Matthias Piazza
Ein «Kristall» als Eingangstor von Stans: 2009 machte das ehrgeizige Projekt des Luzerner Investors Hermann Alexander Beyelers Schlagzeilen in unserer Zeitung. Geplant war gegenüber dem Stanser Länderpark ein 100 Meter langes Gebäude, bestehend aus einem drei- bis achtgeschossigen Sockelbau, der in Richtung Nord mit einem 70 Meter hohen Hochhaus von 20 Etagen abgeschlossen gewesen wäre. Mit Viersternehotel, Einkaufsläden, Dienstleistern, Büros und Wohnungen hätten die 40000 Quadratmeter Fläche bewirtschaftet werden sollen. Im Sommer 2010 hätte das Baugesuch eingereicht werden sollen, um den «Kristall» Ende 2012 nach zweijähriger Bauzeit zu eröffnen. Der Bau koste zwischen 125 und 150 Millionen Franken, liess Beyeler damals verlauten.
Passt der «Kristall» ins Siedlungsbild von Stans?
Dass der Zeitplan zu optimistisch war, zeigte sich schon im August 2009. Die Behörden wollten das Projekt genauer unter die Lupe nehmen, weil es die Vorgaben der Zonenplanung stark überschritt. So ging es auch um die Frage, ob der 70 Meter hohe «Kristall», doppelt so hoch wie das benachbarte Mirage-Center, zum Siedlungsbild von Stans passt.
Der Stanser Gemeinderat befürchtete eine Schwächung des Dorfzentrums mit seinen Läden und Einkaufsmöglichkeiten. Der Kanton führte in seiner Stellungnahme zum Bebauungsplan Bedenken wegen des Mehrverkehrs ins Feld. Die Idee des Hotels wurde fallengelassen. Stattdessen sollten über dem Einkaufscenter 30 bis 35 Wohnungen sowie Büros realisiert werden. Kostenpunkt: 120 Millionen Franken.
Davon wollte eine Mehrheit der Stanser nichts wissen. An der Gemeindeversammlung 2013 kam es gar nicht erst zur Abstimmung über die notwendige Anpassung des Zonen-, Verkehrsrichts- und Bebauungsplans. Eine deutliche Mehrheit der rund 700 Anwesenden stimmte dem Nichteintretensantrag eines Bürgers zu. In einem weiteren Anlauf sollte auf dem 15000 Quadratmeter grossen Grundstück in der Unter Spichermatt der Schwerpunkt aufs Wohnen gelegt werden, zumal viele Stanser das geplante Einkaufszentrum störte.
Das redimensionierte Vorhaben fand Gnade an der Stanser Gemeindeversammlung im Mai 2015. Die Bürger genehmigten die Anpassung von Zonen- und Verkehrsrichtplan und schafften damit die Voraussetzung für die Überbauung. Rund ein halbes Jahr später verkaufte Hermann Alexander Beyeler die Parzelle an die Logis Suisse AG. Nach über sieben Jahre habe er genug, liess er damals gegenüber unserer Zeitung verlauten.
Die gemeinnützige Wohnbaugesellschaft aus dem aargauischen Baden plante einen fünfgeschossigen Bau mit einem Attikageschoss und 201 auch altersgerechten Wohnungen. Im Erdgeschoss sollte es Büros, Ateliers, einen Gemeinschaftsraum, ein kleines Restaurant und eine Kindertagesstätte geben.
Geschiebesammler als Voraussetzung
Doch grünes Licht für den Baubeginn gibt’s grundsätzlich erst, wenn der Bau des Geschiebesammlers beim Buoholzbach an der Oberdorfer/Wolfenschiesser Gemeindegrenze definitiv bewilligt ist.
Dies dürfte gemäss Viktor Schmidiger, Leiter des kantonalen Gefahrenmanagements, frühestens Ende 2022 der Fall sein. Aktuell liegt die Unter Spichermatt in der roten Zone, was erhebliche Gefahr bedeutet, es gilt ein Bauverbot. Die kantonalen Behörden befürchten, dass sich bei Hochwasser das Wasser der Engelbergeraa seinen Weg durch den schmalen Trichter zwischen Stanserhorn und der A2-Lärmschutzwand in Stans suchen würde.
Gemäss Gemeinde besteht Bedarf nach Wohnungen
«Unsere Ampeln sind immer noch auf Dunkelrot», sagt auf Anfrage Jutta Mauderli, Geschäftsleiterin der Logis Suisse AG, zum aktuellen Stand. Trotz der Blockade wolle man das Projekt aber nicht fallenlassen. «Noch immer besteht Bedarf nach solchen Wohnungen», ist sie überzeugt.
Und der Stanser Gemeinderat Martin Mathis ergänzt: «Für die Entwicklung von Stans ist das vorliegende Projekt von grosser Bedeutung, eigentlich wären diese Wohnungen schon jetzt nötig.»