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Stiftung Behindertenbetriebe Uri: Chef geht auch mit Wehmut

Alex Christen hat 22 Jahre lang die Stiftung Behindertenbetriebe Uri wesentlich geprägt. «Geeignete Arbeit zu finden bleibt eine Herausforderung», gibt sich der abtretende Geschäftsführer überzeugt.
Alex Christen vor der Stiftung Behindertenbetriebe Uri, die er 22 Jahre als Geschäftsführer geleitet hat. (Bild: Markus Zwyssig (Schattdorf, 18. Juni 2018))

Ende Juli geht Alex Christen in Pension. Der 62-jährige verlässt seinen Posten als Geschäftsführer der Stiftung Behindertenbetriebe Uri (SBU) mit einem lachenden und einem weinenden Auge. «Für mich beginnt nun der nächste Lebensabschnitt mit anderen Möglichkeiten und neuen Herausforderungen», sagt er. Wehmut schwinge aber auch mit. «Ich habe meinen Job stets mehr als Aufgabe betrachtet und nicht als blosse Arbeit. Mit der Institution und den Menschen mit Behinderung habe ich mich identifiziert. Sie geben mir mehr zurück, als ich selber geben kann.»

Als durchwegs positiv hat er die Begegnungen mit dem Kanton und die Treffen mit anderen Behinderteninstitutionen in der Zentralschweiz erlebt. Für Christen ist klar: «Die kurzen Wege sind in Uri eine Chance.» Anfangs Juli wird Christens Nachfolger, Thomas Kenel, seine Arbeit aufnehmen.

SBU ist zum viertgrössten Arbeitgeber geworden

Die SBU respektive deren Vorgängerorganisation wurde 1970 ins Leben gerufen. Zu Beginn fanden in einer Produktionshalle der Dätwyler AG in Altdorf 6 Menschen mit einer Behinderung eine Beschäftigung. 1976 wurde in Schattdorf eine eigene Werkstätte gebaut.

Christen hat in den vergangenen 22 Jahren, in denen er Geschäftsführer der SBU war, einen grossen Wandel erlebt. Als er 1996 anfing, konnte neben der Werkstatt ein Wohnhaus bezogen werden. Damit wurde es möglich, dass Menschen mit einer Behinderung an der Rüttistrasse in Schattdorf nicht nur arbeiten, sondern auch wohnen konnten. 30 Bewohner waren es damals im für 42 Personen ausgerichteten Haus. 120 Menschen mit einer Behinderung arbeiteten in der Werkstatt. 60 Angestellte, viele davon in Teilzeit, betreuten die Menschen. Der Geschäftsaufwand lag damals bei 8,5 Millionen Franken.

Inzwischen ist der Gesamtaufwand auf 18 Millionen Franken angestiegen. 180 Menschen mit einer Behinderung werden von 170 Angestellten betreut. Die SBU ist heute der viertgrösste Arbeitgeber in Uri. Dazu gekommen sind die Wohnhäuser Bristen und Haldi. 77 Bewohner haben in den verschiedenen Wohnhäusern ihr Zuhause gefunden. Darunter sind auch knapp 20 Menschen, die sich bereits im Ruhestand befinden. «Wir haben ein kleines Altersheim für Menschen mit einer Behinderung», so Christen.

Einen Schub für die SBU gab es, als das neue Alters- und Pflegeheim Rüttigarten gebaut wurde. Damals wurde beschlossen, dass es eine zentrale Küche und Wäscherei gibt, die von der SBU betrieben wird. Gekocht wird morgens, mittags und abends und das 365 Tage im Jahr. Rund 300 Mittagessen sind es jeden Tag. Dadurch konnten wertvolle Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung geschaffen werden.

Einfache Arbeiten wurden ins Ausland ausgelagert

Christen ist froh, dass es in den vergangenen 22 Jahren stets Arbeit für Menschen mit einer Behinderung gab. Aber man müsse dran bleiben. «Es wird immer eine Herausforderung sein, genügend geeignete Arbeit zu finden. Viele, vor allem einfache Arbeiten, wurden ins Ausland ausgelagert. Andere Bereiche wurden automatisiert», so Christen.

Bei der SBU will man vielseitig bleiben. So wurden unter anderem die Holzbearbeitung und auch die mechanische Werkstatt weiter entwickelt und modernisiert. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigen sich mit der Archivierung auf Mikrofilm. Viel zu tun gibt es in Küche, Wäscherei und Reinigung. «Die Menschen sollen dank dem vielseitigen Arbeitsangebot ihren unterschiedlichen Interessen nachgehen können und den Fähigkeiten entsprechend eingesetzt werden.»

Industrie und Gewerbe seien der SBU in Uri wohl gesinnt. Qualität, Preis, Leistung und die Einhaltung des Termins sind zentral. In den vergangenen Jahren ist die SBU stets gewachsen. Zudem wurde die Werkstatt saniert und erweitert. «Jetzt ist ein quantitatives Niveau erreicht, das sich in den kommenden Jahren nicht mehr gross ändern wird», so Christen. «In Zukunft wird es vermehrt darum gehen, mit beschränkten finanziellen Mitteln weiterhin qualitativ sehr gute Arbeit für Menschen mit einer Behinderung zu leisten und ihre Bedürfnisse zufriedenzustellen», gibt sich Christen überzeugt.

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