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Tourismus

Stadt Luzern erhält mehr Einfluss auf die Tourismusförderung

Der Grosse Stadtrat bewilligt die Leistungsvereinbarung mit Luzern Tourismus. Diese sieht vor, dass die Kurtaxengelder neu von der Stadt verwaltet werden und städtisches Geld nicht für Marketing in Fernmärkten eingesetzt werden darf.

Wohin steuert der Luzerner Tourismus? Die Stadt Luzern will bei dieser Frage stärker mitreden.
Bild: Bild: Pius Amrein (Luzern, 1. Juli 2022)

Alle vier Jahre erneuert die Stadt Luzern ihre Leistungsvereinbarung mit der Luzern Tourismus AG. Jetzt ist es wieder so weit: Das Stadtparlament bewilligte am Donnerstag die neue Vereinbarung für die Periode 2023–2027. Doch anders als früher bleibt es nicht bei kosmetischen Retuschen. Die neue Leistungsvereinbarung bedeutet einen Richtungswechsel der bisherigen Tourismuspolitik. Das sind die wichtigsten Änderungen:

Die 550'000 Franken, welche die Stadt jährlich an die Luzern Tourismus AG zahlt, dürfen nicht mehr für Marketingaktivitäten in Übersee verwendet werden.

Die Kurtaxen steigen um 50 Rappen auf 2.30 Franken pro Nacht (Ferienwohnungen) und 2.80 Franken (Hotels).

Die Kurtaxen fliessen nicht mehr automatisch an Luzern Tourismus , sondern werden von der Stadt verwaltet. Neu behält die Stadt zehn Prozent davon zurück für die Finanzierung einer neuen Projektleiterstelle Tourismus in der Stadtverwaltung.

Diese Änderungen widerspiegeln die Forderungen, die das Stadtparlament bereits bei der «Vision Tourismus 2030» eingebracht hatte: Anstelle von asiatischen Touristen, die bestenfalls eine Nacht in Luzern verbringen, sollen mehr Schweizer und europäische Gäste hierherkommen und länger bleiben. Daher soll kein städtisches Geld mehr für Werbung in Fernmärkten verwendet werden. Lena Hafen (SP) sagte dazu: «Es kann nicht sein, dass eine Stadt, die CO 2 -Neutralität anstrebt, noch extra dafür wirbt, dass Leute hierherfliegen.» Ein Ende der Marketingaktivitäten in Übersee bedeutet dies aber keineswegs: Der städtische Beitrag macht nur einen kleinen Teil des 16-Millionen-Budgets von Luzern Tourismus aus.

Allgemein herrscht bei SP und Grünen ein grosses Misstrauen gegenüber der Tourismus AG. Die neue Leistungsvereinbarung trägt denn auch die Handschrift der Linken, die sich im Tourismus ein stärkeres Engagement der Stadt wünschen. So entscheidet künftig die Stadt über die Verwendung der Kurtaxengelder. Und die neue Tourismusabteilung in der Verwaltung soll sich um eine aktive Steuerung des Tourismus kümmern.

Parlament verschärfte die Vorlage

Die neue Leistungsvereinbarung bedeutet also, dass die Stadt im Tourismusbereich mehr Einfluss erhält. Bei der Beratung am Donnerstag schärfte das Parlament sogar noch etwas nach: Bei der Kongressförderung sollen künftig auch ökologische Kriterien gelten. Gemäss SP ist diese Massnahme vor dem Hintergrund des «Schlumberger Forums» zu verstehen, das im September für Kontroversen sorgte, weil Vertreter aus der Erdölbranche im KKL auftraten.

Das Parlament beauftragte den Stadtrat zudem, zu einem späteren Zeitpunkt eine weitere Erhöhung der Kurtaxen zu prüfen. Die SP kann sich eine Erhöhung um 1 Franken pro Nacht vorstellen. Das Geld könnte in die Kulturförderung sowie in die allgemeine Tourismusinfrastruktur fliessen. Mit einem attraktiven Kulturangebot könne man Gäste aus der Schweiz und Europa anlocken. Anders sahen das die Bürgerlichen: Investitionen in die öffentliche Infrastruktur seien eine reguläre Stadtaufgabe. Auch Stadtrat Martin Merki (FDP) sagte: «Im aktuellen Umfeld wäre eine weitere Erhöhung der Kurtaxen überhaupt nicht angezeigt.»

Auch die allgemeine Kompetenzverschiebung von Luzern Tourismus hin zur Stadt sieht Merki kritisch. Schliesslich habe Luzern Tourismus – und nicht die Stadtverwaltung – das notwendige Wissen über die Bedürfnisse der Gäste. Thomas Gfeller (SVP) sah dies ähnlich: «Die Betreuung der Märkte muss in den Händen von Profis sein.» Gfeller kritisierte die Linken, sie würden die Gäste in «gute» und «schlechte» Touristen einteilen.

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