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Zug

Ständeratskandidat Matthias Michel: «Es braucht Mut und Innovationskraft»

Neue Wege sind gefragt, etwa in der Bildung und der Altersvorsorge, ist FDP-Ständeratskandidat Matthias Michel überzeugt.
Für Matthias Michel ist das Café Speck an der Alpenstrasse als Schnittstelle zwischen Tradition und Innovation ein beliebter Treffpunkt. (Bild: Maria Schmid, Zug, 30. Juli 2019)

Interview: Laura Sibold

Bewusst hat Matthias Michel seine Arbeit als Regierungsrat zuerst beendet, bevor er beschloss, für den Ständerat zu kandidieren. Mit ihm will die FDP den Zuger Ständeratssitz des zurückgetretenen Joachim Eder verteidigen. Das Treffen mit dem 56-Jährigen findet im Café Speck an der Alpenstrasse in Zug statt.

Das Café Speck ist Ihr Lieblingsrestaurant. Liegt das an der bürgerlichen Ausstrahlung des ältesten Kaffeehauses in der Stadt Zug?Matthias Michel: Das Café Speck ist ein Traditions- und Begegnungsort, mit dem ich viele Erinnerungen teile. An diesem Platz mitten in Zug trifft man sich – vom Englisch sprechenden Expat bis zum lokalen Gewerbler. Die Verbindung von Tradition und Innovation, von Lokalem und Weltoffenem, gefällt mir. Auch die spontane Begegnung mit Menschen.Anlässlich der Nominationsversammlung gaben Sie an, Sie wollten Zuger Chriesi nach Bern tragen. Was meinen Sie damit?Abgesehen davon, dass ich mal einen Kratten Chriesi nach Bern bringen werde, ist das sinnbildlich gemeint. Ich möchte den Zuger Spirit nach Bern tragen. Also unsere Innovationsfreude sowie die guten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Der Kanton Zug ist aber nicht nur Sinnbild für tiefe Steuern und einen guten Wirtschaftsplatz. Wir haben hier eine enorme Vielfalt an Ausbildungs- und Arbeitsplätzen und eine sehr hohe Lebensqualität. Das ist Erfolg mit Zukunftsperspektive.Apropos Zukunft: Ihr ältester Sohn soll Sie bei der Wahl zum Regierungsrat gefragt haben: Was wird besser, wenn du gewählt wirst? Was wird denn besser, falls Sie in die Kleine Kammer gewählt werden?Mich prägen meine vier Kinder stark, weshalb ich viel Energie in zukünftige Ideen stecke. Ich strebe langfristige Erfolge an und möchte Innovationskraft in verschiedenen Bereichen vorantreiben. Sei es in der Wirtschaft, im Sozialen oder in der Altersvorsorge. Ich bin ein Brückenbauer, dem es Spass macht, Lösungen über Parteigrenzen hinweg zu finden und Allianzen zu schmieden.Sollten Sie gewählt werden, treten Sie in die Fusstapfen von Ständerat Eder. Wo werden Sie Akzente setzen?

Die Weiterentwicklung des dualen Bildungssystems liegt mir am Herzen. Die guten Rahmenbedingungen für die Wirtschaft möchte ich auch weitergestalten. Dazu gehören ein stabiles Verhältnis zur EU und gute aussereuropäische Beziehungen. Ich möchte da Akzente setzen, wo ich schon bisher etwas bewirken konnte: Bildung und Innovation ziehen sich wie ein roter Faden durch meine politische Arbeit auf kantonaler Ebene.

16 Jahre waren Sie im Kanton Zug als Regierungsrat tätig. Was waren ihre grössten politischen Erfolge?

Als Bildungsdirektor habe ich die Einführung von Englisch auf der Primarstufe gefördert und weitere Bildungsprojekte lanciert. Als Volkswirtschaftsdirektor setzte sich das in der Berufsbildung fort, etwa mit der Höheren Fachschule für Agrotechnik in der Schluecht oder der Ansiedlung des Departements Informatik der Hochschule Luzern in Rotkreuz. Strategisch ausgerichtet war die Zusammenarbeit mit Zürich, aus der sich die Mitgliedschaft Zugs in der Metropolitankonferenz und in der Standortförderungsorganisation Greater Zurich Area ergeben hat.

Auch für den öffentlichen Verkehr haben Sie sich eingesetzt, etwa für den Zimmerberg-Basistunnel.

Der Bund hat den Tunnel zwischen Baar und Thalwil ja inzwischen in den Ausbauschritt 2035 aufgenommen. Als Ständerat wäre es meine Aufgabe, da den Finger draufzulegen, damit das Projekt schnell realisiert wird. Allgemein ist die Frage zentral, wie sich der ÖV in Kombination mit dem Individualverkehr weiterentwickeln und steuern lässt.

Der ÖV gewinnt dank der Klimadebatte an Beliebtheit. Die FDP ist auf den Zug aufgesprungen. Sie auch?

Ich bin seit Jahren begeisterter ÖV-Nutzer und fahre viel Velo. Und es entspricht meiner Lebenshaltung, bei einer Reise eher den Zug, statt das Flugzeug zu nehmen. Dass sich nun auch die FDP Schweiz vermehrt für Klima- und Umweltthemen einsetzt, freut mich daher sehr.

Weniger Freude haben Sie an der Altersvorsorge-Reform. Muss das Rentenalter zwingend erhöht werden?

Es braucht hier deutlich mehr Mut und Innovationskraft. Eine Erhöhung des Rentenalters ist unumgänglich. Mich stört aber die Debatte über das «richtige» Rentenalter. Legt man jetzt ein fixes Alter fest, wird es schon in zehn Jahren wieder unpassend sein. Hier lohnt es sich, von anderen Modellen zu lernen. Dänemark kennt ein dynamisches Rentenalter, das an die Lebenserwartung angepasst ist. Es braucht auch in der Schweiz einen Mechanismus im Gesetz, der ein dynamisches Rentenalter ermöglicht. Wichtig erscheint mir zudem, dass wir am Dreisäulensystem festhalten – und nicht eine Säule gegen eine andere auszuspielen beginnen.

Von 1995 bis 2002 sassen Sie im Zuger Kantonsrat, danach amteten Sie 16 Jahre als Regierungsrat. Haben Sie noch nicht genug?

Es tönt unglaublich, ist aber wahr: Ich war jeden Tag in meiner Zeit als Lokalpolitiker motiviert. Politik ist für mich eine sinnstiftende Arbeit. Da kantonale und nationale Politik zwei Paar Schuhe sind, habe ich nach der Regierungsratszeit bewusst einen zeitlichen Schnitt gemacht. Die Politik hat mich aber nie losgelassen, ich bin ein Brückenbauer und möchte meine Ideen nach Bern tragen. Darin haben mich viele Leute bestärkt.

Die «Zuger Zeitung» stellt die Kandidatinnen und Kandidaten für die Ständeratswahlen vom 20. Oktober vor.

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