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Nidwalden

Stanser Kindergärtler verlegen den Unterricht in die Natur – und in die Jurte

Auf kommendes Schuljahr hin startet die Schule Stans mit dem ersten Naturkindergarten – auch aufgrund positiver Erfahrungen.
Kindergärtler des Stanser Turmatt-Kindergartens beim Unterricht im Freien.  (Bild: PD (Stans, 11. November 2020))

Matthias Piazza

Sie treffen sich auf dem Schulhausplatz vor dem Turmatt-Schulhaus. Doch statt im Schulzimmer verbringen die Kindergärtler ihren Tag draussen – das ganze Jahr über. Auf das kommende Schuljahr wird dies Realität. Die Schule Stans führt ihren ersten Naturkindergarten für einen ihrer vier Turmatt-Kindergarten-Klassen ein. Die rund 20 Kinder werden auf einer Wiese hinter dem Pestalozzi-Schulhaus ihr Quartier beziehen. In der Jurte können sich die Kinder bei sehr kaltem und garstigem Wetter aufhalten, da sie mit einem Ofen ausgestattet ist. Sie dient auch für Elterngespräche und als Materiallager. Auf der Feuerstelle wird das Mittagessen zubereitet. Auch Gärtnern im eigenen Garten gehört in den Stundenplan, ebenso der Aufenthalt beim renaturierten Stämpbach oder auf dem Waldplatz im Kollegiwäldli, mit Waldsofa und flexiblem Regendach. Auch der regelmässige Besuch eines nahe gelegenen Bauernhofs ist vorgesehen. Dort dürfen die Kinder auch mithelfen.

Auslöser für dieses dreijährige Projekt seien drei motivierte und initiative Lehrpersonen und die sehr positiven Erfahrungen mit dem «Dussä-Tag», sagt Theres Odermatt, Schulleiterin des Schulzentrums Turmatt. Dieser Tag ist seit dem Schuljahr 2013/14 fest im Stundenplan einer Lerngruppe des Turmatt-Kindergartens verankert. Dabei verbringen die Kinder jeweils einen ganzen Freitagmorgen draussen. Und seit diesem Schuljahr verbringt eine Grosslerngruppe mit 22 Kindern als Vorprojekt mehrere Halbtage pro Woche draussen.

Hautnah den Kreislauf der Jahreszeiten erleben

«Die Kinder erleben den Kreislauf der Natur in den verschiedenen Jahreszeiten hautnah. Sie sehen ein Reh im Winter und philosophieren über seinen Schlafort in der Nacht, setzen Kartoffeln im Frühling und ernten diese im Herbst, beobachten den Wasserläufer im Stämpbach oder graben ein Loch im Wald und entdecken die Unterwelt des Waldbodens», macht Theres Odermatt Beispiele. Zudem könnten sich die Kinder auch in der Motorik üben.

«Den steilen Hang hinaufklettern und runterrutschen verlangt Mut und Zuversicht. Beim einander Unterstützen und Zureden wird auch der soziale Aspekt gestärkt.»

Die Erfahrung zeige, dass die Kinder kaum auf das Wetter reagierten. Sie passten ihr Spiel der Witterung entsprechend an. «Auch dies fördert ihr Selbstwertgefühl. Sie machen grosse Fortschritte in ihrer persönlichen Entwicklung. Grundsteine für ein vertieftes Naturverständnis und den achtsamen Umgang mit deren Ressourcen werden gelegt.»

In der praktischen Umsetzung bereite ein solcher Kindergartenbetrieb keine Schwierigkeiten. Eine zweite Lehrperson im 50-Prozent-Pensum wie auch eine schulische Heilpädagogin und eine Lehrperson «Deutsch als Zweitsprache» unterstützte die Kindergärtnerin beim Unterricht und der Betreuung, hält Theres Odermatt fest. Auch habe sich gezeigt, dass diese Kinder nicht öfters krank seien als andere Kinder. «Dank richtiger Kleidung können sie auch im Winter und bei Regen den ganzen Tag draussen verbringen.» Und sollte es das Wetter einmal gar nicht gut meinen, stünden ja immer noch die beheizte Jurte oder im schlimmsten Fall ein Klassenzimmer im Schulzentrum Turmatt zur Verfügung.

Wie gross das Interesse an diesem neuen Angebot sein werde, könne sie im Moment noch nicht abschätzen. Das Angebot sei erst kürzlich den Eltern vorgestellt worden.

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