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Luzern

«Stadtwärts»: Panik und Pandemie oder Pasta und Pesto?

Ob bei der Arbeit, an der Bushaltestelle oder im Supermarkt  – die grassierende Aggressivität im Umgangston lauert überall.
Pesto ist etwas Feines – so viel steht fest. (Bild: Chris Iseli)

Sandra Monika Ziegler

Mir persönlich wären Pasta und Pesto lieber. Kein Tag vergeht ohne Warnungen und Empfehlungen. Das fordert seinen Tribut. Mich hat es vergangene Woche gleich mehrmals erwischt.

Für meinen Artikel über einen Hundehalter reiste ich zur Gerichtsverhandlung nach Willisau. Draussen nach der Verhandlung sagte der Hundehalter zu mir: «Das hat mir gar nicht gepasst, dass Sie an der Verhandlung waren. Ich will nicht, dass Sie darüber schreiben.» Dem Wunsch konnte nicht entsprochen werden. Der Artikel ist erschienen.

Ein anderes Mal stand ich am Schwanenplatz beim Warten auf den Bus. Da sagte ein Mann: «Sie vertreten die Lügenpresse, alles erstunken und erlogen was im Blatt steht, mit Ihnen spreche ich nicht.» Weder kannte ich ihn, noch habe ich ihn angesprochen. Ich stieg in meinen Bus und war froh, dass er nicht den gleichen nahm.

Es gäbe noch weitere Episoden, doch nur noch diese. Anstehen an der Kasse im Supermarkt. Vor mir eine Dame 80 plus. Sie vergass, das Gemüse abzuwägen. «Kein Problem» sagte freundlich die Kassierin, nahm den Fenchel und ging zur Waage. Da rief die Frau hinter mir: «Das darf doch nicht wahr sein, wenn man nicht richtig einkaufen kann, sollte man zu Hause bleiben.» Ich drehte mich um und fragte: «Das ist jetzt aber nicht ihr ernst?» Die Frau hinter mir: «Das geht sie nichts an, ich sage was ich will, ich lasse mir nichts vorschreiben, auch nicht von Bern.» Mir fehlten die Worte, ich blieb stumm.

Die grassierende Aggressivität im Umgangston ist erschreckend und betrübt mich. Zu Hause angekommen sagte ich mir, du musst dir jetzt etwas Gutes tun: Ein klarer Fall für Pasta mit Pesto.

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