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Zug

Steinhauser Vereine äussern Verständnis, aber auch Bedenken

Nach der Verschärfung der Richtlinien zur Förderung von Vereinen mittels Steuergeldern melden sich die Verantwortlichen von Klubs zu Wort. Ein Kriterium sorgt besonders für Gesprächsstoff.
Der Volleyballclub Steinhausen gehört zu den Vereinen mit überregionaler Ausstrahlung. (Bild: Christian H. Hildebrand)

Raphael Biermayr

Seit dem 1. September haben Steinhauser Vereine es schwerer, an finanzielle Zuwendungen und kostenlose oder vergünstigte Räumlichkeiten der Gemeinde zu gelangen. Sie müssen dazu vier Kriterien erfüllen: Mehr als 50 Prozent der Mitglieder müssen im Ort wohnen, sie müssen von «relevantem öffentlichem Interesse» sowie für alle Einwohner Steinhausens frei zugänglich und darüber hinaus bereit sein, einen öffentlichen Anlass durchzuführen beziehungsweise an einem solchen mitzuhelfen.

Der Gemeinderat bezweckt mit der Verschärfung der Richtlinien, dass die Förderung auch wirklich Gruppen zugutekommt, die dem Steinhauser Gemeinwohl dienen. Unsere Zeitung hat rund 60 im gemeindlichen Verzeichnis eingetragenen Vereine angeschrieben, um deren Meinung zu erfahren. Die Mails wegen falscher Adressen nicht mitgezählt, war der Rücklauf bescheiden, zeigt aber doch differenzierte Betrachtungen. Die meisten zeigen sich zufrieden und sind bedenkenlos, was die weitere Unterstützung anbelangt. Wie etwa die Fasnachtsgesellschaft, von deren 65 Mitglieder «95 Prozent» ortsansässig seien, schreibt der Präsident Roland Lacher.

«Heimweh-Steinhauser» nicht vergessen

Der wohl jüngste Steinhauser Verein ist der Unihockeyclub mit Namen UHC Zugerland (Steinhausen), der im zu Ende gegangenen Sommer gegründet wurde. Er profitiert in Form einer Turnhalle, die gemäss den gemeindlichen Richtlinien kostenlos ist. Die härteren Unterstützungskriterien der Gemeinde würden den neuen Verein nicht gefährden, sagt dessen Präsident André Jucker. Sämtliche Aktivmitglieder seien im Dorf wohnhaft.

Jucker findet es nachvollziehbar, dass einem «Tourismus» Einhalt geboten werden müsse, der das Ziel verfolge, Vereinssitze in Gemeinden mit grosszügiger Förderung zu verlegen. Jedoch müsse bedacht werden, dass Klubs, in den weggezogene «Heimweh-Steinhauser» tätig seien, nicht benachteiligt werden sollten, sofern sie sich für die Gemeinde engagieren. Sollte die «50-Prozent-Regel» im Kanton Schule machen, könnte sie sich auch für Steinhauser negativ auswirken: Wenn diese ihrer Freizeitbeschäftigung in einer anderen Gemeinde nachgingen, weil es in Steinhausen kein entsprechendes Angebot gebe.

«Ausfälle durch Beiträge kompensieren»

Ein Verein mit überregionaler Strahlkraft ist Volleyballclub, der ein Frauenteam in der Nationalliga B stellt und mehrere Beachvolleyballgrössen hervorgebracht hat. Dessen Präsident Beat Orler verfolgt einen pragmatischen Ansatz, wenn es um die Aufrechterhaltung der Unterstützung seitens der Gemeinde geht.

Diese findet in Form von finanzieller Zuwendung sowie kostenlosen Hallen statt. «Bleibt die Unterstützung aus, müssen halt die Ausfälle mit höheren Mitgliederbeiträgen kompensiert werden.» Im VBCS sind nur knapp mehr als 50 Prozent der Mitglieder in der Gemeinde ansässig – 81 von 154. Dennoch würde der Verein «nie und nimmer Spielerinnen im Nachwuchsbereich abweisen, wenn Sie aus Zug oder Cham zu uns stossen wollen», hält Ohrler fest.

Die Steinhauser Tanzschule profitiert stark vom Ende September 2017 eröffneten Gemeindesaal. Sie existiert zwar schon seit den 1980er-Jahren, ist aber erst seit Januar 2017 als Verein organisiert und werde mittels kostenloser Räumlichkeiten und auch finanziell gefördert, teilt der Vorstand mit.

Letzteres gilt auch für viele andere Klubs: Die Gemeinde hat in den erwähnten Richtlinien mehrere feste Beiträge in Franken definiert, darunter einen – im Vergleich mit anderen Gemeinden durchaus grosszügigen – Förderbeitrag von jährlich 60 Franken für Jugendliche mit Wohnsitz in Steinhausen. Allerdings erfüllt die Tanzschule derzeit die Mitgliederquote nur knapp: 120 der 270 Mitglieder wohnen nicht in der Gemeinde.

Nach den neuen Vorgaben müsste vielleicht auch die Tambourengruppe Wirbelwind bald um ihr kostenloses Probelokal bangen – 6 der 10 Mitglieder wohnen in Steinhausen. Bedenken, dass die Unterstützung der Gemeinde gestrichen wird, bestünden zurzeit keine, schreibt der Vereinspräsident Victor Jans. Allerdings: «Wie weit wir als ‹wichtig› eingestuft sind, überlasse ich der Gemeinde.»

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