbildung zum Holzbildhauer in Brienz. Nachher möchte er sich gerne selbstständig machen. «Ein kleines Atelier wäre toll», sagt er dazu.

Das alles ist noch Zukunftsmusik. Doch auch in der Gegenwart ist Elias Zürcher ein begehrter Künstler. Anlässlich der Dynamo Sempachersee wird er für die BDO AG, ein Wirtschaftsprüfungsbüro, live kleine Gänse schnitzen, welche die Messebesucher dann gewinnen können.

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