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Nidwalden

Stans erlebt Wohlklang aus dem hohen Norden

Die Harmoniemusik Stans wartete mit toller Musik und einem romantischen Intermezzo auf.
Der Soloposaunist Simon Knüsel mit dem Dirigenten Roberto Cereghetti.  (Bild: Primus Camenzind (Stans, 1. Dezember 2019))

Primus Camenzind

«Unsere Musik ist etwas gehörfälliger geworden», erklärte die Präsidentin der Stansermuisig unserer Zeitung in einem persönlichen Gespräch. Diese «qualitätsneutrale» Feststellung von Judith Theiler bestätigte sich am Sonntag im Theater an der Mürg schon in den allerersten Takten des Jahreskonzertes 2019.

Wohlklang, der auch von einem breiten Publikum als solcher empfunden wird, prägte das Programm mit Werken aus dem «hohen Norden».

Kräftige und durchsichtige Klänge

Phänomene wie Nordlichter, die Mitternachtssonne oder skandinavische Naturschönheiten lagen den gespielten Werken zugrunde. Der Zugang des Publikums zu dieser Art Musik erlaubte es dem Tessiner Dirigenten Roberto Cereghetti und seinen rund 40 Musikantinnen und Musikanten, ausschliesslich konzertante Stücke zu spielen und auf «süffige» Unterhaltungsmusik im herkömmlichen Sinn zu verzichten. Der «Marsch der Trolle» (Edvard Grieg, Norwegen, 1843–1907), erinnerte unweigerlich an die in den Wäldern hausenden Fabelwesen der nordischen Mythologie.

Der kräftige Klang des Orchesters, der immer wieder in transparente Solopassagen der hohen Holzblasinstrumente überging, erzeugte jene Romantik und Mystik, die der nordischen Musik eigen ist. Das nachfolgende «Konzert für Posaune und Orchester» (Launy Gröndahl, Dänemark, 1886–1960) bot Simon Knüsel, dem äusserst begabten Instrumentalisten aus den Reihen der Harmoniemusik die Gelegenheit, sich in einem der wohl bekanntesten Solostücke für Posaune auszuzeichnen. Erstaunlich sein Tonumfang, gepaart mit kräftigem und doch subtilem Spiel.

Mit «Finlandia» (Jean Sibelius, Finnland, 1865–1957), gaben die Musikanten aus Stans eine weltweit gefeierte Tondichtung in der Bearbeitung von Andreas Schorer zum Besten. Dirigent Roberto Cereghetti war als gelernter Posaunist im Stande, seinem Ensemble die notwendige musikalische Stärke zu entlocken, um der Dramatik des Werks gerecht zu werden. Posaunen und Tuben überzeugten mit ausgewogener Tiefe, während die präzise Rhythmik in temporeichen Sequenzen und der Wohlklang der «Hymne» im Mittelteil das Verdienst des ganzen Orchesters war. Vor der Pause erklang das Stück «Scandinavia» (Kees Vlak, Holland, 1938–2014). Es kam dem von der Harmoniemusik angestrebten Wohlklang mit einem Strauss von effektvoll verarbeiteten Themen aus der skandinavischen Volksmusik entgegen.

Gehaltvoll auch nach der Pause

Auch wenn das Repertoire der zweiten Konzerthälfte nicht mehr von den angesagten Meistern nordischer Tonkunst geprägt war, überzeugten Gehalt und Wiedergabe der Kompositionen auch weiterhin. «Arctic Fire» (Robert Buckley, England/Kanada, 1946*) setzte die spektakulären Naturbilder des Nordens in ebenso spektakuläre Klänge um, während «Beowulf» (Alan Silvestri, USA, 1950*) als Filmmusik einer Legende aus dem sechsten Jahrhundert äusserst effektvoll konzipiert war. «Fate of the Gods» (Steven Reineke, USA, 1970*) und schlussendlich «Midsommarvaka» (Hugo Alfvén, Schweden, 1872–1960) waren ebenfalls geeignet, das Publikum bis zum letzten Ton bei Laune zu halten.

«Gehörfällig bedeutet nicht weniger anspruchsvoll», betonte Judith Theiler unserer Zeitung gegenüber. «Wir merkten schon beim Probedirigieren im vergangenen Jahr, dass wir bei Roberto Cereghetti Gas geben müssen!»

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