Dominik Weingartner
Es sind erfreuliche Zahlen: 2019 betrug die Arbeitslosigkeit im Kanton Luzern im jährlichen Mittel 1,6 Prozent. Seit 2001 war die Arbeitslosenquote im Kanton nicht mehr so tief. Seit den Jahren 2008/09, als die Arbeitslosigkeit auch aufgrund der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise mit 2,9 Prozent einen Höchststand erreichte, ist die Quote wieder um über einen Prozentpunkt gesunken.
Dieser Trend ist in der ganzen Schweiz zu beobachten. Mit 2,3 Prozent ist die Arbeitslosenquote landesweit so tief wie seit Anfang der Nullerjahrenicht mehr. «Die tiefen Arbeitslosenzahlen schweizweit sind eine Folge der guten Wirtschaftslage», sagt Martin Bucherer, Leiter des kantonalen Sozialversicherungszentrums WAS wira.
Tiefste Quote im Entlebuch
Die Zentralschweiz ist sogar die Schweizer Grossregion mit der tiefsten Arbeitslosenquote im ganzen Land (1,5 Prozent). Auch Luzern liegt unter dem schweizerischen Durchschnitt. «Wir führen dies auf die breit diversifizierte Wirtschaft im Kanton zurück, unter anderem auch mit vielen KMU», erklärt Bucherer.
Zu beobachten sind allerdings grosse regionale Unterschiede innerhalb des Kantons. In der Stadt Luzern und den Agglomerationsgemeinden beträgt die Arbeitslosenquote 2 Prozent, während sie im ländlich geprägten Entlebuch mit 0,5 Prozent sehr tief ist.
Ein grosses Problem bleibt die Arbeitslosigkeit bei über 55-Jährigen. Wie Lustat Statistik Luzern darlegt, brauchen Arbeitslose in dieser Alterskohorte überdurchschnittlich lange, um wieder einen Job zu finden. Bei jedem vierten über 55-Jährigen dauert es demnach länger als ein Jahr, bis er wieder eine Stelle hat. In der Gruppe der 25 bis 44-Jährigen ist «nur» jeder zehnte von Langzeitarbeitslosigkeit betroffen.
Kanton nimmt an Programm des Bundes teil
Das Phänomen der Arbeitslosigkeit von älteren Arbeitnehmern beschäftigt auch den Kanton. Laut Martin Bucherer vom WAS wira hat der Kanton deshalb drei Projekte beim Bund eingereicht, die Teil des im Mai 2019 vom Bundesrat initiierten «Impulsprogramm zur Wiedereingliederung von schwer vermittelbaren und insbesondere älteren Arbeitslosen» werden sollen. «Wir gehen davon aus, dass wir diese im Verlauf der nächsten Monate umsetzen können», so Bucherer. Genauere Angaben zu diesen Projekten macht der Kanton, «sobald wir grünes Licht zur Umsetzung erhalten haben».
In diesem Bereich sieht auch Marcel Budmiger, Geschäftsleiter des Luzerner Gewerkschaftsbundes, grossen Handlungsbedarf. Bei aller Freude über die tiefe Arbeitslosenquote dürfe man die «Dunkelziffer der Ausgesteuerten nicht vergessen. Hier sind insbesondere die über 55-Jährigen stark vertreten», sagt er. Die Ausgesteuerten werden in der Schweizer Arbeitslosenstatistik nicht erfasst. Ein besserer Kündigungsschutz für ältere Arbeitnehmer werde «leider von rechts blockiert», so Budmiger. Deshalb bleibe nur die Überbrückungsrente. «Hier liegt ein pragmatischer Vorschlag der Sozialpartner und des Bundesrats vor», sagt er. Dieser sieht eine Übergangsrente für über 60-jährige Ausgesteuerte vor, damit diese nicht in die Sozialhilfe abrutschen.
Weniger anfällig als andere Kantone
2019 dürfte vorläufig der Tiefststand bei der Arbeitslosigkeit bleiben. Der Bund prognostiziert für die nächsten zwei Jahre wieder einen leichten Anstieg. Das dürfte auch im Kanton Luzern der Fall sein. «Für das Jahr 2020 rechnen wir mit gleich bleibenden Zahlen oder einer geringen Zunahme. Für 2021 dürfte die Tendenz leicht steigend sein», sagt Martin Bucherer.
Um einen weiteren Anstieg der Arbeitslosigkeit zu verhindern, fordert Marcel Budmiger eine Aus- und Weiterbildungsoffensive, damit die Arbeitnehmer «fit für den Arbeitsmarkt der Zukunft» bleiben. «Hier braucht es ein verstärktes Engagement der Wirtschaft und der öffentlichen Hand», sagt er. Ein Problem seien stagnierende Löhne und steigende Mieten und Krankenkassenprämien. «Wenn nicht Massnahmen zur Stärkung der Kaufkraft ergriffen werden, wird die Arbeitslosigkeit wieder zunehmen.» Immerhin, so Budmiger, sei der Kanton Luzern aufgrund seiner Wirtschaftsstruktur weniger anfällig für Konjunkturschwankungen als andere Kantone.