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Luzern

Stadtratswahlen: Diese Sempacher kämpfen friedlich

Vier Neue kandidieren in Sempach für den Stadtrat. Sticheleien unter den Gegnern gibts nicht. Kein Wunder – alle sind in der gleichen Partei.
Wollen «Stapi» werden: Jürg Aebi (links) und Bruno Rosset.
(Bild: Eveline Beerkircher, Sempach, 12. März 2020)
Marcel Hurschler (Bild: Pd)
Ermi Krieger (Bild: Pd)

Livia Fischer

Livia Fischer

Livia Fischer

«Er ist ein Guter», sagt Bruno Rosset über Jürg Aebi. Dieser wiederum meint: «Ich schätze Bruno sehr». Die beiden kandidieren für das Sempacher Stadtpräsidium, am 29. März wird der Nachfolger von Franz Schwegler (CVP) gewählt. Rosset und Aebi kennen sich gut, wollen kein schlechtes Wort übereinander verlieren. Und sie haben noch mehr Gemeinsamkeiten: Beide sind 60 Jahre alt, Wahl-Sempacher und langjährige Mitglieder der CVP und des Seeclubs.

Bei der Nominationsversammlung der CVP am 15. Januar holte Aebi 164 Stimmen, Rosset 98. Ein Ergebnis, das beide überraschte. Rosset sei «noch eine Spur bekannter», sagt Aebi. Auf der anderen Seite beschreibt Rosset Aebi dafür als «unverbraucht» und lobt seinen Auftritt an der Versammlung.

Der Kreative, der vor neuen Ideen sprudelt

Im Nachhinein ist sich auch Aebi sicher: Es lag an seiner Rede. Er habe eben frei von der Leber weg gesprochen:

«Ich weiss, was ich will und um das zu sagen, brauche ich kein Manuskript.»

Der gebürtige Oberaargauer beschreibt sich als authentisch, nahbar und bodenständig – Werte, die er gut vermitteln könne. Des Berufes wegen zog Aebi 2007 mit seiner Frau nach Sempach – er übernahm die Funktion als Spitaldirektor in Sursee und Wolhusen. Heute ist er CEO des Kantonsspitals Baselland. Den Bezug zu Sempach hat er dadurch aber nicht verloren: «Schliesslich verbringe ich die Abende und das Wochenende hier.»

Trotzdem: Aebi ist in Sempach weniger vernetzt als Rosset. Das sei aber gar nicht mal eine schlechte Sache, meint er. Der 60-Jährige will nämlich frischen Wind in die Gemeinde bringen. Schon jetzt hat er konkrete Ideen, wie ihm das gelingen soll: So schwebt ihm etwa ein Jugend-Beirat vor, um auch den jungen Leuten eine Stimme zu geben und deren politisches Interesse zu wecken. Zudem will er ein Mediencafé gründen und auf alternative Energien setzen.

Der Vermittler, der viel Nähe schafft

Rosset kennt das Gemeindeleben bestens, weiss, «welche Sorgen die Sempacherin und den Sempacher plagen», wie er sagt. Als Beispiel nennt er das bevorstehende Wachstum infolge der revidierten Ortsplanung. Es müsse moderat gebaut werden, also etappenweise, sagt Rosset. Und: «Sempach soll nicht zur Schlafstadt verkommen.» Ein lebhaftes Gewerbe- und Vereinsleben sowie ein gutes Miteinander liegen dem Kandidaten für das Stadtpräsidium am Herzen. «Der Kleinstadtcharakter und das ‹Grüezi›-Sagen dürfen nicht verloren gehen» – der dreifache Familienvater will Nähe schaffen.

Mit 29 gründete er die Rosset Technik AG; kurz, nachdem er mit seiner Frau von Stansstad nach Sempach zog. Mittlerweile hat Rosset die Firma verkauft, eine Ausbildung zum Mediator gemacht und ist als selbständiger Unternehmensberater tätig. Der «Vollblutunternehmer» zeigt sich selbstbewusst:

«In den letzten 30 Jahren habe ich einen guten Job gemacht und meine Spuren hinterlassen.»

Dabei spielt er etwa auf seinen Erfolg als Präsident des Seeclubs Sempach an. Zum Zeitpunkt der Übernahme war der Ruderverein in grosser finanzieller Not. Rosset sanierte den Club, machte ihn «wieder gross» und übergab das Amt vor zehn Jahren fast schuldenfrei an seinen Nachfolger. Aus dem Seeclub sind zahlreiche Schweizermeister und Olympiateilnehmer hervorgegangen.

Der Kontinuierliche, der auf Stärken aufbaut

Nicht nur der Sitz im Stadtpräsidium wird frei, auch das Ressort Finanzen wird neu vergeben. So kandidieren für die nächste Amtsperiode im Stadtrat neben den bisherigen Mary Sidler (CVP, Bauvorsteherin), Tanja Schnyder (FDP, Schulverwalterin) und Hanspeter Achermann (FDP, Sozialvorsteher) auch die CVPler Marcel Hurschler und Ermi Krieger.

Bei der Nominationsversammlung erhielt Hurschler fünf Stimmen mehr als Krieger. Er ist CFO der Luzerner Kantonalbank und Mitglied der Geschäftsleitung, arbeitet schon seit 27 Jahren dort. «Ich bin ein Verfechter der Kontinuität», sagt Hurschler. Entsprechend fällt die Antwort des Präsidenten der Ortspartei CVP Sempach auch auf die Frage aus, was er als Finanzvorsteher anders als sein Vorgänger und Parteikollege Bruno Stofer machen würde: «Nichts Wesentliches. Ich würde auf den Stärken Sempachs aufbauen. Es geht in die richtige Richtung.»

Neue Herausforderungen gebe es trotzdem: Die Gestaltung der Steuerpolitik, die Sanierung des Alterszentrums Meierhöfli oder die Ortsplanungsrevision. Der 53-Jährige versichert: «Als Präsident der Ortplanungskommission bin ich da schon mitten in der Materie.»

Die Verständnisvolle, die klar kommuniziert

Bezüglich der Ortplanung plädiert Ermi Krieger dafür, realistisch zu bleiben: «Klar wäre es schön, alle geplanten Massnahmen umsetzen zu können. Sie sollten aber finanzierbar sein, ohne den Steuerzahler zusätzlich zu belasten.» Schliesslich habe die Gemeinde auch Verpflichtungen gegenüber dem Sozial- und Bildungswesen. Ihre Devise: Verständnis für unterschiedliche Situationen schaffen und gesunden Menschenverstand walten lassen.

Krieger amtet als Präsidentin des Gewerbevereins Oberer Sempachersee. Die diplomierte Buchhalterin ist seit zehn Jahren selbständig, bietet unter anderem Hilfe für KMU bei der Rechnungsführung an. Sie stehe für klare Kommunikation und Transparenz, sagt Krieger. Die 50-Jährige ist überzeugt: «Die Bevölkerung will nicht nur gehört werden, sondern die Entscheide des Stadtrats auch nachvollziehen können. Sonst fühlt sie sich vor den Kopf gestossen.»

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