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Luzern

Stadt Luzern fordert die definitive Einführung von Velostrassen

Die Pilotstädte Luzern, Basel, Bern, St. Gallen und Zürich fordern den Bund auf, Velostrassen definitiv einzuführen. Das Bundesamt für Strassen will aber noch nicht entscheiden.
Auf der Bruchstrasse wurde eine neue Velostrasse getestet. (Bild: Manuela Jans-Koch, Luzern, 16. Juni 2016)

Zwischen 2016 und 2017 haben fünf Städte, darunter auch Luzern, unter Mitwirkung des Bundesamts für Strassen (Astra) Pilotversuche für Velostrassen durchgeführt. Dabei wurde das Prinzip auf Verkehrssicherheit, die Qualität und den Komfort für den Veloverkehr sowie dessen Akzeptanz geprüft. In der Stadt Luzern wurde die Velostrasse auf dem Abschnitt Bruch- und Taubenhausstrasse getestet. Neben Luzern beteiligten sich die Städte Bern, Basel, Zürich und St. Gallen am Projekt. Nun liegt der Schlussbericht der Astras vor, wie die Stadt Luzern am Dienstag mitteilt.

Luzerner Verkehrsteilnehmer nicht schneller unterwegs

Anders als von manchen befürchtet, seien die Velofahrer auf den Luzerner Velostrassen nicht schneller unterwegs, so die Stadt. 85 Prozent fuhren mit maximal 27 km/h. Auf der Taubenhausstrasse sei die Geschwindigkeit sogar leicht gesunken. Auch die Autolenker fuhren entgegen der Befürchtungen wegen der Aufhebung des Rechtsvortritts nicht schneller. Die Geschwindigkeit lag in der Regel bei den erlaubten 30 Kilometern pro Stunde.

Auf die Frage, ob sich die Verkehrsteilnehmer auf der Velostrasse sicher fühlen, stimmten insbesondere die Fussgängerinnen und Fussgänger mit 93 Prozent deutlich zu. Bei den Velofahrern und Autofahrern beträgt die Zustimmung 87 respektive 84 Prozent. 79 Prozent der Anstösserinnen und Anstösser gaben an, dass Ihnen die Idee der Velostrasse zusagt.

Verankerung auf Bundesebene gefordert

Der Pilotversuch habe zudem gezeigt, dass Velostrassen nur auf geeigneten Strecken angewandt werden sollten und keine Billiglösung sind. Sie müssen sorgfältig geplant und gestaltet werden. Die Pilotstädte erachten es dennoch als zentral, dass Velostrassen auf Bundesebene verankert werden. Insbesondere mit Blick auf den «Bundesbeschluss Velo», den die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger Ende September 2018 angenommen haben, finden die Städte es wichtig, die Veloförderung voranzutreiben.

Die Stadt Luzern hat zudem in der Vernehmlassung zur Änderung der Verkehrsregeln und Signalisationsvorschriften die Aufnahme eines neuen Artikels zur Signalisation von Velostrassen gefordert.

Ähnliche Erfahrungen in den anderen Städten

Neben Luzern beteiligten sich die Städte Bern, Basel, Zürich und St. Gallen am Projekt. Der Bericht zeige gesamtschweizerisch eine hohe Akzeptanz der Velostrassen und eine deutliche Zunahme des Veloverkehrs. Die Resultate würden die positiven Erfahrungen aus anderen europäischen Ländern wie zum Beispiel Österreich oder Deutschland bestätigen. Es sei eine Komfortsteigerung für den Veloverkehr erzielt worden, ohne dass es bei den anderen Verkehrteilnehmer zu nennenswerten Qualitätseinschränkungen gekommen sei. Unbestritten sei, dass die Signale und Velo-Symbole einen Beitrag an die Verdeutlichung der Veloführung leisten können.

Astra noch unentschlossen wegen kurzer Test-Dauer

Trotz der grundsätzlich positiven Ergebnisse will das Astra die Velostrassen noch nicht definitiv einführen. Die Erkenntnisse seien nicht ausreichend, so die Begründung. Gemäss Schlussbericht würden die tiefen Fallzahlen und die kurze Laufzeit der Versuche noch keine Aufnahme in die laufende Verordnungsrevision erlauben. Auch seien die Pilotstrecken vorerst nur mit einfachen Mitteln umgestaltet worden, weshalb man noch keinen eindeutigen Schluss zur Zweckmässigkeit ziehen könne.

Für eine breite Umsetzung der Velostrassen müsste zudem in der Verordnung über die Tempo-30-Zonen vom Prinzip des Rechtsvortritts abgewichen werden. Dies stelle einen namhaften Eingriff ins bestehende Verkehrsregime dar und müsse insbesondere in Anbetracht der hohen Unfallzahlen beim Veloverkehr sorgfältig abgewogen werden.

Die Pilotstädte kämen zu einem positiveren Schluss als das Astra, sagte der Luzerner Mobilitätsdirektor Adrian Borgula. Man habe den Eindruck, das Bundesamt stehe auf der Bremse. Die Velopolitik sei im Astra wohl weniger gut verankert als in den Städten, die sich täglich mit Herausforderungen auf engstem Raum konfrontiert sähen.

Das Astra wird die Ergebnisse des Pilotversuchs mit den Fachgremien und Fachverbänden diskutieren. Gestützt darauf wird über das weitere Vorgehen entschieden. Bis zum definitiven Entscheid über die Einführung von Velostrassen dürfen die Pilotstrecken in Betrieb bleiben. (pd/sda/sre)

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