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Kehrsiten

Stein donnert auf Badehaus unter der sanierten Kehrsitenstrasse

Nach einem Steinschlag liegen nun erste Untersuchungsergebnisse vor. Der Kanton gibt weitere Abklärungen in Auftrag. 

Der Stein landete auf dem Dach eines Badehauses.
Bild: Bild: PD (Kehrsiten, 19. September 2022)

In der Nacht von Samstag auf Sonntag stürzte ein Felsblock mit den Ausmassen von rund 60 auf 40 auf 20 Zentimetern bei der Kehrsitenstrasse im Gebiet Hüttenort in die Tiefe und beschädigte das Dach eines unter der Fahrbahn stehenden Badehauses. Der Kanton zog umgehend ein Geologiebüro bei, das eine Begehung des Geländes durchführte. Das Fazit: Es besteht für Autofahrende und übrige Strassenbenutzerinnen und -benutzer keine erhöhte Gefahr, auf eine temporäre Sperrung der Strasse wurde darum verzichtet.

Nun liegt der schriftliche Untersuchungsbericht der beauftragten Spezialisten vor. Sie konnten keinen Ausgangsort für den Steinschlag eruieren. «Der bewaldete Steilhang oberhalb der Absturzstrecke erstreckt sich über eine Höhe von rund 60 Metern, bevor er in eine Felswand übergeht. In dieser wurde keine Ausbruchstelle gefunden, welche eindeutig dem Ereignis zugeordnet werden kann», heisst es im Infoschreiben, das der Kanton allen Haushaltungen von Kehrsiten am Freitag zustellte. Im Hangbereich seien an verschiedenen Stellen Steine festgestellt worden, die mit grosser Wahrscheinlichkeit aus dem darüber liegenden Felsband stammen würden. Und weiter: «Es ist möglich, dass diese durch Wildwechsel oder Witterungsverhältnisse in Bewegung gesetzt werden.» Spuren eines Steinschlages seien in der Falllinie keine auszumachen gewesen, womöglich wegen des mit Laub bedeckten Waldbodens.

Erstaunt hat die Spezialisten der Sturzverlauf auf den untersten Metern. Sie gehen davon aus, dass der Steinblock nicht mit grosser Wucht aufschlug, zumal die Balken des Daches nicht komplett durchschlagen wurden. Auf der Kehrsitenstrasse fanden die Experten keine Aufschlagspuren und auch keine Beschädigungen am neu erstellten Strassengeländer, wie sie aufgrund der Falllinie hervorgerufen hätten werden müssen. Sie sprechen von einer anspruchsvollen Rekonstruktion der Sturzbahn. Das Amt für Mobilität Nidwalden hat weitere Abklärungen zum Vorfall angeordnet.

Restrisiko trotz Sanierung

Am 19. Juni erst wurde die Kehrsitenstrasse nach einer zweijährigen Sanierungsphase im Rahmen einer Feier offiziell wiedereröffnet. Während der beiden Winterhalbjahren 2020/21 und 2021/22 wurde die Strasse zwischen General-Guisan-Quai und der Kapelle Kehrsiten aufwendig saniert. Sie bekam einen besseren Steinschlagschutz, zusätzliche Ausweichstellen und einen Amphibienschutz, auch die Mauern wurden instand gesetzt und, wo nötig, verstärkt, der Schutzwald wurde gepflegt und verjüngt. Damit kam der Kanton auch einer jahrzehntelangen Forderung der Kehrsiter Bevölkerung nach mehr Sicherheit nach. In der Vergangenheit fielen immer wieder grössere und kleinere Steine auf die 1878/79 erbaute Strasse, die nur die rund 250 Kehrsiter mit dem Auto befahren dürfen und besonders im Sommer von Ausflüglern zu Fuss oder mit dem Velo benutzt wird.

Trotz aller getroffenen Schutzvorkehrungen bleibe ein Restrisiko für Felsabbrüche und Steinschläge vorhanden, auch unter anderem wegen Witterungseinflüssen, hält der Kanton im Schreiben weiter fest. «Nidwalden ist ein Gebirgskanton, eine hundertprozentige Sicherheit auch bei der Kehrsitenstrasse gibt's nicht», sagt Stephanie von Samson, Vorsteherin des Amts für Mobilität Nidwalden, auf Anfrage. «Die Steinschlagschutznetze wurden aufgrund der Risikoanalyse an gefährlichen Stellen montiert, nicht entlang der ganzen Kehrsitenstrasse. Dies war aufgrund der Risikoanalyse gemäss Bundesvorgaben nicht angezeigt.»

Trotzdem will der Kanton Lehren aus dem jüngsten Ereignis ziehen. So prüfe man, die Risikoanalysen oberhalb der Kehrsitenstrasse künftig öfters durchzuführen. Zudem klären beigezogene Experten ab, ob weitergehende Massnahmen nötig sind.

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