Matthias Piazza
Statt am 10. April ging's erst am 6. Juni los, ausländische Gäste fehlten grösstenteils, nur wenige Firmen- und Vereinsanlässe sowie Familienfeste fanden auf dem Stanserhorn statt: Corona fordert auch bei der Stanserhornbahn ihren Tribut. So müssen die Aktionäre am 8. April (wegen Corona zum zweiten Mal ohne persönliche Teilnahme) über einen Verlust vor Steuern von 1,1 Millionen Franken befinden. Das ist das erste Mal seit Betriebsbeginn der Luftseilbahn 1975, dass die Stanserhorn mit roten Zahlen abschliessen muss.
45 Prozent weniger Gäste als erwartet
Vor Corona hatte man für die vergangene Saison 190'000 Besucher anvisiert. Schliesslich besuchten nur 104'300 Gäste den Stanser Hausberg, also 45 Prozent weniger. Das Coronavirus brachte die internationalen Reiseströme zum Erliegen. Besucher mit dem Swiss-Travel-Pass (Kurzzeit-GA für Ferienreisende aus dem Ausland) fehlten vollständig. Am Stanserhorn waren 2020 die einheimischen Schweizer Gäste praktisch die einzigen Besucher. «Dabei kam uns zugute, dass in einem normalen Jahr 80 Prozent unserer Gäste Schweizer sind», sagt dazu Stanserhornbahn-Direktor Jürg Balsiger.
Erstmals in ihrer Geschichte war die Stanserhornbahn den ganzen November in Betrieb, also rund einen Monat später als normal. «So konnten wir dank des goldenen Herbstwetters den verregneten Oktober etwas kompensieren», führt Balsiger weiter aus.
Einen Drittel weniger Umsatz als im Vorjahr
Seit vergangenem Jahr ist das Generalabonnement auch bei der Stanserhornbahn gültig. Das hat sich bewährt. «Knapp 15 Prozent unserer Gäste waren GA-Inhaber. Sie entpuppten sich als gute Gäste in unserem Restaurant. Und zu unserer Freude besuchten uns GA-Besitzer, anders als die meisten übrigen Gäste, auch an Tagen mit mittelmässig schönem Wetter.»
Verspätete Eröffnung und eingeschränkte Kapazitäten: Das wirkte sich auch auf die Zahlen beim Rondorama-Drehrestaurant aus. So ging der Umsatz gegenüber dem Vorjahr um einen Drittel zurück, auf 2,2 Millionen Franken. Glücklicherweise seien sämtliche Candle-Light-Dinner ausgebucht gewesen und auch das Donnerstagabend-Angebot sei rege genutzt worden.
«Unsere Bilanz ist gesund»
Trotz des wohl schlechtesten Geschäftsjahres in der 128-jährigen Geschichte der Stanserhornbahn macht sich Jürg Balsiger keine Sorgen um das Unternehmen. «Unsere Bilanz mit einem Eigenkapital von gut zehn Millionen Franken ist gesund.» Er spricht von Glück im Unglück, dass die Pandemie nicht früher eingetreten sei.
«Hätte uns Corona 2012 erwischt, im ersten Betriebsjahr der neuen Cabriobahn, hätte uns dies wirtschaftlich schwer getroffen.»
Doch nach acht Jahren seien die Darlehen von Bund und Kanton fast vollständig zurückbezahlt. «Wir konnten mit den Geldgebern aushandeln, dass wir dieses Jahr aussetzen mit Rückzahlungen.» Hingegen werde die Erneuerung des 20-jährigen Rondorama-Restaurants um etwa zwei Jahre verschoben.
Auch hätten keine der 160 Mitarbeiter coronabedingt entlassen werden müssen – dank Zahlungen aus der Kurzarbeitsentschädigung des Bundes. Und auf den Covid-Kredit des Bundes von einer halben Million Franken, den das Unternehmen vorsorglich bezogen hatte, habe man nicht zurückgreifen müssen.
Hoffnung auf amerikanische Pilger
In die Zukunft blickt Jürg Balsiger verhalten optimistisch: «Auch diese Saison, die am 10. April beginnt, wird sehr schwach, was den ausländischen Markt betrifft.» Er rechnet damit, dass ab 2022 die chinesischen Gäste wieder zurückkommen. Für 2022 setzt er auch grosse Hoffnungen auf die amerikanischen Gäste – aus einem guten Grund. «Jeder gute amerikanische Katholik pilgert einmal in seinem Leben an die Passionsspiele ins bayrische Oberammergau. Dieses findet nur alle 20 Jahre statt und wurde von 2020 auf 2022 verschoben.» Diese Gäste kämen erfahrungsgemäss auch aufs Stanserhorn.