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Luzern

Sturm um Turm in der Badi Sursee wird stärker

Der geplante Aussichtsturm in der Badi Sursee wankt schon in der Planungsphase. So irritiert, dass nicht die Eigentümerin das Baugesuch unterschrieben hat, sondern der Stadtrat. Und die Grünen fordern den Projektstopp.
Der geplante Aussichtsturm in der Badi Sursee. (Visualisierung: PD)

Alexander von Däniken

Es ging sehr emotional zu und her an der Gemeindeversammlung vom Montagabend in der Surseer Tuchlaube. Und das nicht wegen des Budgets, sondern wegen eines Geschäfts, das nicht auf der Traktandenliste stand. Kantonsrat Andreas Hofer reichte namens der Grünen Fragen über den geplanten Aussichtsturm in der Badi ein. Nachdem Stadtpräsident Beat Leu (CVP) die Fragen beantwortet hatte, entbrannte eine rege Diskussion über das Projekt.

Zur Erinnerung: Der Verein Gewerbe Region Sursee (GRS) will in der Badi einen knapp 30 Meter hohen Aussichtsturm bauen. Nur knapp 30 Meter, weil er so als Spielturm gilt und nicht als Hochhaus, was deutlich strengere Auflagen nach sich gezogen hätte. Der Turm soll mit einem Lift und einer Rutschbahn ausgestattet werden und rund 600 000 Franken kosten (Ausgabe vom 1. Dezember).

Stadtrat entschied trotz Vorbehalten für Auflage

Zahlreiche Bürger sprachen sich gegen den Turm aus. Thematisiert wurde auch die Rolle des Stadtrats. Die Stadt ist Pächterin und Baurechtsnehmerin des Badi-Areals, aber nicht Eigentümerin. Das Land gehört der Korporation Sursee. Entsprechend hätte die Unterschrift der Korporation auf das Baugesuch gehört, welches bis 19. Dezember öffentlich aufliegt. Doch auf dem Gesuch hat Beat Leu namens des Stadtrats unterschrieben. Dem Gesuch liegt ein Legitimationsschreiben der Korporation bei, welches den Stadtrat ermächtigt, die Baueingabe zu unterzeichnen.

Beat Leu erklärt, dass der Stadtrat das Projekt kontrovers diskutierte, sich aber trotz Vorbehalten für eine Auflage des Baugesuchs entschieden habe. Im Vorfeld sei der Gewerbeverein Region Sursee mehrfach darauf hingewiesen worden, die Meinungen der verschiedenen Gruppierungen abzuholen. «Voten von Anwesenden aus der Gemeindeversammlung haben nun sehr deutlich gezeigt, dass zumindest der anwesende Teil der Bevölkerung das Projekt äusserst kritisch beurteilt», so Leu. Er rechnet mit Einsprachen, was das Projekt wohl entscheidend verzögern würde. Denn der Turm sollte zum Festival Dynamo Sempachersee von Anfang August 2019 eröffnet werden. Entsprechend müsste der Bau noch vor der kommenden Badesaison fertig sein, um den Badebetrieb nicht zu stören.

«Wir werden das Projekt sicher nicht gegen allen Widerstand durchpauken.»

Patrik Bräuchi, Präsident Gewerbeverein

Andreas Hofer bekämpft das Projekt und weiss von vielen, die auch dagegen sind. «Selbst jene, die politisch nicht aktiv sind, fragen sich, was der Turm soll», sagt der Surseer Grüne-Politiker auf Anfrage. Ihn persönlich störe der Turm nicht nur landschaftlich, sondern auch in praktischer Hinsicht: «Heute ist das Fotografieren in vielen Badis verboten. Aber in Sursee wird mit dem Turm geradezu eingeladen, mit dem Smartphone Fotos von Gästen zu machen.» Er schätze den Gewerbeverein sehr, «aber dass der Vorstand sich gegen den Willen der Bevölkerung ein Denkmal in Form eines Spannerturms setzen will, geht zu weit».

Weil nur direkt betroffene Anwohner und Umweltschutzverbände Einsprache gegen das Baugesuch machen können, haben die Grünen am Montagmittag eine Petition zum Stopp des Projekts lanciert. «In nur einem Tag sind schon über 350 Unterschriften zusammengekommen.»

Initianten entscheiden in nächsten Tagen

Reicht der Gegenwind also für den Projektrückzug? GRS-Präsident Patrik Bräuchi: «Das werden die nächsten Tage zeigen. Wir werden das Projekt sicher nicht gegen allen Widerstand durchpauken.» Man habe der Bevölkerung einen Mehrwert bieten wollen. Bräuchi bedauert, dass die Grünen nicht schon bei der Eingabe des Gesuchs das Gespräch gesucht hätten. «Und fotografieren kann man auch von Brücken aus.»

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