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Nidwalden

Stanser Dreikönigssänger halten eine alte Tradition aufrecht

Wenn die Dreikönigssänger ausschwärmen, öffnen sich jeweils Türen und Fenster. Einige Sänger sind bereits seit 40 Jahren mit dabei. Sie gaben das Stanser Neujahrslied auch schon in Köln zum Besten.
Die Dreikönigssänger überraschen die Schwestern des Frauenklosters St. Klara beim Nachtessen. (Bild: Edi Ettlin (Stans, 6. Januar 2019))
Die Dreikönigssänger überbringen ihre Glückwünsche in der Nägeligasse. (Bild: Edi Ettlin (Stans, 6. Januar 2019))
König Balthasar aktualisiert die Jahreszahl einer Segensinschrift. (Bild: Edi Ettlin (Stans, 6. Januar 2019))
Die Dreikönigssänger der ersten Stunde erinnern sich an die Anfänge vor vierzig Jahren. Von links: Fredy Odermatt, José de Nève und Hugo Odermatt. (Bild: Edi Ettlin (Stans, 5. Januar 2019))

Edi Ettlin

Edi Ettlin

Edi Ettlin

Edi Ettlin

Pünktlich zum 6. Januar überbrachten die Stanser Dreikönigssänger dem Dorf ihre guten Wünsche zum Jahreswechsel. Nach dem Start beim Wohnheim Nägeligasse machte die zehnköpfige Gruppe bereits nach wenigen Metern Halt. Könige und Gefolge schwärmten aus und klingelten an Häusern der Nachbarschaft. Fenster und Türen öffneten sich. Die Musik der Bläser und der Drehleier klang in die Nacht. Zwischendurch gaben die Sänger die drei Strophen des Stanser Neujahrslieds zum Besten. Erneut schwärmten sie aus. Diesmal, um die Haustüren mit der Inschrift «20-C+M+B-19» zu versehen. Die Buchstaben stehen für «Christus mansionem benedicat». Das heisst «Christus segne dieses Haus» oder in der volkstümlichen Version: «Caspar, Melchior und Balthasar».

Seit vierzig Jahren sind die Stanser Dreikönigssänger nun schon unterwegs. Drehleierspieler José de Nève erinnert sich gut an die Anfänge. Wie er mit den inzwischen verstorbenen Jörg Odermatt und Walter Businger sinnigerweise im Gasthaus «Drei Könige» die Idee hatte, am nächsten Dreikönigstag als Weise aus dem Morgenland loszuziehen. «Das Thema war nicht neu», erzählt de Nève. «Der Männerchor wie auch Lehrer mit Schulkindern hatten sich zuvor als Dreikönigssänger betätigt.» Doch Ende der Siebzigerjahre war es um den Brauch still geworden. Also fragte man im Freundeskreis: «Machsch ai mit?» So kamen Hugo Odermatt und Fredy Odermatt hinzu, die nach Möglichkeit auch heute noch dabei sind.

Für die Umsetzung waren die auch anderweitig kulturell engagierten Sänger in spe um keine Idee verlegen. Kostüme fanden sie im Fundus des Stanser Theaters und was sie nicht auftreiben konnten, stellten sie selber her. Noch heute hat jedes Requisit seine eigene Geschichte. Zum Beispiel der beleuchtete, drehbare Stern, den Fredy Odermatt zusammen mit seinem Bruder, dem Eisenplastiker Josef Maria Odermatt, und seiner Mutter angefertigt hat. Der Mantel, den er trägt, hat einen langen Weg hinter sich. «Den habe ich von einer Reise nach Libyen mitgebracht», erzählt Odermatt. Mit dem Stichwort «Reise» hängt ein Höhepunkt in der Geschichte der Dreikönigssänger zusammen. Im August 2010 unternahm die inzwischen mit jüngeren Sängern verstärkte Truppe eine Wallfahrt nach Köln. Dort befinden sich der Legende nach die Gebeine der weisen Sterndeuter. Am goldenen Schrein wurden sie vom Dompropst empfangen und sangen in vollem Ornat das Stanser Neujahrslied. Wie Fredy Odermatt lachend erzählt, versäumten sie es auch nicht, zwischen Stans und Köln alle Eisenbahnwagen mit «C+M+B» zu versehen.

Die letzte Strophe gibt es vor der Kirche

Die Inschriften sind nicht das einzige, was die Sänger jeweils zurücklassen. Von Anfang an hat José de Nève Liedblätter mit dem Mondkalender gestaltet und verteilt. «Das war so eine Idee, eine Spinnerei vielleicht, um irgendwelche Gedanken zu präsentieren», sagt er. In der aktuellen Ausgabe gratuliert er dem Egli, dem Fisch des Jahres, und stellt seine Überlegungen zum Namen «Melachere» – so heisst das Gasthaus «Drei Könige» heute – an.

Sind die Kalender verteilt, geht es jeweils weiter zur nächsten Station. Es ist nie dieselbe Tour. «Früher haben wir sehr spontan entschieden, wo wir Halt machen», erzählt de Nève. Heute erstellen Fredy Odermatt und Euphonium-Bläserin Judith Theiler einen Zeitplan und versuchen Anfragen so gut wie möglich zu berücksichtigen. Fast dreissig Auftritte waren es dieses Jahr, bis das Singen vor der Kirchentüre seinen Abschluss fand und sich mit dem Mitternachtsschlag der Kirchenglocke vermischte.

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