Vanessa Varisco
Die letzte Zugerseegfrörni ist Jahrzehnte her: 1963 fror das Gewässer zum letzten Mal vollständig zu und wurde zum Betreten freigegeben. Bei anderen, viel kleineren Gewässern, wie etwa dem Steinhauser Weiher, ist eine «Gfrörni» noch heute möglich. Allerdings ist Vorsicht geboten – wer sich auf dünnes Eis wagt, lebt gefährlich. Die Gemeinde Steinhausen trifft deshalb präventiv Massnahmen und sperrt den See jeweils ab, sobald sich eine Eisschicht bildet. Die Zuger Polizei misst anschliessend die Eisdicke. Ist sie genug dick, wird auch der Weiher in der Steinhauser Idylle zum Betreten geben.
Doch darauf verlassen, dass sich jeder an die Regeln hält und das Sicherheitsband nicht übersteigt, kann sich die Steinhauser Feuerwehr nicht. Wie Vizekommandant Paul Luthiger sagt, seien trotz Abschrankungen immer wieder Spuren auf dem Eis erkennbar. Zwar sei in den letzten 15 Jahren niemand eingebrochen, vorbereitet will man dennoch auf einen solchen Ernstfall sein.
Ein neues Eisrettungsgerät
Sich vorbereiten, das taten 22 Mann der Feuerwehr denn auch kürzlich – mit einer neuen Ausrüstung. Bislang übte die Feuerwehr mit einem Schlauchboot. «Jenes war allerdings in die Jahre gekommen, und es musste stets geprüft werden, ob es genügend aufgepumpt war», sagt Paul Luthiger, welcher die Übung leitete. Deshalb hat man sich ein neues, surfbrettartiges Eisrettungsgerät beschafft, welches in einer Kiste direkt am See aufbewahrt wird.
«Das Timing der Übung hätte besser nicht sein können, genau dann hatte der See eine Eisdecke, die eine Übung unter speziellen Sicherheitsvorkehrungen zuliess», blickt er zurück. Er erklärt, wie ein Feuerwehr-Einsatz im Ernstfall aussähe: Nach der Alarmierung durch die Einsatzleitzentrale der Zuger Polizei kommen der Einsatzleiter, der Retter und unterstützendes Personal zum Waldsee. Sofort rüstet sich der Retter mit Helm, Schutzweste und Sicherungsleine aus, die Kameraden holen das Board aus der Kiste und bringen es zum See. Anschliessend schiebt der Retter das Board zum Opfer und zieht es mit dem Oberkörper auf das Board. Die Unterstützer ziehen die beiden an der Sicherungsleine zurück ans Ufer. Dort wird der Patient betreut, gewärmt und dem Rettungsdienst Zug übergeben. Paul Luthiger betont:
«Im Ernstfall zählt jede Minute.»
Er hat die Übung im Januar geleitet. Das Wissen darüber, wie man ein Eisgerät nutzt, hat er aus Recherchen, Lieferanten-Infos und Gesprächen mit der Feuerwehr Risch, die ein solches Hilfsmittel schon besitzt. «Es hat sich gezeigt, dass wir kompetent und zügig eine Eisrettung durchführen können», fasst er zusammen und ergänzt: «Trotzdem bleibt zu hoffen, dass nie jemand gerettet werden muss.»
Am Übungstag selbst war ein Feuerwehrmann in den See gestiegen. «Der Figurant im Eisloch war übrigens mit einem Trockenanzug geschützt und erfreute sich auch nach etlichen Übungsdurchgängen bester Gesundheit», versichert Luthiger.