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Luzern

Stürme, Trockenheit, Borkenkäfer: Luzerns Waldbesitzer stecken in einer prekären Lage

In den Wäldern wurde der zweithöchste je registrierte Borkenkäfer-Befall gemessen. Dadurch stecken Luzerns Waldbesitzer in einer schwierigen wirtschaftlichen Lage.
Ein Forstwart fällt einen Baum im Gütschwald.
(Bild: Nadia Schärli, Luzern, 11. März 2020 )
Eine vom Borkenkäfer beschädigte Baumrinde mit Larven und ausgewachsenen Käfern. (Bild: Pius Amrein, Luzern, 24. August 2018)

Fabienne Mühlemann

Fabienne Mühlemann

In den Wintermonaten wird in den Wäldern jeweils fleissig geholzt. Nun neigt sich die Holzereisaison, die je nach Höhenlage von Ende September bis Ende März dauert, dem Ende zu. Also Zeit für eine Bilanz. Dabei sieht die Situation der rund 11'000 Waldbesitzerinnen und -besitzer im Kanton Luzern – Private wie auch Korporationen – nicht gerade rosig aus. Das Forstfachpersonal und die Besitzer stossen mit den Aufräumarbeiten der Sturmschäden und wegen der angespannten Lage auf dem Holzmarkt an ihre Grenzen. «Es ist eine zermürbende Sache», sagt Ruedi Gerber, Präsident von Wald Luzern. «Seit zwei Jahren kommt man nicht mehr aus dieser Spirale heraus.»

Aber der Reihe nach. Diverse Sturmtiefs haben in den letzten Monaten und Jahren die Wälder im Kanton Luzern stark in Mitleidenschaft gezogen. «Burglind» im Januar 2018, der Föhnsturm im letzten November oder die Tiefs Petra und Sabine im Februar dieses Jahres liessen Bäume abbrechen oder samt dem Wurzelteller umstürzen. Gerber:

«Durch die Stürme wurde in diesem Winter bereits wieder 40 Prozent der Jahresnutzung an Holz gefällt.»

Zu wenig Regen seit 2017

Hinzu kommen anhaltende Trockenheit sowie Hitzeperioden. «Seit dem Jahr 2017 gibt es ein Niederschlagsdefizit», sagt Urs Felder, Fachbereichsleiter Schutzwald bei der kantonalen Dienststelle Landwirtschaft und Wald (Lawa). Vor allem das Jahr 2018 sei sehr trocken ausgefallen. «Verglichen mit den durchschnittlichen Regenmengen fiel im Raum Sursee 20 Prozent weniger Niederschlag. Betrachtet man nur die Periode von April bis Oktober, lag das Defizit bei 40 Prozent», so Felder. Zur Entspannung der Lage seien über das ganze Jahr regelmässige Niederschläge nötig.

Diese Naturereignisse hätten dazu geführt, dass der Borkenkäfer – insbesondere der Fichten liebende Buchdrucker – sehr viele geschwächte Bäume vorfand. In der Folge habe er sich stark im liegenden Sturmholz und anschliessend in den geschwächten stehenden Fichten vermehrt. «Es ist davon auszugehen, dass viele Bäume Feinwurzelverletzungen aufweisen und somit eine eingeschränkte Wasserversorgung haben», erklärt Felder. Seit Aufzeichnungsbeginn der Käferpopulation in der Schweiz im Jahre 1984 sei gerade der zweithöchste je registrierte Buchdruckerbefall gemessen worden.

Wegen der Stürme gab es viel Schadholz, das auf den Waldböden liegen blieb. Laut Urs Felder wird dieses Holz je nach Buchdrucker-Situation von den Besitzern im Wald entrindet und liegen gelassen, oder wenn es wirtschaftlich Sinn macht, der Holzverarbeitung zugeführt. «Weil jedoch nicht alles Holz rechtzeitig aus dem Wald in die Verarbeitung gebracht werden konnte, hat sich die wirtschaftliche Lage der Eigentümer stark verschlechtert», sagt Felder. Laut Ruedi Gerber liegt das Problem darin, dass es für das käferbefallene Holz kaum Interessenten gibt:

«Das Käferholz rentiert nicht, da die Sägereien frisches Holz wollen. Daher müssen zusätzlich auch gesunde Bäume gefällt werden.»

Da das Käfer- und Sturmholz meistens weitherum zerstreut sei, sei es ein riesiger Aufwand, einen Holzschlag zu organisieren. Daher müssen die Waldbesitzer schauen, dass sie am Ende kein wirtschaftliches Defizit schreiben.

Tatsächlich ist die Situation auf dem Holzmarkt beim qualitativ schlechteren Holz angespannt, wie Peter Thalmann, Geschäftsinhaber der Entlebucher Wald-Holz GmbH, sagt. «Schnitzelholz oder Energie- und Industrieholz sind auf dem Markt reichlich vorhanden», sagt er. Weil das Angebot grösser als die Nachfrage sei, sinke der Preis. Das grosse Problem sei, dass in der Schweiz der Rohstoff zu wenig gebraucht werde. «Der warme Winter ist hier nicht förderlich, da weniger geheizt wird», so Thalmann. Auch im Baubereich werde noch zu wenig auf Holz gesetzt. Er findet ausserdem, dass Holzheizungen von Bund und Kanton zu wenig unterstützt werden und dadurch der Ansporn, sich eine solche Heizung zuzulegen, zu wenig vorhanden sei. Hinzu komme, dass Importholz durch den tiefen Euro preislich interessanter sei als einheimisches Holz. «Für ein Unternehmen ist der Export ins Ausland hingegen kaum eine Möglichkeit, da wegen der schlechten Preise am Ende keine Wertschöpfung resultiert», sagt Thalmann.

Laubholz und Weisstannen sollten gefördert werden

Damit sich die Situation auf dem Holzmarkt verbessern könnte, müssten die Schweizer also wieder vermehrt auf den Rohstoff Holz zurückgreifen. Laut Thalmann können auch Holzheizungen Abhilfe schaffen. So haben beispielsweise Verkäufe von Holzpelletheizungen im Jahr 2019 laut dem «Schweizer Bauer» um 10 Prozent zugenommen. Doch wie kann sich die Situation für die Waldbesitzer verbessern?

Die Luzerner Korporationen liessen an einer Pressekonferenz im Dezember 2019 verlauten, dass sie zur Verbesserung der Lage finanzielle Unterstützung vom Staat fordern. Im Wald selber kann es laut Urs Felder vom Lawa sinnvoll sein, befallene Fichten zu fällen und zu entrinden, um Folgeschäden am verbleibenden Bestand zu reduzieren. «Wir empfehlen, bei der Verjüngung und Pflege auf eine breite Baumarten-Palette zu setzen», sagt Felder. Man solle vermehrt Baumarten berücksichtigen, welche besser mit Trockenheit und höheren Temperaturen umgehen können. Felder: «Laubholz und Weisstannen sollten gefördert werden.»

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