notifications
Luzern

Studie zeigt: Neubauten ziehen in Kriens tatsächlich bessere Steuerzahler an – doch der Stapi tritt auf die Euphoriebremse

Neue Wohnungen generieren in Kriens höhere Steuereinnahmen, wie eine Bachelorarbeit an der Hochschule Luzern zeigt. Aber es gibt auch mehrere negative Effekte.
Der Mattenhof ist eine von mehreren neuen Überbauungen in der Stadt Kriens.
(Bild: Pius Amrein (10. September 2019))
Der Krienser Stadtpräsident Cyrill Wiget. (Bild: Pius Amrein)

Stefan Dähler

Stefan Dähler

Das bauliche Wachstum bewegt in der Agglo Luzern derzeit viele Gemüter – besonders in Kriens, wo in diesem Zusammenhang gleich drei Abstimmungen anstehen: am 27. September die Initiative für ein Einzonungsmoratorium und am 29. November die Referenden gegen die Pilatus-Arena sowie die Einzonung Weinhalde.

Eine grosse Frage dabei ist: Bringen neue Wohnungen mehr Steuergelder? Oder ist die Krienser Wachstumsstrategie nach der tiefroten Rechnung 2019 gescheitert? Etwas Licht ins Dunkel bringt nun eine Bachelorarbeit an der Hochschule Luzern, wie die Stadt mitteilt. Darin wurden 459 zwischen 2013 und 2017 neu erstellte Wohnungen in Kriens auf die Steuererträge hin untersucht. Der Anteil an Mietwohnungen betrug 68 Prozent, der Rest waren Eigentumswohnungen.

354 Franken mehr pro Kopf in Neubauten

Dabei hat sich gezeigt, dass der Gemeindesteuerertrag bei den Neubauwohnungen im untersuchten Zeitraum mit durchschnittlich 2766 Franken pro Kopf höher war als jener der gesamten Krienser Bevölkerung. Der Gesamtdurchschnitt im Jahr 2018 betrug 2412 Franken. Berücksichtigt man in den Neubauten nur jene Bewohner, die neu nach Kriens gezogen sind, betrug der Steuerertrag gar 2834 Franken pro Kopf. Weiter hat die Studie ergeben, dass neue Eigentumswohnungen im Schnitt rund 800 Franken mehr Steuern pro Person einbrachten als neue Mietwohnungen.

Allerdings zeigt die Untersuchung auch, dass die Krienser Bevölkerung in diesem Zeitraum trotz der Neubauten nur um 61 Personen angewachsen ist. Dies einerseits, weil die Menschen heute mehr Wohnfläche pro Kopf beanspruchen, wie die Stadt mitteilt. Zudem habe jeder dritte Neubau-Bewohner bereits zuvor in Kriens gewohnt. Die dadurch frei gewordenen Altbauwohnungen standen – auch aufgrund der Konkurrenz durch die Neubauten – zum Teil einige Zeit leer. Eine markante Zunahme der Steuererträge wäre aber nur möglich, «wenn diese Wohnungen sofort wieder belegt werden könnten», heisst es in der Mitteilung.

Kosten für Neuzuzüger sind nicht berücksichtigt

Aufgrund des Untersuchungszeitraums sind die grossen Überbauungen Mattenhof oder Schweighof in der Studie nicht berücksichtigt. «Es handelt sich um eine Momentaufnahme», sagt Stadtpräsident Cyrill Wiget (Grüne) dazu. «Sie zeigt aber dennoch einige interessante Tendenzen: Zum Beispiel, dass die Fläche pro Person auch bei uns weiter zunimmt und somit auf immer grösserem Fuss gelebt wird.» Weiter gebe es eine erstaunlich grosse Binnenwanderung. «Zwar generieren Neubauten höhere Steuereinnahmen, doch der Steuerertrag geht bei den neu besetzten Altbauwohnungen runter.» Auch aus einem weiteren Grund mahnt Wiget vor einer Neubau- und Wohneigentumseuphorie:

«Neue Bewohner haben auch höhere Kosten für die Stadt zur Folge, etwa für die Infrastruktur oder beim Verwaltungsaufwand.»

Dieser Faktor sei in der Bachelorarbeit nicht untersucht worden, könne aber eine grosse Rolle spielen. Wiget verweist diesbezüglich auf eine Pilotuntersuchung der Hochschule Luzern in Nottwil. Dort waren die Ausgaben bei Einfamilienhäusern für die Gemeinde über viele Jahre höher als die Steuererträge. Dies, weil sie oft von jungen Familien bewohnt wurden, was hohe Bildungskosten zur Folge hatte. Bei Mehrfamilienhäusern dagegen war die Bilanz für die Gemeindefinanzen besser, weil deren Bewohner durchmischter sind.

Ein kleiner Hoffnungsschimmer für die künftige Entwicklung

Ob Kriens die Wachstumsstrategie beibehalten soll, lasse sich alleine aus der Bachelorarbeit nicht ablesen. Die Datenlage sei ohne Angaben zu den Folgekosten noch ungenügend. «Es ist ein gewisses Steuerwachstum zu erwarten, jedoch mit Verzögerungen, wie es sich ja auch in den letzten Jahren gezeigt hat», sagt Wiget. «Bisher hat sich das Wachstum noch nicht positiv auf die Finanzen der Stadt ausgewirkt, aber ein gewisser Lichtblick für die künftige Entwicklung ist da.» Ausserdem betont er, dass es auch andere Betrachtungsweisen gebe als die rein ökonomische: «Eine Stadt braucht auch Kinder, die für Verjüngung sorgen.»

Welche Schlüsse aus den vorliegenden Daten gezogen werden, überlässt Wiget, der per Ende Monat als Stadtpräsident zurücktritt, nun den weiterhin aktiven Politikern. «Die Studie geht als Nächstes in die Kommissionen, die das Thema diskutieren und weitere Massnahmen oder Studien einleiten werden.»

Kommentare (0)