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Luzern

Stadt Luzern erlaubt umstrittenen Abriss für Neubau der «Lion Lodge»

Die Stadt Luzern hat das Baugesuch für den Abbruch und Neubau des Gebäudes an der Zürichstrasse 55/57 bewilligt. Mitglieder des Vereins Pro Steinenstrasse haben dagegen eine Verwaltungsbeschwerde eingereicht.
Das Hostel «Lion Lodge» (rosa Gebäude links), fotografiert im Juli 2018 von der Steinenstrasse aus. Die Baustangen zeigen ein relativ hohes Neubauprojekt an; dieses wurde bei der zweiten Auflage erheblich reduziert.  (Bild Manuela Jans (13. Juli 2018)
Ein Transparent zeigt den Unmut der Anwohner. (Bild: Pius Amrein (Luzern, 13. Juli 2017)
Monika Senn vom Verein Pro Steinenstrasse. Bild pd

Hugo Bischof

Hugo Bischof

Hugo Bischof

Die beiden Gebäude an der Zürichstrasse 55 und 57 in der Stadt Luzern dürfen abgerissen und neu gebaut werden. Die Stadt Luzern hat die Einsprachen gegen das entsprechende Baugesuch abgewiesen. Im Gebäude Zürichstrasse 57 befindet sich das Hostel Lion Lodge. Es soll abgerissen werden und durch ein Boutique-Hotel ersetzt werden. Um das Abbruch- und Neubauprojekt ist ein jahrelanger Streit im Gang.

Ob und wann der Abbruch der beiden Gebäude erfolgen kann, steht auch nach dem jetzigen Entscheid aber noch nicht definitiv fest. Mitglieder des Vereins Pro Steinenstrasse haben gegen den Entscheid der Stadt beim Kantonsgericht eine Verwaltungsgerichtsbeschwerde eingereicht. Die beiden Gebäude an der Zürichstrasse 55 und 57 grenzen auf ihrer Rückseite an die Steinenstrasse. Deren Anwohner befürchten durch den Neubau negative Auswirkungen auf das Strassenbild.

Denkmalpflege sprach sich gegen Abriss aus

Die Luzerner Stadtbaukommission setze sich mit ihrem Entscheid über die kantonale Denkmalpflege hinweg, kritisiert der Verein Pro Steinenstrasse. Dessen Sprecherin Monika Senn betont, die Denkmalpflege habe sich im Juli 2018 gegen eine Bewilligung des Baugesuchs ausgesprochen. Sie zitiert aus der Stellungnahme der Denkmalpflege: «Das Doppelhaus Zürichstrasse 55/57 markiert den Auftakt zur einheitlichen Häuserzeile an der oberen Zürichstrasse.» Das Baugesuch sei aufgrund mangelnder Eingliederung und Qualität nicht zu bewilligen.

Anwohner der Steinenstrasse hatten sich bereits früher gegen den Abbruch der beiden Gebäude gewehrt. Mit einer Petition, die von 1700 Personen unterschrieben wurde, setzten sie sich für den Erhalt des «schützenswerten und einzigartigen Ortbilds» der Steinenstrasse ein. Die Gebäudeeigentümer nahmen daraufhin Änderungen am Bauprojekt vor. Insgesamt soll das neue Hotel nun etwas kleiner werden als zuerst geplant. Die Besitzer verzichten auf sechs Zimmer. Zudem werden die ursprünglich geplanten Balkone Richtung Steinenstrasse weggelassen. Auch soll der Bau tiefer in den Boden gebaut werden, wodurch er insgesamt an Höhe verliert.

Das geht dem Verein Pro Steinenstrasse immer noch zu wenig weit. Für sie kommt einzig eine Sanierung der bestehenden Gebäude in Frage. «Die privaten Interessen der Hauseigentümer würden höher gewichtet als das öffentliche Interesse am Erhalt der malerischen Steinenstrasse», kritisiert Monika Senn. Mit ihren bunten Handwerk-Häusern und dem neu renovierten Wandbild stehe die Steinenstrasse «für ein wichtiges Kapitel in der Luzerner Stadtgeschichte». Der Verein Pro Steinenstrasse befürchtet, dass mit einem Neubau andere Grundeigentümer nachziehen «und so der Anfang vom Ende der Steinenstrasse eingeläutet wird».

Stadt: «Gewichtige öffentliche Interessen»

Der Entscheid der Stadt zur Bewilligung des Baugesuchs liegt unserer Zeitung vor. Der Neubau falle als Auftaktgebäude zwar etwas höher aus als die folgenden Gebäude an der Zürichstrasse, heisst es darin. Dies vermöge aber nicht ausreichend zu begründen, «dass der Neubau die Umgebung unzulässig stören würde», so die Stadt. Dass die kantonale Denkmalpflege die beiden Gebäude als «erhaltenswert» bezeichne, sei lediglich eine Empfehlung, schreibt die Stadt weiter: «Von einer Unterschutzstellung ist nicht die Rede. Es liegt kein kantonaler Entscheid gegen den Abriss vor.» Die Denkmalpflege bringe keine triftigen Gründe gegen den Abbruch der beiden Gebäude vor: «Sie kann nicht schlüssig darlegen, wie und ob die Umgebung durch den Neubau gestört würde.» Für die Bewilligung eines Neubaus sei die Denkmalpflege zudem nicht zuständig.

Die beiden Gebäude seien in einem schlechten Zustand, hält die Stadt weiter fest. Das lasse den Erhalt «zweifelhaft erscheinen». Für den Neubau sprechen könnten gemäss Stadt «die geplante Investition von 6 Millionen Franken, der Erhalt von Arbeitsplätzen und die Entwicklung des Tourismus in Luzern als gewichtige öffentliche Interessen der Stadtentwicklung».

Stadtarchitekt Jürg Rehsteiner bestätigt, dass die Stadt das Baugesuch bewilligt hat. Aufgrund des laufenden Verfahrens gibt er aber keine weitere Auskunft.

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